Eilmeldung: Manfred Stolpe ist verstorben.

Brandenburg trauert um Manfred Stolpe – Woidke: „Vater des modernen Brandenburgs“.

Manfred Stolpe ist in der Nacht zum Sonntag im Alter von 83 Jahren nach langer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen. Die Landesregierung gedenkt in tiefer Trauer und Dankbarkeit des ersten Ministerpräsidenten Brandenburgs und Bundesministers a. D.. In der Potsdamer Staatskanzlei liegt ab Dienstag, 31. Dezember, 11.00 Uhr ein Kondolenzbuch für die Öffentlichkeit aus.

Ministerpräsident Dietmar Woidke erklärt zum Tode von Manfred Stolpe: „Dies ist ein Tag tiefer Trauer. Wir nehmen Abschied von einem großen Mann, der unser junges Land geprägt hat wie niemand sonst. Manfred Stolpe war der Vater des modernen Brandenburgs. Er trug die Liebe zu Brandenburg in seinem Herzen, lange schon bevor unser Land 1990 gegründet wurde. Er gab dem Land Stimme und Gesicht. Im besten Sinne des Wortes war Manfred Stolpe Landesvater und Mutmacher in einem.

Unvergessen war seine unnachahmliche Art, widerstreitende Menschen einander anzunähern. Auch deshalb genoss er höchste Wertschätzung in allen seinen öffentlichen Ämtern: als Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche, als Ministerpräsident und als Bundesminister.

Manfred Stolpe war ein Sachwalter ostdeutscher Interessen. Im schwierigen Umbruch gab er den Menschen in Brandenburg Orientierung und Zuversicht. Dabei war er immer auch Brückenbauer. Nur wenige haben sich um das Zusammenwachsen der Deutschen so verdient gemacht wie Manfred Stolpe.

Aus der wechselvollen brandenburgisch-preußischen Geschichte schöpfte er Orientierung für die Zukunft. Europa endete für ihn nicht an Oder und Neiße. In Stettin geboren, betrachtete er es als historische Pflicht Deutschlands, Polen und anderen Staaten der östlichen Mitte Europas den Weg in die Europäische Union zu ebnen.

Manfred Stolpe war ein großer Glücksfall für unser Land. Seine historische Leistung wird vor der Geschichte Bestand haben. Brandenburg hat Manfred Stolpe unendlich viel zu verdanken – er wird uns unvergessen bleiben.“

Müller zum Tod von Manfred Stolpe.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, erklärt zum Tod des früheren Konsistorialpräsidenten der Ostregion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg und Bundesministers für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Manfred Stolpe:

„Ich bin tief betroffen von der Nachricht von Manfred Stolpes Tod. Er war eine der großen Persönlichkeiten unseres Landes in Zeiten der Teilung und auch später, als der Kirchenmann zum Politiker wurde. Der überzeugte und engagierte Christ und Demokrat hat aus seiner religiösen Überzeugung heraus in der DDR vieles an Humanitärem für die Menschen bewerkstelligt.

Müller weiter: „Der Sozialdemokrat Manfred Stolpe hat als wahrhafter Landesvater sein Brandenburger Land in die neue Zeit des vereinten Deutschlands geführt. Als Ministerpräsident aller Brandenburgerinnen und Brandenburger, als der er sich immer verstanden hat, hat er die Identität dieses nach 1989 neu entstandenen Bundeslandes geprägt. Als dessen erster Ministerpräsident hat Stolpe dennoch maßgeblich am Versuch der Vereinigung der Länder Brandenburg und Berlin mitgewirkt, der 1996 am Ergebnis der Volksabstimmung in seinem Land gescheitert ist. Doch wir verdanken ihm, dass Berliner und Brandenburger daraus den richtigen und zukunftsweisenden Schluss gezogen haben, Gemeinsamkeiten und Zusammenarbeit auch auf Basis zweier getrennter Länder zum Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger unserer Region auszubauen. Inzwischen sind die Verbindungen so eng wie zwischen keinen anderen deutschen Bundesländern sonst. Auch das ist ein Teil des politischen Vermächtnisses von Manfred Stolpe, das wir pflegen und weiterentwickeln werden.“

Der Regierende Bürgermeister abschließend: „Unsere Gedanken sind in diesen Tagen vor allem bei Manfred Stolpes Frau Ingrid, bei seiner Familie, seinen Freunden und Weggefährten aus Politik und Kirche sowie bei allen Brandenburgerinnen und Brandenburgern, die um ihn trauern. Berlin wird diesem Brandenburger Freund unserer Stadt ehrendes Angedenken bewahren.“

Trauer über den Tod von Manfred Stolpe.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow reagiert mit Trauer auf die Nachricht vom Tod des ersten Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg und Bundesminister a.D. Manfred Stolpe.

Er erklärt: „Mit Manfred Stolpe verlieren wir einen Menschen, der die Wiedervereinigung aktiv mitgestaltet und Brandenburg vorangebracht hat. Gerade in den ersten, von großen Umbrüchen gekennzeichneten Jahren nach der Wiedervereinigung war es Manfred Stolpe, der als kluger Konstrukteur der Wendezeit vielen Brandenburgerinnen und Brandenburgern eine in die Zukunft gerichtete Lebensperspektive gegeben hat. Als Vertreter der Interessen Ostdeutschlands hat sich Manfred Stolpe bleibende Verdienste über Brandenburg hinaus erworben. Wir werden ihm ehrend gedenken‎.“

Konflikt zwischen Anpassung und Widerstand.

Zum Tod von Manfred Stolpe erklären auch die Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Katrin GöringEckardt und Anton Hofreiter:

„Manfred Stolpe war eine der prägenden Persönlichkeiten in der jüngeren deutschen Geschichte. Er spielte sowohl in der DDR als auch in den ersten Jahren nach der friedlichen Revolution eine wichtige politische Rolle. Mit seiner Person verbinden viele Menschen den Konflikt zwischen Anpassung und Widerstand, der für das Leben in einer Diktatur prägend ist. Als Ministerpräsident hat er nach der Wiedervereinigung nicht nur den Brandenburgerinnen und Brandenburgern, sondern vielen Bürgern der ehemaligen DDR eine Stimme gegeben. Als Bundesminister hat er viel für den Umbau der Städte – vor allem in den östlichen Bundesländern – getan. Mit Stolpe verliert Deutschland einen wichtigen Zeitzeugen der DDR-Geschichte und der Zeit der Wiedervereinigung. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden.“

Schäuble würdigt Manfred Stolpe als „Mittler zwischen Ost und West“.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat die Person und das Wirken des verstorbenen früheren Ministerpräsidenten von Brandenburg, Manfred Stolpe, gewürdigt.

Im Kondolenzschreiben an die Frau des Verstorbenen heißt es, Stolpe habe sich in zwei Systemen hohe Verdienste erworben: „vor der Wiedervereinigung im Bund der Evangelischen Kirchen der DDR als „kirchlicher Chefdiplomat“, nach 1990 als Ministerpräsident und Bundesminister“. „Mit hohem Einsatz trat er für die Belange anderer und als Mittler zwischen Ost und West ein“, schreibt der Bundestagspräsident.

„Sein Denken war das des versierten Juristen, sein Handeln das des preußischen Staatsdieners, sein Glaube ein christlicher, seine politische Haltung eine sozialdemokratische. So prägte Manfred Stolpe als beliebter wie streitbarer Landesvater die Identität seines Bundeslandes Brandenburg“, so Schäuble weiter.

Der Bundestagspräsident unterstreicht auch die immer wieder erfolgreiche und bewährte Vermittlerrolle Stolpes: „Er nutzte seine bemerkenswerte Gabe, sich Gehör zu verschaffen und zugleich mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, auch im Verhältnis zu unseren Nachbarn, im Petersburger Dialog und im Deutsch-Polnischen Forum.“

„Manfred Stolpe hat sich um unser Land verdient gemacht. Der Deutsche Bundestag wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren“, betont Schäuble.

Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Tod von Manfred Stolpe.

„Ich trauere mit seiner Familie und mit vielen Menschen, die er mit seinem Wirken berührt hat, um Manfred Stolpe.

Leidenschaftlich und geradlinig im Einsatz für seine Mitbürger prägte er die Politik unseres wiedervereinigten Deutschlands auf Landes- und Bundesebene entscheidend mit. Als Ministerpräsident des neugegründeten Bundeslandes Brandenburg trug Manfred Stolpe maßgeblich zum erfolgreichen Aufbau demokratischer Strukturen und Prozesse bei. Er war über viele Jahre Landesvater, Gesicht und Stimme Brandenburgs.

Auch als Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Länder setzte er wesentliche Akzente, gerade auch für das Zusammenwachsen unseres Landes.

Ich gedenke ebenso des engagierten Christen Manfred Stolpe, der auch unter widrigen Umständen ein lebendiges christliches Leben gestaltete.

Meine tief empfundene Anteilnahme gilt der Frau und der Familie des Verstorbenen.

Mit stillem Gruß


Angela Merkel
Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland“

Fotoquellen/Collage: TP Presseagentur Berlin

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