Flüchtlingspolitik nimmt zu viel Raum ein, andere Themen kommen zu kurz.

ARD-DeutschlandTREND im Juli.

AKTUELLE UMFRAGEERGEBNISSE UND NEUIGKEITEN
VON INFRATEST DIMAP.

Nach dem wochenlangen Ringen der Union in der Asyl- und Flüchtlingspolitik ist eine Mehrheit der Bürger (56 Prozent) der Ansicht, dass das Thema in der aktuellen politischen Diskussion zu viel Raum einnimmt. Im Vergleich dazu finden nach mehrheitlicher Auffassung einige Themen derzeit zu wenig Aufmerksamkeit im politischen Diskurs. Dies gilt insbesondere für die Pflege (79 Prozent), die Bildung (73 Prozent) und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums (70 Prozent). Mehr als die Hälfte der Bürger findet außerdem, dass sozialpolitische Aspekte wie die Entwicklung der Renten (62 Prozent) sowie der Klimawandel und die Energiewende (56 Prozent) aktuell zu kurz kommen.

Nach dem Streit in der Union ist die Zufriedenheit mit der Bundesregierung seit dem Vormonat deutlich eingebrochen. Derzeit ist gerade ein Fünftel der Deutschen (21 Prozent, -16) zufrieden mit der Leistung von Schwarz-Rot, vier Fünftel (78 Prozent, +15) sind hingegen weniger oder gar nicht zufrieden. Dies ist der schlechteste Wert für eine schwarz-rote Koalition seit November 2006. Der schwindende Rückhalt für die Regierung betrifft in erster Linie die Unionsparteien: Mit der Arbeit der CDU ist derzeit ein gutes Drittel (36 Prozent) zufrieden, ein Minus von 15 Punkten im Vergleich zu September 2017. Noch stärker in der Kritik steht die Schwesterpartei CSU, mit der aktuell lediglich ein Fünftel aller Deutschen (20 Prozent, -11) zufrieden ist. Die Regierungsleistung der SPD bewerten hingegen 38 Prozent wohlwollend (-1).

Der Streit in der Union hat dem Ansehen Horst Seehofers massiv geschadet: Nur noch jeder vierte Wahlberechtigte ist mit seiner politischen Arbeit zufrieden (27 Prozent). Im Vergleich zu Mitte Juni verliert der CSU-Innenminister 16 Prozentpunkte und fällt damit nach Juli 2015 erneut auf sein Rekordtief im ARD-DeutschlandTREND. Bundeskanzlerin Angela Merkel verliert zwar im Vergleich zum Vormonat zwei Prozentpunkte, führt mit 48 Prozent Zustimmung allerdings weiterhin die Liste der beliebtesten Politiker an.

Außerdem im aktuellen ARD-DeutschlandTREND:

  • Flüchtlingspolitik: Mehrheit begrüßt Einrichtung von Transitzentren
  • Bürger sehen Union durch den Asylstreit geschwächt
  • Sonntagsfrage: leichter Verlust für Union, Zugewinn für AfD und Grüne

Alle Ergebnisse unter:
www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/ard-deutschlandtrend/2018/juli/
oder der vollständige Bericht im pdf-Download:
www.infratest-dimap.de/fileadmin/user_upload/dt1807_bericht.pdf

Bayern: Zustimmung für Transitzentren
BayernTREND extra für den Bayerischen Rundfunk

Die Asyl-Diskussion der letzten Wochen zwischen CDU und CSU hat nach Ansicht der Bayern dem Erscheinungsbild von Union und Regierungskoalition geschadet. Sechs von zehn sind der Meinung, CDU und CSU sind derzeit zerstritten und ohne gemeinsamen Kurs. Für sieben von zehn hat Bundeskanzlerin Merkel die Union in der Regierungskoalition nicht mehr im Griff.
Die Verantwortung für die Zuspitzung  des unionsinternen Streits weisen auch in Bayern mehr Wahlberechtigte Horst Seehofer (35 Prozent) als Angela Merkel (26 Prozent) zu, vier von zehn (37 Prozent) sehen allerdings beide Seiten in der Schuld. Den Durchbruch im Asylstreit von CDU und CSU brachte letztlich die Einigung auf so genannte Transitzentren an der österreichischen Grenze.
In Bayern findet dieser Vorschlag den Zuspruch von knapp zwei Dritteln der Wahlberechtigten. Dass damit der unionsinterne Konflikt in der Asyl- und Zuwanderungspolitik dauerhaft beigelegt ist, wird im Freistaat allerdings von einer deutlichen Mehrheit bezweifelt. Dennoch erkennen immerhin 40 Prozent der Bayern im gefundenen Kompromiss eine gemeinsame Handschrift beider Parteien. Für 25 Prozent haben sich Horst Seehofer und die CSU, für 22 Prozent Angela Merkel und die CDU durchgesetzt.

Trotz des gefundenen Kompromisses tun sich beide Seiten in der Zuwanderungs- und Flüchtlingspolitik nach wie vor schwer, bei den Bürgern für Vertrauen zu sorgen. Mit der Asyl- und Flüchtlingspolitik von Angela Merkel ist in Bayern aktuell nur jeder Dritte (33 Prozent) zufrieden, sieben von zehn sind unzufrieden.
Die Asyl- und Flüchtlingspolitik von Horst Seehofer bewerten gegenwärtig vier von zehn Bayern (42 Prozent) wohlwollend, sechs von zehn kritisch. Beide Politiker sprechen im Freistaat weiterhin gänzlich unterschiedliche politische Lager an. Während die asylpolitischen Positionen des CSU-Politikers am stärksten von den CSU-Anhängern (72 Prozent) getragen werden, überzeugt die CDU-Vorsitzende mit ihrem Flüchtlings-Kurs am ehesten die bayerischen Grünen-Anhänger (61 Prozent).

Die Ergebnisse im Detail:
www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundeslaender/bayern/laendertrend/2018/juli-extra/

Forschung jenseits der Sonntagsfrage

Infratest dimap wird von der Öffentlichkeit mit der regelmäßigen Erhebung der politischen Stimmung sowie mit der Wahlberichterstattung am Wahlsonntag in Verbindung gebracht. Die im Rahmen dieser Studien erhobenen Daten bilden immer wieder auch Grundlage für tiefergehende Analysen.
Beispielhaft hierfür steht die Forschung zur ungleichen Repräsentation in Deutschland und ihren Ursachen von Prof. Dr. Armin Schäfer, Universität Münster. Datengrundlage seiner neuesten Forschungsarbeit zum Thema bildet neben dem ZDF-Politbarometer wiederum der ARD-DeutschlandTREND und die dort zwischen 1998 und 2013 erhobene Bevölkerungseinstellungen zu politischen Sachfragen.
Hier finden Sie die Publikation des Forschungsteams:
http://www.mpifg.de/pu/mpifg_dp/2018/dp18-5.pdf

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