Streik im Berliner und Brandenburger Einzelhandel.

ver.di rief die Beschäftigten des Einzelhandels und einzelner Lebensmittellager der Region zu einem weiteren, ganztägigen Streik am heutigen Donnerstag, 14. Oktober 2021, auf. Einbezogen sind einzelne Filialen der Unternehmen IKEA, REWE, Kaufland, GALERIA Karstadt Kaufhof, EDEKA, Thalia, H & M, Primark sowie das REWE-Lager in Mariendorf und das Kaufland-Lager Lübbenau. Zentraler Streikort ist der Berliner Breitscheidplatz, wo die Streikenden um 11.15 Uhr eine Performance gaben.

Anlass für den Streik sind die immer noch ergebnislosen Tarifverhandlungen zwischen ver.di und dem Handelsverband für die rund 141.000 Berliner und 78.000 Brandenburger Einzelhandelsbeschäftigten.

„Am Mittwoch demonstrieren Berliner und Brandenburger Verkäuferinnen und Verkäufer erneut für einen fairen Tarifabschluss mit einem deutlichen Lohnplus. Auch regionale Themen, wie Laufzeit- und Arbeitszeitharmonisierung zwischen Ost-und West sind den Streikenden wichtig. Der Arbeitgeberverband hatte in der letzten Verhandlung kein neues Angebot vorgelegt. Alle Beschäftigten brauchen aber dringend eine Gehaltserhöhung analog zur in einigen Bundesländern bereits erzielten Einigung. Die Preise steigen und auch Verkäuferinnen müssen Rechnungen zahlen. Die Erwartungshaltung der Streikenden ist eindeutig, sie wollen bei der nächsten Verhandlung am 19. Oktober 2021 einen guten Abschluss erzielen“, sagt Conny Weißbach, Verhandlungsführerin und Fachbereichsleiterin Handel Berlin-Brandenburg. 

Ohne Fortschritte endete die dritte Tarifverhandlung für die rund 141.000 Berliner und 78.000 Brandenburger Beschäftigten am 16. September 2021. Die notwendige Bewegung der Arbeitgeber blieb aus, sie stellten lediglich eine Laufzeitverkürzung von 36 auf 24 Monate in Aussicht. „Trotz der hohen Inflationsrate von aktuell 3,9 Prozent legten die Arbeitgeber kein verbessertes Angebot vor. Für die Verkäuferinnen und ihre Familien ist das eine herbe Enttäuschung! Seit fast drei Monaten warten sie auf ihre Lohnerhöhung. Die Unternehmen halten sie hin, während Lebensmittelpreise, Benzinkosten und Kleidung zwischen 3,5 und 10,5 Prozent steigen“, erklärt Conny Weißbach.

Im alten Angebot vom 30. Juli ist vorgesehen, dass nur Unternehmen, die nicht von staatlicher Schließung betroffen waren, in diesem Jahr nach zwei Leermonaten eine Erhöhung von 2 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 150 Euro zahlen würden. Ab Juli 2022 würden dann weitere 1,4 Prozent folgen und weitere 2 Prozent im Juli 2023. Unternehmen, die von Schließung betroffen waren, hätten demnach die Möglichkeit die Erhöhungen ins jeweilige Folgejahr zu verschieben. Damit gäbe es in diesem Jahr gar keine Erhöhung. Im Einzelhandel sind jedoch Rekordumsätze erzielt worden. Insgesamt hat der Umsatz 2020 um mehr als fünf Prozent zugelegt. Der Lebensmitteleinzelhandel profitiert neben der historischen Umsatzsteigerung von 8 Prozent im vergangenen Jahr, aktuell von den Preissteigerungen in den Supermärkten. „Die Arbeitgeber versuchen, die Krise und die damit verbundene Verunsicherung zu nutzen, um von den guten Umsätzen abzulenken und Dumpingtariferhöhungen durchzusetzen. Doch die Beschäftigten im Einzelhandel erwarten zu Recht eine angemessene Erhöhung ihrer Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütungen. Wir vermissen eine eigene Lösungsidee der Arbeitgeber für diese festgefahrene Situation“, sagt Conny Weißbach.

ver.di fordert für die diesjährige Tarifrunde des Einzelhandels in Berlin und Brandenburg eine Erhöhung der Löhne und Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 4,5 Prozent plus 45 Euro pro Monat. Außerdem setzt sich die Gewerkschaft für ein rentenfestes Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde ein. Weitere wichtige Themen seien eine Laufzeit- und Arbeitszeitverkürzung.  Bisher beginnen die Tarifverhandlungen drei Monate nach dem Start in den übrigen Bundesländern, was eine aktive Beteiligung aus Berlin und Brandenburg üblicherweise stark einschränkt. Laufzeitverkürzung meint die Angleichung der Arbeitszeit auf einheitlich 37 Stunden/Woche. Noch immer arbeiten Beschäftigte in „Berlin Ost“ und in Brandenburg 38 Stunden/Woche und damit eine Stunde mehr als ihre Kolleginnen und Kollegen im Tarifgebiet West. Zudem will ver.di erreichen, dass die Tarifverträge des Einzelhandels für allgemeinverbindlich erklärt werden und sie für alle Beschäftigten der Branche gelten.

Der nächste Verhandlungstermin ist für den 19. Oktober 2021 vereinbart worden.

Fotoquelle: (Streik am 13.09.2021): TP Presseagentur Berlin

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