Fritz Bauer Institut trauert um Trude Simonsohn.

Das Fritz Bauer Institut trauert um Trude Simonsohn, die gestern (06.01.2022) im Alter von 100 Jahren in Frankfurt am Main gestorben ist. Trude Simonsohn war langjährige Vorsitzende des Rats der Überlebenden des Holocaust am Fritz Bauer Institut und hat die Arbeit und die Projekte des Instituts seit seiner Gründung begleitet. Sie war maßgeblich am Zustandekommen des Wollheim-Memorials auf dem Campus Westend der Goethe-Universität beteiligt und hat die Initiative zur Umbenennung des Grüneburgplatzes in Norbert-Wollheim-Platz unterstützt.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fritz Bauer Instituts werden Trude Simonsohn in ehrender Erinnerung behalten. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und ihren zahlreichen Freundinnen und Freunden.“

TRUDE SIMONSOHN

wurde am 25. März 1921 in Olmütz (Mähren/Tschechien) geboren. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurde sie als 21-Jährige in das Ghetto Theresienstadt verschleppt, wo sie ihrem späteren Ehemann Berthold Simonsohn begegnete. Ihr Vater wurde im Konzentrationslager Dachau, ihre Mutter im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Im Oktober 1944 wurde Trude Simonsohn nach Auschwitz-Birkenau verlegt und am 9. Mai 1945 aus einem Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen von der Roten Armee befreit. 1955 zog Trude Simonsohn mit ihrem Mann nach Frankfurt am Main, wo sie im Vorstand der Jüdischen Gemeinde für Sozialberatung und Erziehungsberatung Verantwortung übernahm und von 1989 bis 2001 den Gemeinderatsvorsitz innehatte. Seit 1975 trat sie als Zeitzeugin in Schulen, Jugendbegegnungsstätten, Vereinen und Institutionen auf und berichtete über ihre Erlebnisse während der NS-Diktatur. Sie war eine unermüdliche Kämpferin gegen Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung. Am 6. Januar 2022 ist Trude Simonsohn in Frankfurt am Main gestorben. Sie wird uns fehlen!

Für ihr Engagement wurde Trude Simonsohn vielfältig ausgezeichnet: 1993 erhielt sie die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main, 1996 wurde ihr die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen verliehen. 2010 erhielt sie den Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung, 2013 den Erasmus-Kittler-Preis. Am 25. März 2016 wurde anlässlich ihres 95. Geburtstages in Anerkennung ihrer Verdienste um die Erinnerungsarbeit an der Frankfurter Goethe-Universität ein Hörsaal im Casinogebäude auf dem Campus Westend nach Trude Simonsohn benannt. (Am 27. März 2019 wurde der Saal auf Wunsch von Trude Simonsohn im Gedenken an ihre am 17. Mai 2017 verstorbene Freundin und Wegbegleiterin Irmgard Heydorn in »Trude Simonsohn und Irmgard Heydorn-Saal« umbenannt.) Am 16. Oktober 2016 wurde Trude Simonsohn zur ersten Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt am Main ernannt.

»Noch ein Glück. Erinnerungen« – die zusammen mit Elisabeth Abendroth geschriebene Biografie von Trude Simonsohn ist 2013 im Wallstein Verlag, Göttingen erschienen.

http://www.wallstein-verlag.de/9783835311879-noch-ein…

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Abbildung: Trude Simonsohn bei einer Feier anlässlich ihres 90. Geburtstags in der Bildungsstätte Anne Frank, 25. März 2011.

Fotoquelle: Werner Lott

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