Versetzungsgefährdete Schulsenatorin in Berlin.

Stefanie Remlinger (Bündnis90/Die Grünen), stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Bildung und berufliche Bildung im Berliner Abgeordnetenhaus, hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen (es ist halt Wahlkampf in Berlin). Remlinger vergab nun Bewertungen für die Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Sandra Scheeres (SPD) anlässlich der Zeugnisvergabe im Schuljahr 2015/2016 und hält sie „wegen gleichbleibend schwacher Leistung“ für versetzungsgefährdet:

Die Noten im Einzelnen:

Schulbauten: Note 5

Eltern, Schulleitungen, ExpertInnen und viele andere haben dieses Thema über
die Jahre an Sandra Scheeres herangetragen. Leider ist es trotz vielfältiger
Anstrengungen nicht gelungen, ihr in diesem Punkt das Arbeiten im Team zu
vermitteln, etwa mit dem Finanz- und dem Bau-Senator. Daher sehen viele
Schulgebäude nach wie vor katastrophal aus. MURs und MEBs – Mobile
Unterrichtsräume und Modulare Ergänzungsbauten – sind keine Lösung!

Schulplätze: Note 5

Selbst am Ende des Schuljahres wissen viele Schülerinnen und Schüler nicht,
welche Einrichtung sie im kommenden Jahr besuchen dürfen. Grund- und
Oberschulen müssen trotz knapper Kapazitäten immer mehr Kinder aufnehmen.
Scheeres hat es nicht verstanden, tragfähige Schulentwicklungspläne für
die Bezirke aufstellen zu lassen.

Inklusion: Note 3

Hier bemüht sich die Schulsenatorin redlich. Allerdings übertreffen ihre
verbalen Aktivitäten zu oft ihre sonstigen Bemühungen. Erst ein sogenanntes
SIBUZ – ein Schulpsychologisches und inklusionspädagogisches Beratungs-
und Unterstützungszentrum – konnte eröffnet werden. Stellen in der
Schulpsychologie wurden zuletzt abgebaut – jetzt muss Scheeres um
Neueinstellungen kämpfen. Für dieses Hin und Her gibt es ein Befriedigend.

Willkommensklassen: Note 3

Sandra Scheeres hat das Thema verstanden und sich bemüht, für Kinder von
Geflüchteten Personal und Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Wegen der
Raumknappheit ist dieser Erfolg in Gefahr. Die Senatorin muss zudem
aufpassen, dass die Kinder nicht zu lange in dieser Beschulungsform gefangen
bleiben.

Personalentwicklung: Note 4

Viele pädagogische Kräfte verlassen altersbedingt in den kommenden Jahren
die Schulen. Der Fachkräftemangel droht insbesondere an Grundschulen
dramatische Ausmaße anzunehmen. Scheeres hat dieses Problemfeld viel zu
spät erkannt und wird sich nun sehr anstrengen müssen, ihren Rückstand
aufzuholen.

Mehrsprachigkeit: Note 4

Die Schulsenatorin hat bisher die Chance verpasst, Kindern z.B. mit
türkischem, kurdischem oder arabischem Hintergrund ordentliche Angebote zu
machen, um die Grundlagen der zu Hause gesprochenen Sprachen zu verbessern.
Hier darf sie gerne mehr Mut und Engagement zeigen. Zwei- und
Mehrsprachigkeit darf ruhig zum Berliner Normalfall werden.

Sport: Note 3

Scheeres schleppt sich bei sportlichen Aktivitäten über den – oft maroden
– Platz. Turnhallen, Schulschwimmen und Sportplätze sollten ihr trotz des
gezeigten Grundverständnisses für das Thema noch mehr am Herzen liegen.

Übergang Schule-Beruf: Note 4

Scheeres hat es nicht verstanden, den Eltern und SchülerInnen die gute
Arbeit und die Perspektiven der Oberstufenzentren zu vermitteln – gerade
wenn es um Wege zum Abitur geht. Daher leiden Sekundarschulen ohne gymnasiale
Oberstufe unnötig.

IT-Technik an Schulen: Note 5

Zwar hat die Bildungssenatorin verstanden, wie wichtig es für die
SchülerInnen ist, einen souveränen Umgang mit neuen Medien und Techniken zu
erlernen. Leider gelang es ihr jedoch nicht, diese Erkenntnis auch an
praktischen Projekten wie z.B. EGovernment@school [1] unter Beweis zu
stellen.
Auch der EEducation Masterplan verharrt im Dornröschenschlaf.

Gesamtbewertung:

Sandra Scheeres ist eine fröhliche und offene Bildungssenatorin, die gut
mitarbeitet und eine gewisse Durchsetzungsstärke mitbringt. Leider liegt ihr
das eigenständige Arbeiten und konzeptionelle Denken nur wenig, weshalb sie
auf Anregungen von Dritten angewiesen bleibt. So gehen die
Jugendberufsagentur, die Abschaffung der Früheinschulung, die bessere
Bezahlung von GrundschulleiterInnen, die Ausweitung des Bonusprogramms, die
baldige Einrichtung einer Antidiskriminierungstelle für den Schulbereich
sowie die zusätzlichen SIWA-Millionen für die Schulsanierung auf den Druck
von Eltern und grüne Forderungen zurück. Auch das Konzept für die
Inklusion erstellt die Senatorin nicht ohne grüne Hilfe.

Sandra Scheeres ist im Schuljahr 2015/2016 wegen gleichbleibend schwacher
Leistung versetzungsgefährdet. Ihr wird empfohlen, sich eigenständige Ziele
zu setzen, um ihrer Arbeit mehr Fokus zu verleihen. Der sozialdemokratischen
Senatorin stünde es beispielsweise nicht schlecht zu Gesicht, sich endlich
ernsthaft das Ziel zu setzen, keine/n Jugendlichen mehr verloren zu geben und
den Bildungserfolg aller Kinder – mit oder ohne Migrationshintergrund –
deutlich zu heben. Denkbar und wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang
auch ein verstärkter Einsatz für sehr lernwillige und -begabte Kinder.

TP

Foto: Stefanie Remlinger, Bildungspolitische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus

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