Michael Müller sprach Grußwort anlässlich der Verleihung der Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold an John Kerry.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat am Abend im Festsaal des Berliner Rathauses ein Grußwort anlässlich der Verleihung der Otto-Hahn-Friedensmedaille (OHFM) in Gold an den früheren Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika, John Kerry, gesprochen. Kerry ist der 16. Preisträger dieser Medaille, die durch die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) Landesverband Berlin-Brandenburg im Auftrag des Landes Berlin alle zwei Jahre an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich besonders um Frieden und Verständigung zwischen Völkern verdient gemacht haben. Sie ist nach dem früheren Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft und Nobelpreisträger Otto Hahn benannt. Otto Hahn ist Berliner Ehrenbürger und hat von 1906-1944 mit kürzeren Unterbrechungen in Berlin gelebt. Die Otto-Hahn-Friedensmedaille erinnert insbesondere an Hahns friedenspolitischen Aktivitäten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Müller: „Diplomatie, die Verständigung zwischen den Völkern ist ein oft mühsamer und langwieriger Weg voller Rückschläge und Enttäuschungen.  Aber es ist auch der Weg, auf dem unsere Welt friedlicher und sicherer geworden ist. Und es ist der, den wir gerade in Zeiten gehen müssen, die von vielfältigen Herausforderungen, einer immer größeren globalen Vernetzung und einem tiefgreifenden technologischen Wandel geprägt sind. Diese Botschaft verkörpert unser Preisträger John Kerry in besonderer Weise. Seine politische Karriere umfasst Verdienste aus einer langen Zeit als Senator, eine Präsidentschaftskandidatur sowie das Amt des Außenministers der Vereinigten Staaten. Doch noch beeindruckender als die Stationen seiner Vita ist John Kerrys beharrliches und leidenschaftliches Engagement für Dialog, für Diplomatie und Verständigung. Ich darf dem Preisträger für sein Engagement für den Frieden danken und ihm zur Auszeichnung gratulieren.“

Rede des Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Natioen (DGVN), Landesverband Berlin-Brandenburg,  Dr. Lutz-Peter Gollnisch:

„Verehrte Herr Secretary Kerry,

Sehr geehrter Herr Müller,

verehrte Frau Hassel,

Exzellenzen,

liebe Mitglieder unseres Landesverbandes,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

mir ist es eine besondere Freude, Sie am heutigen Abend – auch im Namen des

gesamten Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen,

Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. – im Festsaal des Berliner Rathauses zu

begrüßen.

Ich freue mich sehr, dass wir heute zusammengekommen sind, um einen Mann zu

ehren, der sich durch seine unermüdliche Arbeit in besonderer Weise verdient

gemacht hat: Secretary John F. Kerry. Das Kuratorium der Otto-Hahn-Friedensmedaille

hat sich mit Herrn Kerry einstimmig für eine herausragende Persönlichkeit

entschieden. Durch sein umfassendes Engagement für Frieden, Humanität und

Völkerverständigung wird er hier und heute zum 16. Preisträger der Otto-Hahn

Friedensmedaille in Gold ernannt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

der Namensträger dieser Medaille, Prof. Dr. Otto Hahn – Kernchemiker und

Ehrenbürger von Berlin – führte im Jahre 1938 zusammen mit seinem Assistenten Fritz

Strassmann ein Experiment durch, welches zur Entdeckung der Kernspaltung führte.

Spätestens nach dem Abwurf der ersten Atombomben über Hiroshima und Nagasaki

wurden ihm die verheerenden und katastrophalen Folgen dieser atomaren Waffen

bewusst. Um diesem Missbrauch seiner Entdeckung entgegenzuwirken, zeigte Otto

Hahn herausragendes und konsequentes Engagement, gegen die militärische Nutzung

der Kernenergie sowie gegen die atomare Aufrüstung der Großmächte vorzugehen.

Otto Hahn war in besonderer Weise darauf bedacht, den kommenden Generationen

die Chance zu geben, ihre gemeinsame Zukunft auf diesem Planeten in

menschenwürdiger Weise und nach demokratischen Aspekten frei gestalten zu

können.

Verehrtes Publikum,

die Begriffe Frieden und Diplomatie sind jeweils von langen Traditionen geprägt,

vereinen sich letztendlich jedoch zu einer gemeinsamen neuen Bedeutung. Diese

beruht auf einem sich seit geraumer Zeit entwickelnden Verständnis von

Notwendigkeiten und Möglichkeiten, internationale Gewaltkonflikte mittels

Diplomatie zu lösen. Genau dieser Aufgabe hat sich Herr Kerry mittels jahrelanger

herausragender Dialogführung gewidmet.

Herr Kerry ist nicht nur ein leidenschaftlicher Politiker und Jurist, sondern auch ein

zeitgenössischer Künstler! Per Definition verstehen wir unter dem Wort „Diplomatie“

die „Kunst der Verhandlung“. Adäquate Strichführung, Komposition und das richtige

Farbmischverhältnis machen Herrn Kerrys Werk zu einem lebendigen Meisterwerk,

welches dem Betrachter noch lange im Gedächtnis bleibt.

 

Bereits vor seiner Amtszeit als 68. Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika,

dessen Amt er vom 1. Februar 2013 bis zum 20. Januar 2017 bekleidete, keimten seine

Hoffnungen für eine friedlichere Welt auf. Durch seinen Einsatz in der U.S. Navy in

Vietnam wurde John F. Kerry zum selbsterklärten Kriegsgegner. Er arbeitete später

maßgeblich daran, die Aussöhnung zwischen den USA und dem ehemaligen

Kriegsgegner Vietnam auf politischer Ebene in die Wege zu leiten. Ferner treibt er die

Beschränkung des Waffenbesitzes voran und kämpft gegen den Klimawandel. Herr

Kerry war einer der wenigen Senatoren, die sich für eine amerikanische Unterschrift

unter das Kyoto-Protokoll einsetzten. Auch das Klimaabkommen von Paris kann Herr

Kerry als seinen Erfolg verbuchen. Die Ziele dieses Abkommens werden jedoch leider

ohne die weitere Unterstützung der USA verfolg werden müssen. Nichtsdestotrotz

bleibt Herr Kerry willensstark und betonte, er sei „völlig engagiert, dem

Klimaabkommen gerecht zu werden“.

Während seiner Amtszeit als US-Außenminister unter Barack Obama war Kerry

federführend für die Strategie der nuklearen Nichtverbreitung zuständig und ebenfalls

maßgeblich am Iran-Deal beteiligt, wofür wir ihm ebenfalls unsere Hochachtung

aussprechen möchten. Wie sich die Zukunft des Abkommens nach dem Austritt der

USA gestalten wird, bleibt jedoch leider ungewiss.

Auch im Syrien-Krieg war Kerrys diplomatisches Geschick gefragt und auch hier legte

er unermüdliches Engagement an den Tag.

Diese und weitere Bemühungen wie die Forderung eines Baustopps der Siedlungen in

Beit El zeugen von einem starken Demokratieverständnis. Dass Multilateralismus und

friedliche Koexistenz wichtige Garanten für eine stabile und sichere Weltordnung sind,

beweist Herr Kerry, indem er diplomatischen Herausforderungen mit Würde, Intellekt,

Stärke und Überzeugungskraft begegnet.

Verehrter Herr Secretary Kerry,

Winston Churchill beschrieb einmal, Diplomaten seien Meister des Zuhörens, aber

auch groß darin, wenn es sein muss, ohne viele Worte auszukommen und doch alles

anzusprechen.

(zum Publikum) Mit großer Leidenschaft und Hingabe widmet sich Herr Kerry dem

Dialog und der multilateralen Zusammenarbeit verschiedener Staaten. Auch die

Vereinten Nationen räumen diesem Dialog der Nationen einen zentralen Stellenwert

ein.

Verehrte Damen und Herren,

die Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold wird an Personen vergeben, die sich in

besonderer Weise um Frieden und Völkerverständigung verdient gemacht haben.  In

der Vergangenheit wurden Menschen mit so unterschiedlichen Geschichten wie

beispielsweise Daniel Barenboim, Hans Küng, Muhammad Ali, Mary Robinson, Miriam

Makeba und Michail Gorbatschow geehrt. Allen diesen Preisträgern – einschließlich

Herrn Kerry– eint, dass sie sich neben und mit ihrem Schaffen dem festen Willen zum

Frieden verschrieben haben.

Wir möchten am heutigen Abend einen Menschen auszeichnen, der herausragende

Leistungen in der Diplomatie zu verbuchen hat und sich darüber hinaus für die Arbeit

der Vereinten Nationen einsetzt. Damit zeigt Herr Kerry standhaft und unermüdlich,

wie wichtig die Stärkung der multilateralen Zusammenarbeit für eine friedliche

Gestaltung der Welt ist.

„Alle Nationen müssen zu der Entscheidung kommen, freiwillig auf Gewalt zu

verzichten. Sind sie dazu nicht bereit, so werden sie aufhören zu existieren.“ Dieses

humanitäre Vermächtnis Hahns schmückt die Rückseite der Otto-Hahn

Friedensmedaille, die wir heute Ihnen, sehr geehrter Herr Senator Kerry, aufgrund

Ihrer außergewöhnlichen Verdienste in der Diplomatie verleihen.

Dass das Engagement von Herrn Kerry auch bei hohen Repräsentanten einzelner

Staaten geschätzt wird, beweist folgendes Grußwort unserer Bundeskanzlerin, Frau

Angela Merkel, welches ich Ihnen heute verlesen darf:

„John Kerry ist eine herausragende Persönlichkeit in der internationalen Politik und ein

treuer Freund Deutschlands. Mit ihm hat die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten

Nationen eine exzellente Wahl zur Auszeichnung mit der Otto-Hahn-Friedensmedaille

getroffen.

John Kerry hat die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika in besonderer Weise

geprägt. Als Senator und als Außenminister setzte er sich unermüdlich dafür ein,

Gräben und Gegensätze zu überwinden und Lösungen zum allseitigen Vorteil zu finden.

Einst hatte John Kerry als Soldat selbst hautnah erfahren, welches Unheil Krieg für die

Menschheit bedeutet. Seitdem tritt er für Diplomatie als friedliches Mittel der

Konfliktlösung ein – voller Leidenschaft und mit großer Beharrlichkeit. So hat er auch

an einer diplomatischen Lösung im Atomstreit mit dem Iran gearbeitet und sich nicht

zuletzt für den Nahostfriedensprozess engagiert.

Wohl wissend, dass globale Fragen globaler Antworten bedürfen, gilt John Kerrys

besondere Unterstützung den Vereinten Nationen. Unermüdlich macht er sich für eine

Staatengemeinschaft stark, die auf der Basis gemeinsamer Werte und Regeln auf einen

friedlichen, konstruktiven Interessensausgleich bedacht ist.

John Kerry hat sich um ein friedliches Miteinander verdient gemacht – mit viel

Geschick, Verve und Chrisma. Sein Vorbild spornt an, bei den drängenden globalen

Fragen unserer Zeit auch weiterhin für Kompromissbereitschaft zu werben und

gemeinschaftlich Lösungen herbeizuführen. Ich freue mich mit John Kerry über seine

Auszeichnung mit der Otto-Hahn-Friedensmedaille und gratuliere ihm von Herzen.

Gezeichnet: Dr. Angela Merkel“

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

diesen Grußworten schließe ich mich uneingeschränkt an. Ich freue mich ganz

besonders über den würdigen und festlichen Rahmen der heutigen Veranstaltung und

möchte die Gelegenheit nutzen, zu betonen, dass diese Festlichkeit allerdings

besonders von der Unterstützung vieler Menschen im Hintergrund abhängig ist. Daher

möchte ich meinen Dank an all die fleißigen Helferinnen und Helfer, die zu großen

Teilen ehrenamtlich tätig sind, aussprechen.

Dies gilt auch für die großartige Unterstützung durch die Berliner Senatskanzlei, die

auch in diesem Jahr wieder die Preisverleihung durch ihre Zusammenarbeit ermöglich

hat.

Ferner möchte ich mich bei der Feuersozietät Berlin-Brandenburg Versicherung AG

sowie all den Personen, bei der Umsetzung dieses Abends zur Verfügung standen,

bedanken.

Schließlich möchte ich Herrn Kerry im Namen des Stifters unserer Medaille – Herrn

Dietrich Hahn, der heute krankheitsbedingt leider nicht anwesend sein kann – einen

ganz herzlichen Glückwunsch aussprechen und seine Hochachtung übermitteln.

Damit übergebe ich das Wort an Frau Hassel, deren Laudatio wir nach einem kurzen

musikalischen Einspiel hören werden.“

Die Laudatio auf John Kerry hielt die Leiterin und Chefredakteurin des ARD-Hauptstadt-Studios in Berlin, Tina Hassel.

Wir geben diese Laudatio hier wieder (es gilt das gesprochene Wort):

„Lieber John Kerry,

sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, lieber Michael Müller,

sehr geehrte Frau Staatssekretärin Chebli,

sehr geehrter Herr Dr. Gollnisch,

sehr geehrte Damen und Herren,

Gestatten Sie mir mit einer persönlichen Note zu beginnen:

„Full Circle“ sagt man in den USA, wenn sich ein Kreis schließt. Und in gewisser Weise ist dies der Fall, wenn ich heute Abend die große Freude und Ehre habe, die Laudatio auf Sie, lieber John Kerry zu halten.

Denn ich habe, ohne dass Sie dies natürlich realisiert hatten- ausländische Networks sind in der Washingtoner Politik nicht gerade ganz oben auf der Prioritätenliste und meistens ist es US-Politikern nicht so wichtig, wie im Ausland über sie berichtet  wird – mehrere Jahre aus Washington über Sie berichtet und habe dabei auch die ein oder andere Reise in ihrem Schlepptau gemacht.

Anlässe Ihnen zu folgen gab es mehr als genug: Sie sind der meiste gereiste Außenminister in der Geschichte der USA: Sie haben in Ihrer Zeit über eine Million Meilen zurückgelegt, mehr als  80 Länder besucht. US Kollegen haben ausgerechnet, Sie waren in Ihrer Amtszeit  sage und schreibe 466 Tage „on the road.“

Warum erwähne ich das? Nun, weil das alleine bereits beweist: Sie sind ein Meister der Krisendiplomatie!

Sie haben wie kaum ein anderer gerungen um diplomatische Lösungen –  auch und gerade in festgefahrenen Konflikten!

Buchstäblich UNERMÜDLICH haben Sie Partner gesucht, um abgerissene Gesprächsfäden wieder neu zu knüpfen.

Dabei sind Sie auch Risiken eingegangen, haben Rückschläge in Kauf genommen–  mit dem einen Ziel: nichts unversucht zu lassen, um doch noch eine friedliche Lösung für einen drohenden Konflikt zu ermöglichen.

Ihr Markenzeichen ist Beharrlichkeit!  Wie oft werden Sie sich aber auch wie ein moderner Sysiphos gefühlt haben, lieber John Kerry?

Das verbindet Sie mit ihrem Freund, dem damaligen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier.

Der hatte in seiner Zeit als Außenminister so treffend auf den Punkt gebracht: ich zitiere:

„Zum Job eines Außenministers gehört, nicht nur Kontakte zu befreundeten Staaten zu haben. Es gehört kein Mut dazu, ein lautstarkes Statement abzugeben. Die größere Überwindung ist, mitten im Konflikt hinzufahren und dem gegenüber zu sagen, was man von den Verhältnissen hält und was wir von unserer Seite aus nicht billigen und nicht ertragen können“

Genau das ist Ihre Leitlinie: Sie sind z.B. in einer Zeit, als der Konflikt mit den Taliban in Afghanistan hoffnungslos erschien, dennoch nach Kabul gereist, um 5 Stunden lang auf den afghanischen Präsidenten Hamid Karzai einzureden. Warum? Nun, weil Sie darauf vertrauen, nicht mit Druck und Drohungen, sondern mit Argumenten etwas bewirken zu können. „Power of persuation“ – das ist das Meisterstück erfolgreicher Diplomatie.

Lieber John Kerry – die Otto Hahn Friedensmedaille wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich herausragende Verdienste um Frieden und Völkerverständigung erworben haben. Únd das haben Sie!

Am 17.12. 38 hatte Otto Hahn in Berlin Dahlem die Kernspaltung des Uran Atoms entdeckt damit den Beginn des Atomzeitalters markiert.

Übrigens ganz in der Nähe des  Bachstelzenweg, wo Sie in den 50er Jahren eine kurze Zeit mit Ihrer Familie gelebt hatten.

„Verdienste für Frieden und Völkerverständigung“…in diesem Geist sind Sie sind ein wunderbarer Preisträger. Als US-Außenminister haben Sie maßgeblich dazu beigetragen, einen nuklearen Iran zu verhindern.

Sie waren der zentrale Verhandlungsführer und für viele gelten Sie als der Architekt des Abkommens, das im Juli 2015 zwischen den 5 permanenten Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates + Deutschland mit dem Iran beschlossen wurde.

Es gilt als Meisterstück beharrlicher Diplomatie. Denn es schafft, so unterschiedliche Player wie Russland,  China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland zusammen zu führen. Vorausgegangen waren nächtelange Verhandlungsrunden. Mehrmals glaubte man einem Abschluss nahe zu sein, dann gingen die Unterhändler doch wieder ohne Ergebnis auseinander. Selbst gesteckte Fristen wurden wieder und wieder verlängert.

In dieser Zeit haben Sie – das wurde mir detaillaireich berichtet, im Keller des Palais Coburg in Wien, im sogenannten Weinarchiv, lange Stunden mit Frank Walter Steinmeier verbracht, um nach Lösungen aus der festgefahrenen Situation zu suchen. Diese gemeinsamen Nächte sollen der Beginn ihrer Freundschaft gewesen sein. Und wir wissen, echte Freundschaften in der Politik sind rar. Zwei Perfektionisten, für die Aufgeben nie eine Option war.

Dass Sie, lieber John Kerry steht’s aufs Ganze gingen, auf volles Risiko, das haben sie auch in dieser Zeit der endlosen Verhandlungen bewiesen. In einer Situation, in der ihre Partner kurz den Atem anhielten. Zum Ende des Verhandlungsmarathons gingen sie ihrer Leidenschaft nach, Rad fahren. Doch Sie schwangen sich nicht irgendwo aufs Rad,  sondern Sie fuhren die Col de la Colombiere Tour, eine der härtesten Berg Etappen  der Tour de France. Nach einem Sturz mussten Sie für einige Zeit ins Krankenhaus. Aber selbst aus der Klinik haben Sie weiter Meetings einberufen und die Fäden zusammen gehalten. Das sagt viel aus, über Ihren Verhandlungsstil.

Dank Ihres unermüdlichen Verhandlungsgeschicks gelang der Durchbruch; ein Abkommen, das dem Iran die zivile Nutzung der Atomkraft ermöglicht, und ihm gleichzeitig die Entwicklung von Atomwaffen strikt untersagt. Im Gegenzug sollten die Sanktionen gegen Teheran schrittweise aufgehoben werden.

Was auf dem Spiel stand damals, haben Sie selber in aller Klarheit auf den Punkt gebracht:

“in reaching and implementing this deal; we took a major security threat off the table, without firing a singel shot!!!“

Frank Walter Steinmeier ergänzte damals:  „Das ist ein wichtiger Satz deshalb, weil man sich erinnern muss, was passieren könnte, wenn dieses Abkommen wieder in sich zusammenfällt und neue Aufrüstungen im mittleren Osten stattfinden“.

Nun, dieser Satz zeigt die Fallhöhe und ist von bedrückender Aktualität. Die Uhren werden wieder zurückgedreht. Präsident Trump hat das Iran Abkommen einseitig aufgekündigt. Schon wenige Tage später verhängte die US-Regierung neue Sanktionen gegen den Iran.

Und die zeigen Wirkung! Obwohl die europäischen Unterzeichnerstaaten des Atomabkommens sich um Schadensbegrenzung bemühen, springen auch immer mehr europäische Unternehmen ab: Siemens, Adidas, Telekom, Deutsche Bahn, Volkswagen und Daimler, aber auch andere europ. Großkonzerne wie z.B. der Ölgigant Total oder der frz. Automobilhersteller PSA. Der Druck wächst. Das Irangeschäft ist für viele Unternehmen nicht so wichtig, im Vergleich mit dem Markt in den Vereinigten Staaten. 

Und die USA stehen mit der Kritik an dem Abkommen nicht allein. Auch Israel bezeichnet es als historischen Fehler.

 Die Väter des Abkommens müssen wieder kämpfen um den Erhalt. Und das tun Sie, lieber John Kerry.

Sie haben deutliche Worte der Kritik gefunden, Sie haben den einseitigen Ausstieg der US unter der neuen Administration als Zitat: „indefensible“, „disgraceful“ und „destructive“ bezeichnet.

Und Sie reisen wieder durch die Welt um vor den Konsequenzen zu warnen, sollte das JCPOA  scheitern.

Im April dieses Jahres waren Sie zuletzt in Europa, um überall, auch hier in Berlin zu warnen und zu mahnen. Ihre Botschaft;  es gibt keine Alternative zu diesem Deal. Trotz all seiner Unzulänglichkeiten.

Schon 2015, bei der Unterzeichnung hatten Sie klargestellt, diese Vereinbarung baue nicht auf Vertrauen, sondern auf Kontrolle und strikte Vereinbarungen. Und gebrochen, hat der Iran diese Vereinbarungen bislang nicht.

Auch 500 Parlamentarier aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich haben sich in einem offenen Brief übrigens an ihre US-Kollegen gewandt und auf die Bedeutung des Abkommens aufmerksam gemacht.

Aber das Iran Abkommen ist nur ein Beispiel für Ihre internationales Engagement und Ihre Bereitschaft, gemeinsam mit den Vereinten Nationen Verantwortung für globale Probleme zu übernehmen. Schon vor Ihrer Zeit als Aussenminster hatten Sie sich leidenschaftlich für Klimaschutz engagiert. Im Kongress hatten Sie mit aller Kraft für einen „Climat Bill“ gekämpft, um ein Gesetz also und um finanzielle Mittel gegen den US Beitrag zum Klimawandel.

Ein Engagement, das Sie bis heute leidenschaftlich verfolgen. Den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen haben Sie als „an invitation to join in a suicide pact“, als Einladung zum Selbstmord bezeichnet.

Sie haben mit internationalen Partnern dafür gesorgt, dass große Bestände der syrischen Chemiewaffen außer Land gebracht und unter internationaler Aufsicht vernichtet wurden. Mehr als 600 Tonnen Chemikalien, mit denen Sarin und Senfgas hergestellt werden können, wurden unschädlich gemacht. Auch das ging nur in einer Allianz, mit Russland, China, Dänemark, Norwegen, Italien – und natürlich Deutschland, Finnland, wo schwachgiftige Reste unschädlich gemacht wurden.

Lieber John Kerry, vor genau zwei Jahren wurde Ihnen hier in Berlin das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte Sie da als „wahren Freund.“ Bei der Zeremonie sagte er: „John Kerry ist der beharrlichste Diplomat, den ich kenne.“

Die kurz beschriebenen Beispiele zeigen es – Und ein größeres Kompliment hätte man Ihnen wohl kaum machen können.

Ihr Buch: „a call to service“ ist ein flammender Aufruf zum Mulitlateralismus. Solch starke, beharrliche Bekenntnisse brauchen wir gerade jetzt.

Einer der größten Kritiker der transatlantischen Zusammenarbeit sitzt derzeit im Weißen Haus. Die Idee von America First sieht in der internationalen Zusammenarbeit vor allem eines, den Versuch, die USA über den Tisch zu ziehen.

In dieser Zeit sind starke, aber moderate  Stimmen wichtiger denn je. Diplomatische Profis und „Gentleman-Politiker“, die auf den

Austausch von Argumenten setzen, statt auf Drohungen und Kampfansagen.

Partner, die Differenzen, die es immer gab und immer geben wird in einer lebendigen Partnerschaft, auf der Basis von Vertrauen und Vernunft ausräumen.

Ich will zum Ende noch einmal ihren Freund, Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zitieren. Der sagt: „John Kerry verkörpert das Beste an Amerika: Großzügigkeit, Warmherzigkeit, Verlässlichkeit und politische Vernunft“

In diesem Sinne – lieber John Kerry, sind Sie ein Diplomat der alten Schule, im besten Sinne des Wortes. Ihre Stimme wird in der Welt gebraucht, mehr denn je. Herzlichen Glückwunsch zur Otto-Hahn-Friedensmedaille! Und Herzlichen Glückwunsch auch zu Ihrem 75 Geburtstag, den Sie Anfang der Woche gefeiert hatten.“

Fotoquelle und Collage: TP Presseagentur Berlin

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