Prekäre Arbeit im öffentlichen Auftrag müsse beendet werden.

Anlässlich des Weltlehrertages haben heute 70 Honorarlehrkräfte vor dem Brandenburger Tor demonstriert. „Bei Wasser und Brot“ wiesen die Lehrkräfte an Musikschulen, Volkshochschulen, in Sprach- und Integrationskursen und an Hochschulen auf ihre prekären Arbeitsverhältnisse hin.

„Wir wollen nicht länger wie Lehrkräfte zweiter Klasse behandelt werden“ sagte Linda Guzzetti, Sprachlehrbeauftragte und Sprecherin des Bündnisses der Honorarlehrkräfte. „Wir fordern eine Entlohnung analog zu der Bezahlung fest angestellter Lehrkräfte.“

Beate Strenge, VHS-Dozent*innensprecherin betonte: „Es kann nicht angehen, dass an den Berliner Volkshochschulen gleiche Arbeit ungleich vergütet wird. Alle akademischen Lehrkräfte müssen ab Januar 2018 mindestens 35 Euro zuzüglich der Sozialzuschläge für eine Unterrichtseinheit bekommen. So wie es bereits in den bundesfinanzierten Integrationskursen an der VHS der Fall ist – nicht aber in den vielen anderen Deutschkursen oder in Fremdsprachenkursen, in denen wir nach dem Berliner VHS-Honorar etwa 20 Prozent weniger verdienen. Der Senat muss endlich rot-rot-grüne Farbe bekennen und – wie angekündigt – unsere Honorare erhöhen. Wir können nicht auf den nächsten Doppelhaushalt 2020/21 warten.“

In einer Erklärung wiesen die Dozent*innen darauf hin, dass sie im besten Fall halb so viel verdienen wie fest angestellte Lehrkräfte mit vergleichbarer Tätigkeit. Nach 30 Jahren Vollzeitarbeit erwartet eine Honorarlehrkraft eine Rente von rund 600 Euro im Monat. Honorarbeschäftigte bekommen außerhalb von VHS und Musikschulen keine Arbeitgeberzuschüsse zur Krankenversicherung und zur Rentenversicherung. Auch gegen Lohnausfälle durch Krankheit sind sie meist nicht abgesichert.

„Es muss endlich Schluss sein mit prekärer Arbeit im öffentlichen Auftrag. Deshalb erwarten wir vom Senat, dass er für die Musikschulen und Volkshochschulen die in Aussicht gestellten Tarifverhandlungen möglich macht“, forderte André Pollmann, ver.di-Landesfachbereichsleiter Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Susanne Stumpenhusen, Vorsitzende von ver.di Berlin-Brandenburg, sagte:„Honorarlehrkräfte sollten im Regelfall fest angestellt werden. Zumindest muss das Honorar äquivalent zur Entlohnung fest angestellter Lehrkräfte sein.“ Dazu muss der Senat die notwendigen Mittel bereit stellen und entsprechend auf die Hochschulen sowie auf die Bezirke, die Träger der Musikschulen und Volkshochschulen sind, einwirken. Auch das Bundesministerium des Inneren als Auftraggeber der Integrationskurse für Migrant_innen sehen die Gewerkschaften weiter in der Pflicht.

Hintergrund:

Der Weltlehrertag wird jedes Jahr am 5.Oktober begangen und erinnert an die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“, die 1964 von der UNESCO beschlossen wurde. Die Charta sieht vor, dass alle Lehrkräfte die gleiche oder eine gleichwertige soziale Absicherung genießen sollen, unabhängig von der Art der Schulen oder Kurse, in denen sie unterrichten.

Zur Aktion am heutigen Weltlehrertag hat die Koordination der Berliner Honorarlehrkräfte – mit Unterstützung von ver.di Berlin-Brandenburg, GEW BERLIN und Deutsche Orchester-Vereinigung (DOV) aufgerufen: http://www.vhs-tarifvertrag.de/wordpress/wp-content/uploads/Weltlehrertag_2017_Web.pdf

In der Koordination der Berliner Honorarlehrkräfte sind vertreten: AG Lehrbeauftragte der GEW BERLIN, die Berliner VHS-Dozent*innen-Vertretung, die Bundeskonferenz der Sprachlehrbeauftragten (BKSL), das Bündnis Daf/DaZ-Lehrkräfte, die Dozent*innen der Freien Träger und Freie am Goethe-Institut, die Landeslehrervertretung der Berliner Musikschulen sowie die ver.di-Fachgruppe Musik.

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