Wie die Axt im Walde benommen.

Vor zwei Wochen berichtete die TP Presseagentur Berlin über die fristlose Kündigung der Betreiberverträge mit der sogenannten „Professionellen Wohn- und Betreuungsgesellschaft“ (PeWoBe), die derzeit noch neun Flüchtlingsheime betreibe, durch den Berliner Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja.

Von Seiten der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales wurde dazu argumentiert, dass sich die Zusammenarbeit mit der PeWoBe zunehmend immer schwieriger dargestellt habe. In mehreren Unterkünften hätte sie Hinweise zu Qualitätsmängeln erhalten. Auch nach wiederholten Begehungen seien Mängel nicht vollständig abgestellt worden. Zuletzt soll es auch eine öffentliche Auseinandersetzung mit einer Ehrenamtsorganisation gegeben haben, die von der PeWoBe sogar verklagt wurde.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales hat gegenüber der TP Presseagentur auch bestätigt, dass der Bericht einer Berliner Boulevard-Zeitung, wonach es einen internen E-Mail-Verkehr zwischen Mitarbeitern der PeWoBe gegeben habe, in dem darüber diskutiert wurde, wofür eine 5000-Euro-Spende von BMW (Zitat: „BMW-Gutmenschen“) genutzt werden könnte, tatsächlich zutreffe.

Der E-Mail-Verkehr sei auch der Senatsverwaltung anonym zugespielt worden.

Danach sei die Idee, einen Sandkasten zu bauen, verworfen worden, weil der „bei unseren Bewohnergruppen ganz schnell ein großer Aschenbecher oder ein heimisches Klo“ sei. Stattdessen könne man doch in eine „kleine Kinderguillotine“ investieren, schließlich müsse man „mal was anderes als das Standardprogramm“ liefern. Es sollen Fotos von abgetrennten Köpfen und einer Kinderrutsche, an deren Ende eine Reibe mit Widerhaken und Messerschlitz montiert ist, gefolgt sein.

Darüber hinaus seien Witze über Krematorien gemacht worden.

Heute teilte die Senatsverwaltung der TP Presseagentur mit, dass die PeWoBe Klage gegen die fristlose Kündigung erhoben habe.

Dazu hat Fabio Reinhardt, Piraten-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, heute gegenüber der TP Presseagentur erklärt:

„Die Ausschnitte aus dem Emailverkehr von PeWoBe-Mitarbeitenden sind widerlich, sind aber für die Kündigung der Firma PeWoBe letztlich unerheblich. Über viele Jahre hat diese Firma sich in Berlin benommen wie die Axt im Walde. Missstände zulasten der Geflüchteten wurden hingenommen und geleugnet. Überzahlungen und nachträgliche Mehrkosten am Bau haben das Land Millionen gekostet. Auch die Weigerung, mit Ehrenamtlichen konstruktiv zusammenzuarbeiten, hätte schon früher Anlass zur Kündigung gegeben, wie ich sie übrigens schon seit 2014 fordere.
Umso schlimmer ist es nun, dass der Verwaltung von Senator Czaja zum Zeitpunkt der Ankündigung der Mailverkehr offensichtlich schon wochenlang vorlag und bereits am 5. August als so harmlos eingestuft wurde, dass von einer Kündigung Abstand genommen wurde. Das zeigt, dass die im August ausgesprochene Kündigung nur unter dem Druck überregionaler vernichtender Berichterstattung erfolgte und nicht aus echter Besorgnis um die Berliner Geflüchteten, die schon seit Jahren unter diesem Betreiber leiden. Durch dieses Verhalten hat Czaja das Land Berlin nun in eine juristisch schwer haltbare Position manövriert, die uns letztlich Millionen an Entschädigungen kosten kann. Nicht nur deshalb: Czaja ist und bleibt eine völlige Fehlbesetzung im Amt des Sozialsenators.“

Die TP Presseagentur wird weiter darüber berichten.

Tp/dj

Foto: Fabio Reinhardt, Piratenfraktion Berlin

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