„Schmerzlicher Verlust“: Woidke zum Tod des Schriftstellers Günter de Bruyn.

Für alle Zeiten ein „Brandenburger Kopf“: Mit großer Betroffenheit und Trauer reagiert Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke auf den Tod des Schriftstellers Günter de Bruyn. In einem Brief an die Familie drückt Woidke sein tiefempfundenes Beileid aus:

„Der Tod von Günter de Bruyn ist ein überaus schmerzlicher Verlust für Sie als Familie, für das Land Brandenburg und für die deutsche Literatur. Zeitlebens hat Günter de Bruyn auf unverwechselbare Weise von der Schönheit, der Geschichte und den Eigentümlichkeiten Brandenburgs erzählt. In vielen seiner Werke finden sich Liebeserklärungen an die Mark und ihre Menschen.

Ich denke an die ‚Hochzeit in Welzow‘ und an die ‚Märkischen Forschungen‘, an ‚Mein Brandenburg‘ und an die ‚Preußische Trilogie‘. Als Herausgeber des ‚Märkischen Dichtergartens‘ hat Günter de Bruyn zusammen mit Gerhard Wolf zahlreiche Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts aus unserer Region neu entdeckt und vor dem Vergessen bewahrt. Günter de Bruyn bleibt für alle Zeiten ein ‚Brandenburger Kopf‘. Meine Gedanken sind in diesen Tagen bei den Angehörigen, Freunden und Weggefährten.“

Günter de Bruyn lebte in Tauche im Landkreis Oder-Spree. Er war 1996 mit dem Brandenburgischen Literaturpreis und 1999 mit dem Fontane-Preis der Stadt Neuruppin ausgezeichnet worden. Im Jahr 2005 wurde er als einer der ersten Persönlichkeiten überhaupt mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburg geehrt. Er war zudem Träger zahlreicher Literaturpreise und des Bundesverdienstkreuzes sowie ein Brandenburger Kopf.

Günter de Bruyn wurde 93 Jahre alt.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erklärt zum Tod von Günter de Bruyn.

„Mit Günter de Bruyn verliert unser Land einen bedeutenden literarischen Chronisten. Er hinterlässt ein eindrucksvolles Werk, das viele Facetten der deutschen, besonders der brandenburgischen Geschichte in all ihrer Widersprüchlichkeit spiegelt. Feinsinnig beschrieb der Romancier auch die Abgründe der Zeitgeschichte, des Alltags in der DDR und der preußischen Monarchie. Selbst in seinen autobiographischen Schriften enthielt er sich dabei jeglicher Anklage. Als dies in der DDR politisch nicht opportun war, hielt Günter de Bruyn an der Idee der Unteilbarkeit der deutschen Kulturnation fest. Immer wieder hat er sich aus seiner zutiefst humanistischen Grundhaltung zu Wort gemeldet – diese Einlassungen zählen zur persönlichen Hinterlassenschaft des Literaten, den wir vermissen werden. Auch sie werden bleiben.“

Müller zum Tod von Günter de Bruyn.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, würdigt den verstorbenen Schriftsteller Günter de Bruyn:

„Mit Günter de Bruyn ist ein großer Schriftsteller unserer Region und der deutschsprachigen Literatur gestorben, den Feinsinn, Leichtigkeit und behutsame Ironie auszeichneten. Er ist 1926 in Berlin-Britz geboren und in Neukölln aufgewachsen, und er hat über diese Berliner Jugendjahre ein interessantes, schönes Buch geschrieben. Er hat nach der für seine Generation unvermeidlichen Kriegserfahrung als Soldat bis 1961als Bibliothekswissenschaftler in Berlin gelebt und wurde der große Autor des Märkischen und des Brandenburgischen. Seine Geburtsstadt, die im Zentrum dieser Kulturregion liegt, spielte in de Bruyns Schaffen und in seinem kulturhistorischen Denken trotzdem eine bedeutende Rolle. Er steht mit seinem Werk für die Zusammengehörigkeit des historischen und kulturellen Raumes, den Berlin und Brandenburg gemeinsam bilden. Damit hat er, als Teilung und Gegeneinander in dem Teil unseres Landes, in dem er lebte und schrieb, die Zeichen der Zeit waren, immer mehr zu den Widersetzlichen gehören müssen, die auch politisch Stellung bezogen. Die gemeinsame Kulturnation hatte für ihn ebenso hohen Stellenwert wie Kultur und Geschichte unserer Stadt. Die Literaturstadt Berlin trauert um einen großen deutschen Autor.“

Wolfgang Thierse in einem Interview mit der TP Presseagentur 1996: „Ich wünsche mir, daß unterschiedliche Leute ihre Geschichte erzählen, also Leute, die in der SED Macht und Einfluß hatten; von Literaten in erster Linie wünsche ich mir eine aufrichtige Geschichte ihrer Existenz in der DDR, nicht das, was Hermann Kant macht, das ist geschmeidigste Apologetik; aber vielleicht so, wie es Günter de Bruyn gerade in seinem Buch ‚Vierzig Jahre‘ gezeigt hat.“

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