Müller und Woidke zum Gedenken an die Novemberpogrome von 1938.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, erklärt zum 82. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938:

„Antisemitismus und neonazistischer Terror haben in Berlin und in ganz Deutschland keinen Platz. Das ist die Botschaft des 9. November, des Tags des Gedenkens an die Novemberpogrome von 1938. Wir müssen antisemitische Haltungen, Propaganda und Hass besonders in sozialen Medien und erst recht Gewalttaten gegen jüdisches Leben in unserer Stadt und in unserem Land mit Entschlossenheit und Entschiedenheit verurteilen, verhindern und bekämpfen. Diese Forderung richtet sich an uns alle, als Staat und als Zivilgesellschaft. Das ist ein Jahr nach dem rechtsextremistischen Mordanschlag auf die Synagoge von Halle am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, noch einmal sehr viel dringlicher.“

Müller: „Die Verantwortung gegenüber der jüdischen Gemeinschaft in unserer Stadt und in Deutschland ist zugleich die Verantwortung für unser demokratisches Gemeinwesen, für den Rechtsstaat und für unser aller Freiheit. Denn Freiheit, Sicherheit und Unbeschwertheit unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sind immer auch ein Gradmesser für ein funktionierendes Gemeinwesen, wie wir es für uns und für künftige Generationen erhalten wollen. Die Erinnerung an die Schrecken des nationalsozialistischen Terrors durch die systematische, industrielle Vernichtung der jüdischen Menschen in Europa ist und bleibt wichtig für unsere Freiheit und unsere demokratische Zukunft. Die Pogrome am 9. November 1938 dürfen nie vergessen werden.“

Müller weiter: „Besonders für die hochbetagten Mitbürgerinnen und Mitbürger, die zu den letzten Zeitzeugen von Diskriminierung, Verfolgung und Holocaust gehören, ist es schmerzlich, dass wir in diesem Jahr pandemiebedingt auf die Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin verzichten müssen. Für viele unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ist dies Jahr für Jahr ein wichtiger Tag, an dem das Vergangene von neuem in die Erinnerung tritt und an dem das Gedenken an die im nationalsozialistischen Terror und im Holocaust ums Leben gekommenen Angehörigen, Freunde und Bekannten einmal mehr deutlich ins Bewusstsein tritt. Ich verbinde dies mit der Hoffnung, dass es uns bald wieder möglich sein wird, diesen Tag in der über viele Jahrzehnte gewohnten und einzig angemessenen Weise zu begehen.“

Als Gedenkzeichen lässt der Regierende Bürgermeister von Berlin einen Kranz niederlegen.

Aufbruch in die Demokratie mit Novemberrevolution 1918 und Mauerfall vor 31 Jahren – Gedenken an Opfer der Pogromnacht 1938.

Der 9. November ist für Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke „ein deutscher Schicksalstag“. Den Mauerfall vor 31 Jahren bezeichnet er als „eine Sternstunde der deutschen Demokratiegeschichte“. Am 9. November 1918 wurde die Weimarer Republik ausgerufen. Mit der Gewaltorgie der Nationalsozialisten in der Pogromnacht am 9. November 1938 gegen die jüdische Bevölkerung „ist der Tag aber auch ein katastrophaler Schandfleck in der deutschen Geschichte“.

Woidke erklärt anlässlich des 9. November:

Mut und der unbedingte Freiheitswille waren der Anstoß für die Friedliche Revolution vor 31 Jahren, die am 9. November 1989 zum Fall der Mauer führte. Beharrlich und gewaltfrei kämpften die Menschen Seite an Seite für ein offenes Land, für Pressefreiheit, Selbstbestimmung, offene Grenzen und Pluralität. Für viele Ostdeutsche markiert – genau einen Monat zuvor – der 9. Oktober 1989 den entscheidenden Tag der Friedlichen Revolution, an dem sich 70.000 Menschen in Leipzig versammelten, um für Freiheit und Demokratie zu demonstrieren.

Der 9. November ist auch der Tag, an dem in Berlin die erste deutsche Demokratie ausgerufen wurde. Im Herbst 1918 hatten Mutige im Matrosenaufstand für Freiheit und gegen eine sinnlose Fortsetzung des Ersten Weltkriegs gekämpft.

Umso mehr ärgert es mich, wenn ich erlebe, wie Anti-Demokraten heute die Tatsachen verdrehen und Freiheitsrechte missbrauchen. Die größte Bedrohung der Demokratie geht aktuell vom Rechtsextremismus aus. Dem Gift von Gewalt, Hass und Hetze müssen wir uns alle entschlossen entgegenstellen und unsere Werte verteidigen.

Hass und Hetze waren auch auf der Straße in der nationalsozialistischen Pogromnacht am 9. November 1938 mit Gewalt, Mord und Zerstörung gegen die deutsche jüdische Bevölkerung. Der Opfer gedenken wir und sehen diese Katastrophe als ewige Mahnung. So ist der 9. November ein deutscher Schicksalstag.

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