Berlin will Wertevermittlung und Konfliktkompetenz an Schulen stärken.

Senatsbildungsverwaltung holt GermanDream als Partner an Bord – Angebote für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte,

Konflikte, respektloses Verhalten und Gewalt belasten den schulischen Alltag vieler Schulen. Diese Entwicklungen wurden über Jahre kaum systematisch erfasst. Mit einem klaren Richtungswechsel setzt die Berlins Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie nun auf Transparenz, verbindliche Verfahren und gezielte Unterstützung, um Konfliktpotenziale frühzeitig zu erkennen und das schulische Miteinander zu stärken.

Mit Inkrafttreten der Allgemeinen Verfügung „Gewalt, Notfälle und Krisen“ (AV GNuK) melden Berliner Schulen Vorfälle von Gewalt und Bedrohung erstmals wieder verbindlich. Dadurch entsteht nach vielen Jahren ein belastbarer Überblick über Art und Häufigkeit solcher Vorfälle. Im ersten Durchgang nahmen im Schuljahr 2024/25 rund 82 Prozent der öffentlichen Schulen teil. Die Zahlen zeigen 53,6 Prozent körperliche Gewalt, 9,2 Prozent angedrohte Gewalt, 7,5 Prozent selbstverletzendes Verhalten und 4,3 Prozent Übergriffe auf Schulpersonal; in einigen Bezirken liegen die Fallzahlen etwas höher.

Um diese Entwicklungen genauer zu verstehen, hat die Senatsverwaltung eine wissenschaftliche Studie zu Konfliktpotenzialen beauftragt. Ein Anbieterverbund der Universität Bielefeld, der Universität Wuppertal und des Instituts für Demoskopie Allensbach untersucht strukturelle, soziale und pädagogische Faktoren. Ergebnisse werden im zweiten Quartal 2026 erwartet und sollen als Grundlage für weitere Maßnahmen dienen.

Gleichzeitig wird der Ausbau werteorientierter Angebote vorangetrieben. Dafür wurde mit GermanDream ein starker zivilgesellschaftlicher Partner gewonnen. Schulen können künftig Wertebotschafterinnen und Wertebotschafter einladen, vor Ort Wertelotsen ausbilden und Fortbildungen für Lehrkräfte über das Berliner Landesinstitut für Qualifizierung und Qualitätsentwicklung (BLiQ) nutzen. So sollen Wertevermittlung, Gesprächskultur und Handlungssicherheit im pädagogischen Alltag gestärkt werden.

Die Friedrich-Bergius-Schule in Tempelhof-Schöneberg zeigt bereits, wie Maßnahmen zur Stärkung des schulischen Miteinanders im Alltag verankert werden können. Unter der Leitung von Engin Çatık wurden Verantwortlichkeiten geschärft, Gespräche strukturiert und erste Wertedialoge erprobt. Rückmeldungen aus der Schulgemeinschaft deuten auf positive Effekte im Umgang miteinander hin. Schulleiter Engin Çatık betont die Bedeutung von Haltung und Orientierung für die schulische Entwicklung: „Es gehen nicht alle Träume in Erfüllung; aber das ist nie eine Entschuldigung, gar keine zu haben.“

Katharina Günther-Wünsch, Berlins Senatorin für Bildung, Jugend und Familie:
„Konflikte und Gewalt im schulischen Alltag belasten Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern. Deshalb ist es wichtig, diese Entwicklungen sichtbar zu machen und gezielt dagegen vorzugehen. Mit klaren Verfahren und wissenschaftlicher Analyse schaffen wir Orientierung und Handlungssicherheit für die Schulen. Wertevermittlung und eine klare Haltung sind dabei zentrale Voraussetzungen für ein respektvolles Miteinander. Mit GermanDream haben wir dafür einen starken zivilgesellschaftlichen Partner mit Expertise gewonnen. Wir stehen bereit, Schulen und Lehrkräften ein niedrigschwelliges Angebot im Bereich Wertebildung zu machen, das Haltung stärkt, Konflikte frühzeitig bearbeitet und das Schulklima verbessert.“

Düzen Tekkal, Gründerin von GermanDream:
„Junge Menschen stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen, wie auch aktuelle Studien belegen. Sie kämpfen mit Ängsten, Einsamkeit und Druck – in einer Welt, die sich rapide wandelt, von Krisen erschüttert wird und oft verunsichert. Mit GermanDream machen wir diese Erfahrungen sichtbar und schaffen Räume und Lösungswege, um ihnen konstruktiv zu begegnen. Wir arbeiten mit jungen Menschen auf Augenhöhe und mit Respekt, nehmen sie mit all ihren Sorgen und Nöten ernst: In unseren Wertedialogen können Schüler und Schülerinnen offen über Werte, Zugehörigkeit und Zusammenhalt sprechen und sich mit ihren eigenen Werten, Perspektiven und Stärken einbringen. Unsere ehrenamtlichen Wertebotschafterinnen und Wertebotschafter – viele von ihnen haben selbst Erfahrungen mit Dis­kri­mi­nie­rung gemacht – arbeiten mit den Jugendlichen heraus, was ihnen wichtig ist und wie sie ein respektvolles Miteinander in ihrem Alltag leben können. Lehrkräfte unterstützen wir mit praktischen Ansätzen, um Konflikten vorzubeugen und ein Klassenklima geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen zu fördern. Und wir stärken Schülerinnen und Schüler darin, Selbstwirksamkeit zu erfahren und ihre Schulen langfristig zu Orten des Zusammenhalts und der gemeinsamen Verantwortung zu gestalten. Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie dazu beizutragen, dass Berliner Schulen Orte des Dialogs, der Offenheit und des gegenseitigen Lernens sind.”

Damit setzt Berlin ein deutliches Zeichen für klare Haltung, verlässliche Unterstützung und eine langfristig sichere, wertschätzende Lernumgebung für die gesamte Schulgemeinschaft.

v.l.: Katharina Günther-Wünsch, Düzen Tekkal

Fotoquellen: TP Presseagentur Berlin

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