Reaktionen zum Tod von Klaus Kinkel. Heiko Maas: Klaus Kinkel wird uns und Deutschland fehlen.

Außenminister Heiko Maas erklärte heute in Berlin zum Tod seines Amtsvorgängers Dr. Klaus Kinkel:

„Der Tod von Klaus Kinkel hinterlässt uns in tiefer Trauer. Er prägte die deutsche Außenpolitik in einer Zeit weltpolitischer Umbrüche, in der sich dem wiedervereinigten, souveränen Deutschland große neue Herausforderungen stellten: Die Konflikte auf dem westlichen Balkan, die ersten Auslandseinsätze der Bundeswehr, die Transformation Mittel- und Osteuropas, der Maastrichter Vertrag. Klaus Kinkel hat sehr viel dazu beigetragen, dass dieses wiedervereinigte Deutschland seinen Platz in der Welt gefunden hat und in Frieden und Respekt mit seinen Nachbarn lebt.

Das Auswärtige Amt ist bis heute von Kinkels Amtszeit geprägt. Mit der Gründung der Europaabteilung und der Abteilung für die Vereinten Nationen stellte er das Amt für die gewachsenen Herausforderungen neu auf. Auch der Aufbau des UN-Standorts Bonn bleibt mit Klaus Kinkels Namen verbunden.

Klaus Kinkel hat auch in schwierigen Zeiten seine Überzeugungen aufrecht vertreten. Er hatte Haltung und ist seinen Grundwerten stets treu geblieben. Er stand für ein weltoffenes, liberales Deutschland, das in der internationalen Gemeinschaft fest verankert ist.

Meine Gedanken und meine Anteilnahme sind bei seiner Familie, seinen Freunden und Weggefährten Ich wünsche ihnen in diesen Stunden Kraft und Trost.

Klaus Kinkel wird uns und wird Deutschland fehlen.“

Juncker zum Tod von Klaus Kinkel: Uns verlässt ein deutscher Patriot und ein großer Europäer.

Zum Tod des früheren deutschen Außenministers Klaus Kinkel erklärte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker: „Die Nachricht über den Tod Klaus Kinkels hat mich persönlich tief getroffen. Mit Klaus Kinkel verliere ich einen guten Freund und einen Wegbegleiter in europäischen Fragen, mit dem ich in den essentiellen Fragen unseres europäischen Wirkens immer wieder zusammenfand. Als Bundesaußenminister hat Klaus Kinkel im Kabinett von Helmut Kohl die Weichen gestellt, um das wiedervereinte Deutschland im Herzen des wiedervereinten Europas zu verankern. Uns verlässt ein deutscher Patriot und ein großer Europäer.“

Juncker sprach der Familie und Freunden von Klaus Kinkel sein Beileid aus.

Freie Demokraten trauern um Klaus Kinkel.

Die Freien Demokraten trauern um ihren ehemaligen Bundesvorsitzenden und Außenminister a.D., Klaus Kinkel. Er starb am Montag im Alter von 82 Jahren. Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, schrieb in einer ersten Reaktion: „Der Tod von Klaus Kinkel geht mir nahe. Er war ein aufrechter und bescheidener Mann mit Charakter, dessen freundschaftlichen Rat ich sehr geschätzt habe. Ich habe ihm viel zu verdanken.“ Lindner würdigte Kinkels Verdienste um Deutschland und Europa: „Klaus Kinkel verstand sich nie als Parteipolitiker, sondern im besten Sinne des Wortes als Staatsdiener. Er erwarb sich so große Verdienste und hat für unser Land und unsere Partei mehr bewirkt, als öffentlich mitunter wahrgenommen wurde.“

Kinkel habe sich „um diese Partei, aber vor allen Dingen auch um unser Land hoch verdient“ gemacht. Kinkel verkörperte vieles von dem, was wir brauchen: Vernunft, Offenheit und Toleranz. In diesen gefährlichen Zeiten sei Kinkels Bekenntnis zu Europa und dessen Grundwerten nötiger denn je, zollt er dem starken moralischen Kompass des liberalen Urgesteins seinen Respekt. „Wir verlieren mit ihm einen väterlichen Freund. Er war uns bis in diese Tage ein weiser und bisweilen leidenschaftlicher Ratgeber. Dabei war er immer loyal und diskret. Wir werden ihn sehr vermissen“, so Lindner.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag, Florian Toncar, ehrte Kinkel im Namen seiner Fraktion. Sie trauere um eine Persönlichkeit, „die unser Land in einer historischen Umbruchphase in Regierungsverantwortung mitgestaltet, die Partei in einer politisch schwierigen Phase geführt und unsere Bundestagsfraktion menschlich und politisch bereichert und geprägt hat wie kaum ein anderer.“

Toncar bekräftigte, dass Kinkel auch nach seinem Ausscheiden aus den Regierungsämtern 1998 und seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 2002  insgesamt ein hilfsbereiter, wohlwollend-direkter Ratgeber gewesen ist. „Wir verlieren neben einem herausragenden Politiker einen einzigartigen Menschen, der für viele seiner früheren Kollegen stets auch ein guter Freund geblieben ist und der für viele Jüngere aufgrund seiner Aufgeschlossenheit zu einem besonders verehrten und geschätzten Gesprächspartner wurde. “

Ein aufrechter Mann

Dr. Klaus Kinkel wurde am 17. Dezember 1936 im baden-württembergischen Metzingen geboren. Dem Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen und Bonn folgte die Promotion zum Dr. iur. an der Universität Köln im Jahre 1964. Nach verschiedenen Stationen in der öffentlichen Verwaltung ernannte der damalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher Klaus Kinkel 1970 zu seinem persönlichen Referenten, ab 1974 leitete er das Ministerbüro. Von 1974 bis 1978 war er als Chef des Leitungsstabes beziehungsweise Chef des Planungsstabes des Auswärtigen Amtes.

Am 1. Januar 1979 begann Klaus Kinkel als erster Zivilist seine Karriere 1979 als Präsident des Bundesnachrichtendienstes. Nach dem Machtwechsel zu Schwarz-Gelb 1982 kehrte er als Staatssekretär im Justizministerium in die damalige bundesdeutsche Hauptstadt Bonn zurück. In dieser Funktion war er nach dem Fall der Mauer auch am deutsch-deutschen Einigungsvertrag beteiligt.

Er hat wesentliche Grundlagen für die Vollendung der staatlichen Einheit Deutschlands gelegt, zunächst als Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und dann als Minister. Ihm ist es maßgeblich mit zu verdanken, dass dem Terror der RAF ein Ende gesetzt werden konnte.

Prinzipientreuer, liebenswürdiger und bescheidener Mensch

Nach Genschers Rücktritt folgte er diesem 1992 als Außenminister und ab 1993 bis 1998 auch als Vizekanzler unter Helmut Kohl.

Kinkel führte das Auswärtige Amt über sechs Jahre lang. Es waren die Jahre nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, die Jahre vor dem 11. September. Verglichen mit heute einigermaßen ruhige Zeiten. Später sagte er einmal: „Die Welt war damals nicht in Ordnung. Aber sie schien es zu sein.“ Kinkel hat als Außenminister in schwierigen Zeiten der Nato-Osterweiterung in Russland um Vertrauen für Deutschland geworben.

In einem seiner letzten Interviews, mit der deutschen Ausgabe der „Huffington Post“, klagte er vergangenes Jahr: „Die ordnende Weltmacht Amerika ist unter Trump zu einem gigantischen Unruhefaktor geworden. Es ist zum Fürchten und Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.“ Er kam zu der Erkenntnis: „Man hat selbst als Außenminister eines großen Landes nur beschränkte Möglichkeiten gegenüber den Problemen der Welt. Ich jedenfalls bin als Außenminister eher demütig geworden.“

Christian Lindner erklärte: „Als Bundesvorsitzender hat er sich von 1993 bis 1995 für unsere Partei in schwieriger Zeit in die Pflicht nehmen lassen und hat sie trotz damals schlechter Ausgangslage wieder in den Bundestag und die Bundesregierung geführt. Was er auch tat, er ist in rauem Umfeld ein prinzipientreuer, liebenswürdiger und bescheidener Mensch geblieben. Er wird uns fehlen.“

Kinkels Verdienste

Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit seien die Mitwirkung am deutsch-deutschen Einigungsvertrag, die Aufarbeitung politischer Straftaten in der DDR, der Aufbau einer funktionierenden Justiz in den neuen Bundesländern und das Eigentumsrecht (Rückgabe vor Entschädigung) genannt. Als Bundesaußenminister war er treibende Kraft beim EU-Beitritt von Schweden, Finnland und Österreich und betrieb sowohl die Einbindung der osteuropäischen Staaten in EU und NATO als auch ein partnerschaftliches Angebot an Russland, etwa durch die NATO-Russland-Charta und den NATO-Russland-Rat. Kinkel forderte zudem immer wieder unmissverständlich die Einhaltung von Menschenrechten ein, engagierte sich sehr für eine Beendigung des Krieges im früheren Jugoslawien und brachte bereits 1995 die Idee einer transatlantischen Freihandelszone auf die politische Agenda.

Mit Klaus Kinkel hat uns ein großer Europäer verlassen.

Er hat die deutsche Außenpolitik nach Fall des Eisernen Vorhangs maßgeblich mitgeprägt

Zum Tod des früheren Außenministers, Vizekanzlers und Vorsitzenden der FDP erklärt der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Jürgen Hardt:

„Der Tod von Klaus Kinkel erfüllt die deutsche Außenpolitik mit tiefer Trauer. In einer Zeit des Umbruchs hat Klaus Kinkel als Außenminister des jungen wiedervereinigten Deutschlands mit großer Leidenschaft, Bodenständigkeit und fester demokratischer Überzeugung die gesamtdeutsche Außenpolitik gelenkt. Dabei hat er wesentlich dazu beigetragen, dass unser Land seine Rolle in Europa und der Welt gefunden hat.

Wegweisende Entscheidungen wie die Beteiligung Deutschlands an Kriseneinsätzen, die Befriedung des westlichen Balkans aber auch Wegmarken zur Vertiefung der europäischen Zusammenarbeit fielen in seine Amtszeit.

Sein klarer Kompass, seine Prinzipientreue und sein unbändiges Eintreten für ein offenes, liberales, fest in Europa und in der internationalen Staatengemeinschaft verankertes Deutschland haben die deutsche Außenpolitik weit über seine Amtszeit hinaus geprägt. Seine Gabe für Humor und Selbstkritik zollen uns Respekt.

In Verneigung vor einem großen Außenpolitiker bleibt das Mitgefühl der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bei der Familie und den Angehörigen von Klaus Kinkel.“

Schäuble: Klaus Kinkel bleibt in Erinnerung als überzeugter Europäer – und mir persönlich als loyaler, warmherziger Freund.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat den verstorbenen ehemaligen Außenminister und Vizekanzler Klaus Kinkel als versierten Außenpolitiker, langjährigen Weggefährten und Freund gewürdigt.

In einem Kondolenzbrief an die Witwe Kinkels schreibt Schäuble:

„Sein Tod bedeutet für mich den Verlust eines Weggefährten, der sich in einer für unser Land und Europa bedeutsamen Zeit größte Verdienste erworben hat.

Ich habe ihn als einen versierten und dabei stets politisch denkenden Juristen kennengelernt und als einen besonnenen Außenpolitiker, einen erfahrenen Staatsdiener und überzeugten Liberalen sehr geschätzt. Als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Beziehungen zwischen West und Ost auf dem Kontinent neu geknüpft wurden, hat Ihr Mann als Außenminister und Vizekanzler in besonderer Weise dazu beigetragen, international Vertrauen aufzubauen.

Als überzeugter Europäer setzte er mit Bedacht den Weg, den sein Vorbild und Vorgänger im Amt des Außenministers erfolgreich eingeschlagen hatte, fort – zum Wohle Deutschlands und des gesamten Kontinents. Vernunft, Offenheit und Toleranz: Diese europäischen Grundwerte hat er verkörpert. Damit bleibt er uns allen ebenso in Erinnerung wie mir persönlich als ein hoch gebildeter, loyaler und warmherziger Freund.“

Fotoquelle: By Tohma (talk) – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3428719

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