Die 100-jährige Holocaust-Überlebende wird am 25. Mai 2022 von der Freien Universität Berlin ausgezeichnet.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält
die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften der
Freien Universität Berlin. Die Auszeichnung wird im Rahmen einer feierlichen
Veranstaltung am 25. Mai um 17 Uhr im Henry-Ford-Bau der Freien Universität
Berlin verliehen. Die Laudatio hält die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin
Aleida Assmann, emeritierte Professorin der Universität Konstanz. Der
Historiker Paul Nolte, Professor an der Freien Universität, wird ein Gespräch
mit Margot Friedländer und dem Geschichtsstudenten Vincent Bruckmann führen.
Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung bis zum 22. Mai 2022 unter fu-berlin.de/friedlaender
ist erforderlich.
Der Fachbereich würdigt mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde „die
überragenden Verdienste von Margot Friedländer als Zeitzeugin der Verfolgung
und des Überlebens in der Shoah, als engagierte Anwältin öffentlicher
Geschichte, als Botschafterin der Erinnerung und der Menschlichkeit für jüngere
Generationen“. Geehrt werde Margot Friedländer als beispielhafte
„Bürgerwissenschaftlerin“, deren Leistungen über die Vermittlung selbst
erlebter Geschichte weit hinausgingen: „Margot Friedländers citizen science
steht für eigenständige Formen der Erkenntnis und Reflexion von Vergangenheit,
die nicht nur für die Geschichte des Nationalsozialismus, sondern für die
Zeitgeschichte und für die Geschichts- und Kulturwissenschaften überhaupt
unverzichtbar geworden sind“, heißt es in der Begründung weiter. „Die Freie
Universität Berlin erkennt darin eine hervorragende wissenschaftliche Leistung
und ehrt mit Margot Friedländer zugleich eine Persönlichkeit, deren
unerschütterliche Haltung der Menschlichkeit aus schwieriger Erinnerung auf die
unverzichtbaren Grundlagen freier und verantwortlicher Wissenschaft verweist.“
Über Margot
Friedländer:
Der am 21. November 1921 geborenen Margot Friedländer gelang es zunächst, sich
in Berlin vor den Nationalsozialisten zu verstecken, ihre Familie wurde nach
Auschwitz deportiert und ermordet. Sie selbst wurde in das Ghetto
Theresienstadt deportiert. Sie überlebte und emigrierte 1946 mit Ihrem Mann
Adolf Friedländer, den sie in Theresienstadt kennengelernt hatte, in die USA.
Nach dessen Tod im Jahr 1997 begann sie, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. 2004
erschien zunächst der Film „Don’t call it Heimweh“, für den sie nach Berlin
zurückkehrte. 2010 erschien bei Rowohlt ihr Buch „Versuche, dein Leben zu
machen“, der Titel nimmt die letzten Worte der Mutter an die Tochter auf.
Den Dialog vor allem mit jungen Menschen hat sich Margot Friedländer zur
Lebensaufgabe gemacht. Schon vor ihrer endgültigen Rückkehr aus den USA in ihre
Heimatstadt Berlin im Jahr 2010 besuchte sie Schulklassen, hielt Lesungen, rief
zur Wachsamkeit vor Antisemitismus und Totalitarismus auf. Im August 2019 las
Margot Friedländer auf Einladung des Geschichtsstudenten Vincent
Bruckmann an der Freien Universität Berlin aus ihrem Buch.
Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin