Berlin feiert im November Jahre 30 Jahre „Mauerfall“.

Vom 4. bis zum 10. November lädt Berlin zu einer Festivalwoche zum 30. Jubiläum anlässlich der Friedlichen Revolution in der DDR im Jahre 1989 ein.

In diesem Jahr, am 9. November, jährt sich die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze zum 30. Mal. Ein mutiger DDR-Grenzsoldat an der Bornholmerstraße in Berlin-Prenzlauerberg, Harald Jäger, ließ zunächst einige, dann aber, wie es hieß, „um Druckentlastung zu erreichen“, tausende die Bornholmerbrücke in Richtung Berlin-Wedding passieren.

Dr. Gero Neugebauer, FU Berlin

Ausgangspunkt war eine internationale Pressekonferenz, in der das DDR-Politbüromitglied Günter Schabowski das neue Reisegesetz der DDR vorstellte, nach dem es seinerzeit  allen DDR-Bürgern erlaubt werden sollte, ohne Angabe von Gründen einen Antrag zu stellen und aus der DDR auszureisen.

Auf die Frage eines Journalisten, ab wann das gelte, antwortete Schabowski: „Nach meiner Kenntnis ist das sofort…, unverzüglich…“.

Dies wurde jedoch nicht so verstanden, wie Schabowski es eigentlich zuvor verkündete, nämlich dass zunächst ein Antrag für eine Ausreise zu stellen sei, der auch sofort zu genehmigen war, sondern die DDR-Bürger klammerten sich an dieses „“Sofort… unverzüglich“ und  glaubten, die Grenze sei sofort geöffnet und stürmten zu den Grenzübergangsstellen.

Der Mauerfall und die deutsch-deutsche Einigung waren ab diesem Moment nicht mehr aufzuhalten.

Vom 4. bis zum 10. November lädt Berlin nun anlässlich dieses historischen Ereignisses im Rahmen einer Festivalwoche zum Erinnern, Diskutieren und Feiern ein.

In der Berliner Gethesemanekirche wurde heute das Programm dafür vorgestellt.

Pressekonferenz in der Berliner Gethsemanekirche am 19. August 2019 mit Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, Marianne Birthler, bis 2011 Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH, sowie Projektpartner Peter Kolski, MauAR App/Augmented Reality.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller:

„30 Jahre Mauerfall bietet die Gelegenheit, zurück und nach vorne zu schauen. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger anregen, ihre Erinnerungen und ihre Erwartungen noch einmal in unser aller Gedächtnis zu rufen. Die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Zeit seit dem Mauerfall und gleichzeitig das Gedenken an diese historischen Tage sollen hier in Berlin für alle sichtbar werden und alle sollen mitmachen können. Wir wollen Bilder herstellen, die um die Welt gehen,
weil wir für unsere Stadt als freie, offene und tolerante Hauptstadt unseres Landes werben wollen. Ich freue mich, wenn Menschen dazu auch über die Generationen hinweg ins Gespräch kommen. Der Wert der Friedlichen Revolution kann so erneut vermittelt werden.“


Während der 1980er Jahre war die Gethsemanegemeinde, ebenso wie andere Berliner Gemeinden, ein Sammelpunkt für
Oppositionelle und die DDR-Friedensbewegung. Unter verschiedenen bürgerrechtlichen Gruppierungen unter dem Dach der Gethsemanegemeinde befand sich seit 1983/1984 eine der wenigen explizit lesbischen Gruppierungen in der DDR, der Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe – Lesben in der Kirche.
Die Gemeinde veranstaltete
Fürbittgottesdienste, Friedensgebete und öffentliche Diskussionen zum Kirchentag 1987, nach den Verhaftungen auf der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration am 17. Januar 1988, auf der Transparente mit dem Luxemburg-Zitat Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden gezeigt wurden, nach den gefälschten Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 und nach dem Massaker an der chinesischen Demokratiebewegung am 4. Juni 1989. Vor allem Pfarrer Werner Widrat unterstützte in dieser Zeit die oppositionellen Basisgruppen, die seit Anfang 1989 in der Gemeinde ein Kontakttelefon für Informations- und Vernetzungsarbeit betreiben konnten, an dem u. a. Ulrike Poppe und Marianne Birthler mitarbeiteten.[5]
Ab 2. Oktober 1989 war die Kirche Tag und Nacht geöffnet, die
Mahnwachen[6] (das Motto Wachet und betet war wiederum der Gethsemane-Geschichte des Matthäusevangeliums entnommen) und Diskussionsveranstaltungen wurden von Tausenden besucht, ein Meer brennender Kerzen bedeckte den Vorplatz und wurde zum Symbol für den gewaltfreien Protest. Am 7. Oktober, dem Nationalfeiertag und 40. Jahrestag der Staatsgründung der DDR, gingen Einheiten der Volkspolizei und der Staatssicherheit in der Schönhauser Allee mit Gewalt gegen Demonstranten vor, von denen sich viele in die Gethsemanekirche flüchten konnten. Trotzdem wurden über 1000 Menschen verhaftet und teilweise mehrere Wochen gefangengehalten.[7] In den folgenden Tagen sammelte die Kontakttelefongruppe im Gemeinderaum Gedächtnisprotokolle von Zeugen der Gewaltübergriffe und freigelassenen Inhaftierten.[5]
Am 9. Oktober forderte Bischof
Gottfried Forck in der Gethsemanekirche die DDR-Führung auf, deutlich und glaubhaft Schritte einzuleiten, damit […] eine demokratische und rechtsstaatliche Perspektive für die DDR gefunden wird.[8]
Am 5. November spielte die
Staatskapelle Berlin in der Gethsemanekirche Beethovens 3. Symphonie (Eroica), ein Konzert, bei dem der damalige Generalmusikdirektor der Komischen Oper, Rolf Reuter, unter großem Beifall forderte: „Die Mauer muss weg!“ Danach formierte sich ein spontaner Demonstrationszug durch die Schönhauser Allee.
Nach dem Rücktritt der alten DDR-Führung war die Kirche ein Treffpunkt und Diskussionsforum der
Bürgerbewegung. Zur Eröffnung der ersten und einzigen frei gewählten Volkskammer im März 1990 kam diese hier zu einem Gottesdienst zusammen. (Quelle: Wikimedia)

Fotoquellen/Videos: TP Presseagentur Berlin

­
­ ­

Eine Antwort

  1. „Ein mutiger DDR-Grenzsoldat“ ?
    Ich habe den Eindruck, dass von ihnen zum Thema „Berlin feiert im November Jahre 30 Jahre „Mauerfall““ oberflächlich recherchiert wurde.

    „Ein mutiger DDR-Grenzsoldat“, postulieren sie, ebenfalls wie viele Publikationen immer wieder und immer wieder schreiben wie eine Gebetsmühle…. seit Jahren: Grenzsoldaten haben die Mauer geöffnet. Selbst in der Landeszentrale für Politische Bildung. (https://www.lpb-bw.de/fall_der_berliner_mauer.html#c24963)
    „Gegen 21.00 Uhr fordert die Menge die Öffnung der Grenze. Die Situation spitzt sich zu, die diensthabenden Grenzsoldaten haben bisher keinen Befehl zur Öffnung der Grenze erhalten und die Menge vor dem Grenzübergang ruft: „Tor auf! Tor auf“. Es spielen sich tumultartige Szenen ab.“

    Fakt aber ist, ein Oberstleutnant des Ministeriums für Staatssicheheit, Oberstleutnant Harald Jäger, (https://www.wikiwand.com/de/Harald_J%C3%A4ger) hat den Befehl zur Öffnung der GÜST, der Grenzübergangsstelle erteilt. Er trat 1964 in den Dienst des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und arbeitete bis zur Wende und friedlichen Revolution in der PKE. Dort waren hauptamtliche Mitarbeiter des MfS tätig; diese versahen ihren Dienst jedoch aus Tarnungsgründen in regulären Dienstuniformen der Grenztruppen. Die Passkontrolleinheiten (PKE) waren Teil des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR und unterstanden der Hauptabteilung VI.

    Die damalige Führung der Berliner Grenzbrigade 1, hatte ihren Stab in Berlin-Treptow.
    (https://www.wikiwand.com/de/Grenztruppen_der_DDR)

    Nochmal:
    „Grenztruppen und das Ministerium für Staatssicherheit
    Die Besatzung der Grenzübergangsstellen (GÜSt) waren Angehörige der Hauptabteilung VI des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), der Zollverwaltung der DDR (die ihrerseits durch die HA VII kontrolliert und überwacht wurde) und Angehörige der Grenztruppen, sowie teilweise Zivilangestellte, wie z. B. Tierarzt, Rotes Kreuz, Staatsbank. Erstere gehörten zu als Passkontrolleinheit (PKE) bezeichneten Abteilungen und versahen ihren Dienst in der Uniform der Grenztruppen, ohne diesen jedoch anzugehören. Die Abfertigung von Personen und Waren lag außerhalb der Zuständigkeit der Grenztruppen. Durch Sicherungskompanien (SiK) oder Sicherungszüge (SiZ) der Grenztruppen wurden die Flanken, die Grenze selbst und die rückwärtige Begrenzung der GÜSt abgesichert.“

    Im Spielfilm „Bornholmer Straße“ ist fast als szenische Dokumentation zu sehen, dass Oberstleutnant Harald Jäger mit seinem vorgesetzten General in der Stasizentrale Normannenstraße telefoniert (https://www.wikiwand.com/de/Bornholmer_Stra%C3%9Fe_(Film))

    Ich war wehrpflichtiger Grenzsoldat von 1966-1967 und muss mir heute noch oft den Satz von alten „Westberlinern“ mit dem Wort „Gänsefleisch“ hören. „Gänsefleisch ma bitte ihren Gofferraum uffmachen!“ Wenn ich dann äußere, „Das war ein total anderer Verein“, in den Grenzübergangsstellen waren keine Grenzsoldaten, weil die da selber nicht hin durften und eine GÜST nur vom weiten gesehen haben.

    Die Berliner Mauer war Instrument der SED, der Machenschaften der Nomenklaturkader der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und des Ministerium für Staatssicherheit. Einfache Grenzsoldaten der NVA waren fast nur Wehrpflichtige (Freiwillig waren lediglich Berufssoldaten – Offiziere und Unteroffiziere, Freiwillige SAZ (Soldat auf Zeit).

    Der Stasi Oberstleutnant Harald Jäger hat am Abend des 9.November 1989 seinen eigenen Laden , den „Staat DDR“ zusammenklappen lassen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*