Peter Grottian, ein Kämpfer bis zum Ende.

Ein Nachruf des Grundrechtekomitees auf den Sozialwissenschaftler und politischen Aktivisten Peter Grottian.

Vor wenigen Tagen, am Donnerstag, 29. Oktober 2020, hat uns Peter Grottian verlassen. Peter war langjähriges Mitglied, Weggefährte und Unterstützer des Komitees für Grundrechte und Demokratie. Peter gehörte zu einer Generation linker Professor*innen, die durch ihre Lehre und ihr Wirken an der Universität einen kritischen Blick auf Herrschaftsverhältnisse vermittelten. Doch Peter ging weiter. Er versuchte, seine Student*innen dafür zu begeistern, Theorie mit Praxis zu verbinden. Immer wieder organisierte er politische Aktionen gemeinsam mit seinen Student*innen, z.B. bei Uni-Streiks oder Demobeobachtungen am 1. Mai in Berlin. Peter war solidarisch mit seinen Student*innen und interessierte sich wie kaum sonst jemand für deren soziale Lage.

Peter glaubte an Gleichheit und an die kritische Wissenschaft. Deswegen verzichtete er ab 1985 zusammen mit seinem Kollegen und Freund Wolf-Dieter Narr auf ein Drittel seines Gehalts, um am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin eine Professur mit feministischem Schwerpunkt zu ermöglichen.

Aber vor allem war Peter ein Aktivist. Er verstand sich als Teil der sozialen Bewegungen. Als solcher initiierte er Aktionen und politische Bündnisse, etwa in den 2000er Jahren zum Berliner Bankenskandal. Zuletzt engagierte er sich in Initiativen zur Enteignung großer Immobilienunternehmen und gegen den Finanzkonzern BlackRock, zu dem er noch Ende September 2020 ein öffentliches Tribunal organisierte.

Als Mitglied des Grundrechtekomitees begleitete Peter Aktionen wie die ›Entzäunung‹ der Abschiebeknasts in Worms in den 1990er Jahren. Peter Grottian plädierte für Aktionsformen, die über die Grenzen des Erlaubten hinausgingen. Er war ein starker Verfechter zivilen Ungehorsams.

Peter war oft provokativ und oft unbequem, auch für linke Gruppen und für Teile der sozialen Bewegungen. Weil er radikal kritisch und ungeduldig war. Er konnte nicht zusehen, wie die Herrschenden des Kapitals und der Politik soziale Rechte zertraten. Deswegen widmete er sich bis zu dem letzten Tag seines Lebens dem Kampf gegen die Herrschaft.

Lebe wohl, lieber Peter Grottian

https://www.grundrechtekomitee.de/details/peter-grottian-ein-kaempfer-bis-zum-ende

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*