Beim heute und morgen im japanischen Ise-Shima stattfindenden G7-Gipfel hat Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die G7-Partner und insbesondere China aufgefordert, sich für offene, faire und wettbewerbsorientierte Märkte stark zu machen. Wegen der starken Überkapazitäten im chinesischen Stahlsektor müsse die EU ihre handelspolitischen Schutzinstrumente ausbauen. Die EU und Japan haben am Rande des G7-Treffens vereinbart, ihre Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zu beschleunigen. Die EU-Investitionsoffensive solle wegen ihres großen Erfolges über 2018 hinaus verlängert werden, sagte Juncker.
Bei einem Pressebriefing vor dem Gipfeltreffen stellten die Präsidenten Juncker und Tusk die wichtigsten Prioritäten der Europäischen Union für diesen G7-Gipfel vor. Juncker betonte, dass sich die wirtschaftliche Erholung in der Europäischen Union trotz des schwierigeren globalen Umfelds nach wie vor auf solidem Kurs befinde und dass die Investitionsoffensive für Europa der Kommission innerhalb eines Jahres bereits Investitionen in Höhe von 100 Mrd. Euro ermöglicht habe. Aus diesem Grund schlug er vor, diese Initiative über 2018 hinaus zu verlängern.
In Bezug auf China erinnerte Juncker die G7-Partnerländer an die Grundsätze des Freihandels und erklärte: „Damit diese Partnerschaft für beide Seiten von Nutzen ist, muss sie auf offenen, wettbewerbsorientierten Märkten beruhen, auf denen die Grundsätze des fairen Wettbewerbs und der Nichtdiskriminierung eingehalten werden.“ Besonders hob er hervor: „Wenn jemand den Markt verfälscht, muss sich Europa zur Wehr setzen können.“
Präsident Juncker informierte die Journalisten ferner über den Stand der Verhandlungen bei den bilateralen Handelsabkommen der EU: des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Kanada – CETA, der Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft mit den Vereinigten Staaten – TTIP und des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Japan, bei dem er zur Beschleunigung der Verhandlungen mahnte.
Als wichtigste Themen stehen auf der G7-Agenda:
– die Weltwirtschaft, insbesondere auch eine faire Besteuerung und wachstumsfördernde Maßnahmen wie das Bekenntnis zu nachhaltigen Investitionen;
– der Handel als Mittel zur Förderung von Arbeitsplätzen, insbesondere auch die geforderte Stärkung des regelbasierten multilateralen Handelssystems und globale Kapazitätsüberschüsse, insbesondere im Stahlsektor;
– die Flüchtlingskrise und die erforderliche globale Antwort darauf;
– der Kampf gegen den Terrorismus, insbesondere auch gegen Terrorismusfinanzierung sowie die Einschleusung von ausländischen Kämpfern, Waffen und Ausrüstung;
– außenpolitische Fragen, wie die Lage in der Ukraine, Syrien, Libyen und Irak, die Sanktionen gegen Russland und die Sicherheitslage mit Blick auf Nordkorea sowie das Ost- und Südchinesische Meer;
– Klimaschutz und Energiepolitik, aufbauend auf den Ergebnissen der Pariser Klimaschutzkonferenz;
– die nächsten Schritte zur Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung entsprechend der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.
Weitere wichtige Tagesordnungspunkte sind diverse Aspekte der Weltgesundheitspolitik, Gleichstellungsfragen sowie die Rechte der Frau. Bei zwei erweiterten Dialogtreffen, zu denen die Staats- und Regierungschefs von Drittländern sowie die Präsidenten internationaler Organisationen geladen wurden, wird es speziell um Asien bzw. um Entwicklungsthemen gehen.
Am Rande des G7-Gipfels gaben der japanische Ministerpräsident Shinzō Abe, der Präsident des Europäischen Rates Donald Tusk, der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker, der französische Präsident François Hollande, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi und der britische Premierminister David Cameron eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie sich darauf verpflichteten, die Verhandlungen über das Wirtschaftspartnerschafts-/Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan zu beschleunigen.
Die EU ist Vollmitglied der G7 und nimmt seit 1977 an sämtlichen G7-Gipfeln teil.
EU-Kommission in Deutschland