Geschäftsjahr 2017 am Berliner Friedrichstadt-Palast: Neue Rekorde knapp verfehlt durch Air Berlin-Insolvenz.

Trotz touristischer Herausforderungen erzielt der Friedrichstadt-Palast Berlin im Geschäftsjahr 2017 mit 25,3 Millionen Euro Ticketumsatz und über ½ Million Gästen das zweitbeste Ergebnis seiner 98-jährigen Geschichte.

Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr überspringt der Palast mit 25,3 Millionen Euro Ticketerlösen zum zweiten Mal seit 1919 die 25-Millionen-Marke. Im Vergleich zum Vorjahr mit 22,2 Millionen Euro sind das 3,1 Millionen Euro mehr (+14 Prozent) und 600.000 Euro weniger als im Rekordjahr 2013 mit 25,9 Millionen Euro.

2017 kamen 513.731 zahlende Gäste (ohne Freikarten). Im Rekordjahr 2013 waren es 518.670, also nur 4.939 Gäste mehr. Davor wurden zuletzt 2001 über ½ Million Gäste gezählt. Damit liegt der Palast nach Gästen weiter mit deutlichem Abstand auf Platz 1 der Berliner Bühnen. Hinzu kommen rund 200.000 Gäste für Hausvermietungen wie Berlinale und Gastspiele.

Die Auslastung 2017 betrug 89 Prozent. Im Premierenjahr 2016 lag sie bei 87 Prozent. Auf dem Tiefpunkt der Krise im Jahr 2008 waren es 64 Prozent Auslastung (und noch 153.030 Gäste weniger bei damals zusammen 360.701 Gästen). Zu den sehr guten Auslastungszahlen trug die bei Medien und jungen Gästen äußerst positiv aufgenommene neue Kindershow ‚Spiel mit der Zeit‘ bei, die noch bis 31. Januar läuft und in der Spielzeit 2018/2019 wiederaufgenommen wird.

Die Insolvenz von Air Berlin, deren Auswirkungen sich ab September und mit Wucht nach vollständiger Einstellung des Flugbetriebs Ende Oktober bemerkbar machten, dürfte den Palast nach internen Vergleichsrechnungen mindestens 15.000 Gäste und 1 Million Euro Ticketerlöse gekostet haben. Allein im November wurden in Tegel laut Flughafenangaben rund 350.000 Reisende weniger gezählt als im November des Vorjahres. Auch andere touristische Anbieter und Hotels berichten über Nachfragerückgänge aufgrund der eingeschränkten und verteuerten Flugkapazitäten nach Berlin. „Der Palast lebt zu 60 Prozent – in der Hochsaison noch mehr – vom Hauptstadttourismus. Dass unser Haus unter diesen schwierigen Bedingungen zum zweiten Mal die 25 Millionen Euro-Umsatzmarke überschritt, zeigt die enorme Kraft der aktuellen GAULTIER-Show“, so Intendant Dr. Berndt Schmidt. Zu Beginn seiner Intendanz vor zehn Jahren lag der Ticketumsatz bei 12,7 Millionen Euro.

Auch wenn sich die Transportsituation zum Sommerflugplan normalisieren soll, rechnet der Palast für das erste Halbjahr 2018 mit weiter spürbaren Umsatzausfällen zwischen 0,5 und 1 Million Euro. Trotz dieser Rückschläge dürfte THE ONE Grand Show die erfolgreichste Produktion des Hauses werden und die Vorgängershow THE WYLD mit ihren 765.000 Gästen überflügeln. THE ONE Grand Show, mit spektakulären Kostümen von Jean Paul GAULTIER, spielt noch ein halbes Jahr bis 5. Juli und schon jetzt sind 700.000 Tickets verkauft.

Als Bühne des Landes Berlin achtet der Palast nicht nur auf Umsatzoptimierung, sondern verfolgt die Vision, „ein Palast für alle“ zu sein. Dazu werden Angebote für Gäste mit Behinderungen weiter ausgebaut und über eine soziale Ticketvergabe sollen auch Menschen mit schmalem Geldbeutel oder in schwierigen Lebenslagen in den Genuss von Showbesuchen kommen. So liegt der Einstiegspreis für ein Ticket unverändert bei günstigen 19,80 Euro. Zudem besuchten 2017 über 6.000 sozial benachteiligte Menschen mit dem ‚berlinpass‘ des Senats für nur 3 Euro pro Ticket die Vorstellungen. Hinzu kamen rund 25.000 stark preisermäßigte Charity-Tickets zu 5 Euro pro Ticket für soziale Einrichtungen, Kliniken oder Hospize. Über die im Juni 2017 gestartete Initiative #PalastFürAlle kamen 3.700 Gäste für 5 Euro in den Palast. Die #PalastFürAlle-Tickets werden rein auf Vertrauensbasis an Menschen vergeben, denen es derzeit nicht möglich ist, Tickets zum regulären Einstiegspreis zu erwerben (Informationen unter www.palast.berlin/fueralle/). Obwohl 2017 mit knapp 35.000 Sozialtickets in diesem Bereich ein neuer Ausgaberekord erzielt wurde, stieg der durchschnittliche Kartenpreis von 47,35 Euro im Jahr 2016 auf 49,20 Euro in 2017 (+4 Prozent). Dazu Intendant Dr. Berndt Schmidt: „Kultur ist bedeutend für das Wohlbefinden eines Menschen und Teilhabe daran ist sozialer Kitt für eine Gesellschaft. Unser gestiegener Umsatz zeigt, dass sich wirtschaftliche und soziale Erwägungen nicht ausschließen müssen.“

Das sich zu 100 Prozent im Besitz des Landes Berlin befindliche Haus erhielt 2017 Zuwendungen in Höhe von 10,6 Millionen Euro, davon 1,6 Millionen Euro, die als Gebäudemiete direkt zurück ans Land überwiesen werden. Beim Vergleich mit anderen öffentlichen Bühnen ist zu beachten, dass der Palast etwa 15 Prozent seiner Kosten durch Zuwendungen ausgeglichen bekommt und bis zu 85 Prozent seiner Aufwendungen selber erwirtschaften muss.

Hinweis Friedrichstadt-Palast: Wir möchten schon zu Jahresbeginn erwähnen, dass die Zahlen des neuen Geschäftsjahres 2018 unter denen von 2017 liegen werden. Das liegt daran, dass zu geraden Jahreszahlen (wie 2016 und 2018) das Haus fast ein Vierteljahr geschlossen bleibt, um die neue Grand Show einzubauen (Weltpremiere im Herbst).

Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin

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