Zum Sündenbock gemacht, um andere kritische Journalisten abzuschrecken.

Fast ein Jahr ist es nun her, dass die beiden Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo aus Myanmar in eine Falle gelockt wurden. Im Dezember 2017 waren sie einer Einladung von zwei Polizisten in ein Restaurant in der Stadt Yangon gefolgt. Dort gaben ihnen die Polizisten angeblich geheime Dokumente. Anschließen wurden sie festgenommen, weil sie „wichtige und geheime Regierungsdokumente“ besitzen.

Nach über acht Monaten in Untersuchungshaft verurteilte sie ein Gericht in Yangon Anfang September zu sieben Jahren Haft. Der Vorwurf: Wa Lone und Kyaw Soe Oo sollen angeblich gegen ein Gesetz zu Staatsgeheimnissen aus dem Jahr 1923 verstoßen haben. Doch der wahre Grund für die absurden Vorwürfe sind ihre Recherchen. Die beiden Journalisten arbeiten für die Nachrichtenagentur Reuters und hatten zum Zeitpunkt ihrer Festnahme über ein Massaker der Armee an Rohingya-Zivilisten im Dorf Inn Din nahe der Grenze zu Bangladesch recherchiert.

Myanmar hatte mit dem 2011 begonnenen Reformprozess zunächst erhebliche Fortschritte bei der Pressefreiheit gemacht. Die während der Militärdiktatur streng zensierten Medien hatten mehr Freiheiten erhalten. Die damalige Regierung entließ Anfang 2012 neben mehreren hundert politischen Häftlingen auch 17 Journalisten aus dem Gefängnis und schaffte die Vorzensur für Zeitungen ab.

Doch die neue Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat vor allem seit Beginn der Rohingya-Krise einen Großteil ihrer internationalen Glaubwürdigkeit in Fragen der Pressefreiheit verspielt. Journalisten, die sich der vorherrschenden Stimmungsmache gegen die muslimische Minderheit verweigern, werden von Extremisten massiv eingeschüchtert.

Wa Lone und Kyaw Soe Oo müssen sofort und bedingungslos freigelassen werden. Sie wurden zum Sündenbock gemacht, um andere kritische Journalisten abzuschrecken. Ihr einziges angebliches Verbrechen ist unabhängiger Journalismus.

Quelle: Reporter ohne Grenzen

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