Woidke sieht im Kniefall von Warschau Symbol des Neuanfangs in den deutsch-polnischen Beziehungen.

Der Polen-Koordinator der Bundesregierung und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke würdigt die herausragende historische Bedeutung des „Kniefalls von Warschau“ von Willy Brandt. Den spontanen Kniefall machte der damalige Bundeskanzler am 7. Dezember 1970 vor dem Denkmal für die Helden des Aufstands im jüdischen Ghetto unmittelbar vor der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages im Rahmen der neuen Ostpolitik.

Woidke betont anlässlich des heutigen 50. Jahrestages dieser „stummen Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen am polnischen Volk im 2. Weltkrieg“:

„Ohne Mut, Verantwortungsbereitschaft und Weitsicht auf beiden Seiten hätte der Weg der Annäherung und Versöhnung zwischen Deutschen und Polen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht beschritten werden können. Willy Brandt hat hierfür Großes geleistet. Dass Deutsche und Polen heute Freunde und Partner sind ist keine Selbstverständlichkeit. Dieses Vermächtnis hochzuhalten, liegt in unserer Verantwortung.“

Woidke weiter: „Der Kniefall von Willy Brandt war damals – 25 Jahre nach Kriegsende und mitten im Kalten Krieg – eine emotionale und berührende Geste. Sie brachte auch die innere Stärke und die tiefe humanistische Überzeugung des späteren Friedensnobelpreisträgers zum Ausdruck, auch weil seine Ostpolitik im damaligen Westdeutschland insbesondere in konservativen Kreisen mit Argwohn und Ablehnung begleitet wurde. Historisch betrachtet wurde damit jedoch der Weg zu Mauerfall und Wiedervereinigung gelegt. Heute gilt der Kniefall als Symbol des Neuanfangs in den deutsch-polnischen Beziehungen.“

Zum spontanen Kniefall in Warschau vor dem Denkmal für die Helden des Aufstands im jüdischen Ghetto schrieb Willy Brandt später in seinen Erinnerungen: „Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt.“ Im Warschauer Vertrag stellten beide Länder übereinstimmend fest, dass die Oder-Neiße-Linie die Westgrenze Polens bildet. Zugleich bekräftigten beide Staaten die Unverletzlichkeit der bestehenden Grenzen und verpflichteten sich, keine Gebietsansprüche zu erheben. Auch bekannten sie sich zu Gewaltfreiheit im Sinne der Vereinten Nationen und vereinbarten weitere Schritte zur vollen Normalisierung und umfassenden Entwicklung ihrer gegenseitigen Beziehungen.

Müller zu Willy Brandts Kniefall in Warschau.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, erklärt zum Kniefall Willy Brandts am Ghetto-Denkmal in der polnischen Hauptstadt heute vor 50 Jahren:

„Der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau ist das wichtigste Symbol für den Neubeginn der Beziehungen zwischen Ost- und Westeuropa im Kalten Krieg. Er ist das Symbol für die Entspannungspolitik, die in direkter Linie zum Mauerfall, zur Vereinigung Deutschlands und zum Ende des Kalten Kriegs geführt hat.“

Müller weiter: „Willy Brandt hatte die Gabe, wie kaum jemand anderes durch seine Worte und seine Gesten die Emotionen der Menschen zu treffen. Deshalb berühren mich und viele andere die Bilder aus Warschau noch heute sehr stark. Der `Wandel durch Annäherung´, die Politik Willy Brandts als Bundeskanzler, war geprägt von konkreten Schritten, wie zum Beispiel der Reise nach Erfurt und von Gesprächen und Verträgen, die Ängste abgebaut haben und ein friedliches Nebeneinander möglich gemacht haben. Dieser Wandel wurde spürbar durch den Warschauer Vertrag, den Moskauer Vertrag und die innerdeutschen Abkommen.

Das hatte Willy Brandt in seiner Berliner Zeit schon einmal erfolgreich versucht. Er hat als Regierender Bürgermeister mit den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt den Mauerbau durchgestanden und die Freiheit West-Berlins bewahrt. Dennoch hat er den Kontakt mit den Machthabern im Osten nicht abreißen lassen und das Passierscheinabkommen mit Ost-Berlin erreicht, das für die Menschen und für den Frieden essentiell war. Berlin ist ihm deshalb in besonderer Weise verbunden.“

Müller: „Willy Brandt hat über historische Abgründe Brücken gebaut. Das bleibende Bild ist die Verständigung, die am Ende zur Einheit unserer Stadt und unseres Landes geführt hat. Es ist das Bild des knienden deutschen Bundeskanzlers und Berliners Willy Brandt.“

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