Regierender Bürgermeister Michael Müller zum Zirkeltag der Berliner Mauer.

Die Mauer stand genau 10315 Tage lang in Berlin und am 5. Februar 2018 teilt sie seit ebenfalls 10315 Tagen nicht mehr die Stadt. Anlässlich dieses Zirkeltags der Berliner Mauer erklärt der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller:

„Seit 28 Jahren sind wir wieder eine freie Stadt Berlin ohne Mauer. Einige können sich noch an den Bau erinnern, viele an die darauffolgende Zeit der unerfüllten Sehnsucht und nicht endenden Hoffnung, nicht wissend, wann und ob dieses Mauer jemals durchbrochen werden wird. Es ist dem großen Mut und historischen Einsatz der ostdeutschen Bevölkerung zu verdanken, dass mit der Friedlichen Revolution unsere gemeinsame Hoffnung schließlich erfüllt wurde.

Wie groß diese Sehnsucht nach Freiheit tatsächlich war, erlebte ich nicht nur am Abend des 9. Novembers 1989, sondern auch in der Zeit des Aufbruchs danach. Berlin wurde zu einem Magnet für Kreativschaffende mit neu gewonnenen Freiräumen, die nirgendwo anders möglich waren und immer noch die Besonderheit unserer Stadt ausmachen.

Wir mussten in den vergangenen 28 Jahren aber auch vieles aufholen. Freiheit und Einheit bedeutete auch, schwere Entscheidungen zu treffen. Das Zusammenwachsen von zwei Städten, von Millionen von Menschen, von zwei unterschiedlichen politischen Systemen erforderte eine neue Stadtplanung und machte Berlin in den 1990er Jahren zur größten Baustelle Deutschlands. Dem Zusammenbrechen der Produktionsstrukturen folgte Leerstand, hohe Arbeitslosigkeit und ein strikter Sparzwang.

Ich bin sehr stolz und überaus glücklich, dass die Berlinerinnen und Berliner nicht nur die Mauer, sondern auch diese Hürden und Durststrecken überwunden haben. Berlin ist heute eine Stadt im Aufschwung. Unsere Wirtschaft wächst stärker als im Bundesdurchschnitt. Wir sind Start-Up-Hauptstadt und einer der führenden Forschungs- und Wissenschaftsstandorte Europas. Die ehemalige Insel im Kalten Krieg ist heute ein Sehnsuchtsort mit steigenden Touristenzahlen und jährlich mehr als 40.000 neuen Berlinerinnen und Berlinern.

Ich bin zuversichtlich, dass auch die kommenden 28 Jahre von den Menschen Berlins, ihrem großen Drang nach Freiheit, ihrer Offenheit und ihrem Wunsch nach Zusammenhalt geprägt sein werden.

Gleichzeitig wird und muss die Erinnerung an die Mauer auch eine Mahnung an uns alle bleiben. Wir sind verpflichtet, uns weiterhin denjenigen entgegenzustellen, die Hass und Vorurteile schüren, die unsere gemeinsamen Wertevorstellungen und unsere Einheit gefährden. Sie dürfen keine neuen Mauern zwischen uns bauen.“

https://www.facebook.com/fernsehen.rbb/videos/1754065931312530/

Berliner Mauer mahnt weiter zu Frieden und Überwindung von Grenzen.

Andreas Otto, MdA, Berliner Abgeordnetenhaus, Sprecher für Berlin-Brandenburg, und Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments (beide Bündnis 90/Die Grünen), erklären anlässlich des Mauerjubiläums am 5. Februar:

„28 Jahre teilte die Mauer unsere Heimatstadt Berlin. Ab dem 5. Februar 2018 ist sie länger gefallen als die Abschottung durch die SED seit 1961 angedauert hat. Seit 1989 sind Berlin, Deutschland und Europa nicht mehr geteilt. Trotzdem ist die Mauer ein Wahrzeichen Berlins geblieben.

Die wenigen sichtbaren Reste und der Mauerweg, der den Verlauf der Grenze zwischen Ost und West in erlebbarer Form nachzeichnen, sind Mahnmal und Erinnerung zugleich. Die verbliebenen Teile zu erhalten, ist Aufgabe der Länder Berlin und Brandenburg. Wir setzen uns dafür ein, dass der Berliner Mauerweg unter Denkmalschutz gestellt und regelmäßig instandgesetzt wird.

Wie wichtig diese Erinnerung ist, zeigt auch der 10 Kilometer lange „Europa-Radweg Eiserner Vorhang“, dem der Berliner Mauerweg als Vorbild diente. Er wurde vom Europäischen Parlament mit großer Mehrheit aus allen Fraktionen und Ländern beschlossen und verläuft entlang der Westgrenze der ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten von der Barentssee an der norwegisch-russischen Grenze bis zum Schwarzen Meer an der türkisch-bulgarischen Grenze.“

Hintergrund:

Die Berliner Mauer – gebaut am 13. August 1961 – war für die Menschen aus Ost-Berlin und der DDR unüberwindbar. Wer doch die Flucht wagte, ging ein großes Risiko ein. Insgesamt kamen mindestens 140 Menschen zwischen 1961 und 1989 an der Mauer oder im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben. Die Friedlichen Revolutionen in Mittelosteuropa sowie der DDR brachten die Mauer schließlich am 9. November 1989 zu Fall. Sie wurde eine durchlässige Grenze zwischen Ost- und West- Berlin, dem ehemals geteilten Deutschland und Europa.

Am 1. Juli 1989 trat die deutsch-deutsche Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion in Kraft. Mit der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 gab es keine innerdeutsch-deutsche Grenze mehr. Leider blieben nur wenige Teile erhalten. Sie mahnen uns aber bis heute, an der Überwindung von Grenzen zu arbeiten.

Die Freiheit muss auch in Zukunft verteidigt werden

Heute ist die Mauer zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der ehemaligen DDR genauso lange weg, wie sie das Land geteilt hat. 10.316 Tage stand die Mauer, vor 10.316 Tagen ist sie gefallen. Weiterhin geht es um Aufarbeitung und um ein wachsendes Zusammengehörigkeitsgefühl von Ost und West, sagte heute Katrin Budde, SPD-Bundestagsfraktion.

Budde weiter:

„Die Mauer war das Symbol der deutschen Teilung. Sie hat viel Leid über die Menschen in der DDR gebracht. Familien wurden getrennt, Menschen bespitzelt und überwacht, ihre Freiheitsrechte massiv verletzt, zahlreiche wurden erschossen.

Die SPD-Bundestagsfraktion ist stolz auf die Mitbürgerinnen und Mitbürger, die friedlich für ein Ende der DDR demonstriert und gekämpft haben. Wir sind froh, dass dieses Regime nicht mehr existiert. Doch darf die Erinnerung daran nicht ausgelöscht werden. Die Mauer ist Teil der Geschichte sowohl der Menschen, die im Westen geboren wurden als auch der Menschen, die im Osten geboren wurden.

Die Erinnerung muss als Mahnung wachgehalten werden. Die Zeit der SED-Diktatur muss weiter aufgebarbeitet werden, dafür steht die SPD-Bundestagsfraktion.

Um das Zusammengehörigkeitsgefühl von Ost und West wesentlich zu verstärken, braucht es noch viel politisches Engagement in allen Bereichen.“

Mauer in den Köpfen noch lange nicht überall überwunden

Zum Zirkeltag der Berliner Mauer erklärt der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Stephan Thomae:

„An diesem historischen Tag erinnern wir uns an 28 Jahre, zwei Monate und 26 Tage Mauer und das langersehnte Ende des Unrechtsregimes der DDR. Mit der friedlichen Revolution wurde etwas zusammengeführt, was niemals hätte getrennt werden dürfen: die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands. Die erzwungene Trennung von Familien und Freunden hat nicht nur sichtbare Spuren hinterlassen, sondern auch eine Mauer in den Köpfen der Menschen errichtet. Manche Folgen der deutschen Trennung sind immer noch nicht überwunden. Es ist wichtig, die Erinnerung und Aufklärung über das DDR-Regime aufrecht zu erhalten. Denn insbesondere junge Menschen, die die Mauer und die DDR nicht miterlebt haben, müssen erfahren können, dass Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat kostbar und nicht selbstverständlich sind. Die Debatte über dieses Kapitel der deutschen Geschichte darf nie enden. Dazu gehört auch die Fortführung der Arbeit der Stasi-Unterlagen-Behörde.“

Fotoquelle (Berliner Mauer): By This file is not in the public domain. Therefore you are requested to use the following next to the image if you reuse this file: © Yann Forget / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=137908

Fotoquelle (Michael Müller): TP Presseagentur Berlin

Collage: TP Presseagentur Berlin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*