Kiewer Behörden haben den Zugang zur Website der Tageszeitung junge Welt seit Anfang der Woche für Leserinnen und Leser in der Ukraine gesperrt. Das berichtet das in Berlin erscheinende überregionale Blatt in ihrer Ausgabe vom Mittwoch.
Nach Eingabe der URL www.jungewelt.de sei laut „junge Welt“ in der Ukraine zu lesen: »Gemäß dem Gesetz der Ukraine ›Über elektronische Kommunikation‹ und dem Erlass des Präsidenten der Ukraine Nr. 64/2022 vom 24. Februar 2022 über die Verhängung des Kriegsrechts in der Ukraine wurde diese Internetquelle gesperrt«. Bereits am 12. August hätten ukrainische Behörden die junge Welt als »unerwünscht« eingestuft und in ihr »Register der blockierten Internetseiten« aufgenommen.
In der Ukraine können der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat sowie das Nationale Kommunikationszentrum, eine größtenteils aus Militärs bestehende Abteilung des Sonderkommunikationsdienstes, solche Verbots- und Zensurmaßnahmen verfügen. Gegenwärtig seien rund 4.600 Internetseiten gesperrt, vorwiegend russische und belarussische, aber auch einige westeuropäische, wie das linke Portal Iskra aus Griechenland.
„Offensichtlich treffen die Enthüllungen der jungen Welt über die Machenschaften der faschistischen Asow-Truppe sowie die Hintergründe des mit dem Blut der Ukrainer ausgetragenen NATO-Stellvertreterkrieges gegen Russland einen wunden Punkt in Kiew“, kommentiert jW-Chefredakteur Nick Brauns die Sperrung der Website. „Darum greift die Selenskij-Regierung, die bereits die oppositionellen Stimmen im eigenen Land ausgeschaltet hat, auch zu Zensurmaßnahmen gegen kritische Medien aus dem Ausland. Dies ist umso bezeichnender, da die Kiewer Regierung doch vorgibt, sogenannte westliche Werte zu verteidigen.“