Gedenken an Werner Schulz in der Berliner Gethsemanekirche.

Am 9. November 2022 starb der Grünenpolitiker und ehemalige DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz während einer Veranstaltung zum 9. November (Tag des sog. Mauerfalls) im Berliner Schloss Bellevue (Sitz des Bundespräsidenten) völlig unerwartet.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier brach die Veranstaltung nach Bekanntwerden des Todes von Schulz vorzeitig ab und würdigte ihn als „leidenschaftlichen Kämpfer für Demokratie und Freiheit“.

Am 9. Dezember, genau einen Monat später, fand in der Berliner Gethsemanekirche ein Trauergottesdienst  zu Ehren Schulz‘ statt, zu dem sich Weggefährten und insbesondere Grünenpolitiker einfanden.

Gedenkreden hielten insbesondere die ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Marianne Birthler, die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag Britta Haßelmann, die Grünen Co-Vorsitzende Ricarda Lang, der Grünen-Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky und Bundespräsident a.D. Joachim Gauck.

Für den Europaabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen, Sergey Lagodisky, bleibe Werner Schulz „inErinnerung als Geist der Freiheit. Freiheit, in jeder unserer Entscheidung“. „Das Rebellische bestand für ihn nicht in revolutionären Reflexen, nicht im Monolith der Klassenkämpfe, nicht im kollektiven Geschwafel von Einheit, nein, im individuellen Wagnis. Im Mut sich die gar nicht so selbstverständliche Freiheit zu nehmen, selbstverständlich frei zu sein. Er sagte: „Die Einheit existiert, die vielbesagte Mauer in den Köpfen ist oft nur das Brett davor. Anstatt ständig unsere Einheit zu suchen und zu beschwören, sollten wir lieber unsere Freiheit in Vielfalt feiern… Die Revolution geht weiter.“

Gedenkrede von Sergy Lagodinsky:

Die Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag von Bündnis 90/Die Grünen, Britta Haßelmann, erinnerte an Werner Schulz als den „leidenschaftlichen und überzeugten Parlamentarier“. „Legendär und zurecht ausgezeichnet“ bezeichnete sie seine Rede von 2005 über die „fingierte Vertrauensfrage“ und den „würdelosen Abgang“ von Kanzler Schröder. Eine Rede, die sie allen Parlamentarier*innen auch heute noch ans Herz lege. Ginge es doch hier um die Verantwortung, die wir trügen. „Eine Verantwortung, die den Bürger*innen geschuldet“ sei und „nicht der Regierung“. Sie habe „seine – Schulz‘ – Widerspenstigkeit und Aufrichtigkeit unterstrichen“.

Gedenkrede von Britta Haßelmann:

Für Bundespräsident a.D., Joachim Gauck, sei Schulz‘ mutigem Handeln der Fall der Mauer zu verdanken. „Wenn wir uns heute also an Werner Schulz erinnern und ihn ehren, sollten wir daher über Mut sprechen. Gerade in Zeiten, da auf der politischen Handlungsebene ebenso wie im allgemeinen Leben Mut ein oft entbehrtes Gut ist, soll diese Werner Schulz prägende Haltung im Mittelpunkt stehen. Manchmal erscheint es, als sei es einem Menschen von der Natur mitgegeben, ob er furchtlos ist oder furchtloser als andere, ob er mehr wagt, auch wenn ihm Nachteile dadurch entstehen können. Wenn ich aber das Leben anschaue, das Werner Schulz geprägt hat, sehe ich etwas schwer Errungenes. Auch etwas Besonderes, nicht Übliches, etwas das in jenen wächst, die gegen den Strom geschwommen sind.

Traueransprache von Bundespräsident a.D. Joachim Gauck zu Ehren von Werner Schulz am 9.12.2022 in der Gethsemanekirche:

Der Gottesdienst endete mit Fürbitte und Gebet und dem Kanon „Dona nobis pacem“.

Fotoquellen: TP Presseagentur Berlin

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