Anlässlich der Anschläge auf Sri Lanka: Religion auf Sri Lanka.

Die mit Abstand größte Religion in Sri Lanka ist der Theravada Buddhismus. Die meisten Singhalesen, rund 70 Prozent der Bevölkerung, gehören ihm an. Die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe von Sri Lanka, die Tamilen, sind hingegen mehrheitlich Hindus. Daneben gibt es als weitere Religion auch Christen und Moslems auf der Insel, die sich jedoch deutlich in der Minderheit befinden. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt zusammen bei rund 15 Prozent.

Der indische Mönch Mahinda brachte im 3. Jahrhundert v. Chr. als Religion den Buddhismus nach Sri Lanka. Schnell verbreitete sich die neue Religion im Land, da sich auch König Devanampiya Tissa zu ihr bekehrte, der über weite Teile der Insel herrschte. In Anuradhapura steht noch eine Pappel-Feige aus dieser Zeit, Sri Mahabodhi. Sie soll aus einem Zweig des Baumes entstanden sein, unter dem Siddhartha Gautama, Buddha, im nordindischen Bodhgaya erleuchtet wurde. Bis heute ist der Baum eine bedeutende Pilgerstätte.

Während der Kolonialzeit kamen zwar christliche Missionare nach Sri Lanka, sie vermochten es aber nicht, die Dominanz des Buddhismus zu brechen. Vielmehr entstand im 19. Jahrhundert als Antwort auf die Missionierungsversuche durch die Europäer eine buddhistische Bewegung, die zu einer tieferen Verwurzelung der Religion in breiten Teilen der Bevölkerung führte.
Der Buddhismus ist heute Staatsreligion auf Sri Lanka und genießt gegenüber jeder anderen Religion des Landes eine bevorzugte Stellung. Dies führte in den vergangenen Jahrzehnten zu Konflikten mit den Angehörigen der anderen Religionen. Insbesondere die Minderheit der Tamilen, die größtenteils Hindus sind, fühlten sich auch in religiösen Belangen benachteiligt.

Vor dem Siegeszug des Buddhismus war der Hinduismus die wichtigste Religion auf Sri Lanka. Heute ist er noch unter der tamilischen Bevölkerung insbesondere im Norden und Osten der Insel verbreitet. Rund 15 Prozent der Bevölkerung von Sri Lanka sind hinduistische Gläubige.
Einer der bedeutendsten Lehrer und eine wichtige Identifikationsfigur für die Hindus ist der 1964 verstorbene Yogaswami.

Die ersten Christen kamen bereits im 1. Jahrhundert nach Sri Lanka. Während der Kolonialzeit nahm ihre Zahl durch Missionierung stark zu. Im 18. Jahrhundert bekannten sich bereits über 20 Prozent der Bevölkerung zum Christentum. Nach dem Ende der Kolonialherrschaft sank die Zahl der Christen wieder rapide und liegt heute bei unter zehn Prozent. Insbesondere im Nordwesten der Insel leben größere christliche Gemeinschaften. Die meisten Christen auf Sri Lanka gehören der römisch-katholischen Kirche an, nur ein kleiner Teil ist protestantisch.
Viele Angehörige der Minderheit der Burgher, den Nachfahren aus Mischehen zwischen Einheimischen und Europäern, sind bis heute dem Christentum treu geblieben.

Den Islam brachten arabische Händler im 15. Jahrhundert nach Sri Lanka. Deren Nachkommen, die Mooren, pflegen den Glauben ihrer Vorfahren bis heute. Daneben gibt es auch noch kleine Gruppen tamilischer und malaiischer Moslems im Land. Zur Wahrung der Interessen der muslimischen Bürger wurde in den 1980er Jahren das Department of Muslim Religious and Cultural Affairs eingerichtet, das seinen Sitz in Colombo hat.

Sri Lanka: „Anschläge zielten auf offene Gesellschaft.“

Zur Anschlagsserie in Sri Lanka und der von Sri Lankas Regierung angekündigten Untersuchungskommission erklärt Omid Nouripour, Sprecher für Außenpolitik von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag:

„Die brutalen Anschläge in Sri Lanka auf Kirchen und Hotels mit über 300 Toten sind zutiefst erschütternd. Bewusst haben Islamisten Gläubige der christlichen Minderheit beim Beten ermordet und so den multireligiösen und multiethnischen Charakter des Landes ins Mark getroffen. Die offene und vielfältige Gesellschaft Sri Lankas war das Ziel des Anschlages.

Es ist richtig, dass die Regierung in Colombo eine Untersuchungskommission zur Aufarbeitung der Hintergründe des Anschlages eingesetzt hat und Experten von Interpol die Untersuchungen unterstützen. Denn viele Fragen sind zum jetzigen Zeitpunkt offen. Ob die von der Regierung verantwortlich gemachte islamistische Terrorgruppe National Thowheeth Jamath (NTJ) allein zu so komplexen Anschlägen in der Lage ist und wer zu dem vermuteten Netzwerk an internationalen Unterstützern gehört, ist im Moment unklar.

Zu klären sind sicherlich auch die Vorwürfe, die Regierung habe handfeste Hinweise auf Anschläge nicht verfolgt. Präsident Sirisena, dem die Sicherheitsdienste des Landes unterstellt sind, hatte Premierminsiter Wickremesinghe seit Oktober 2018 von Sitzungen des nationalen Sicherheitsrates ausgeschlossen. Möglicherweise wurden Hinweise über bevorstehende Anschläge mit der Regierung nicht geteilt. Es besteht die Gefahr, dass die notwendige Aufarbeitung der Anschläge dem anhaltenden Machtkampf zwischen Präsident und Kabinett zum Opfer fällt. Gelingt der Regierung keine angemessene Antwort, könnten die Anschläge auf die christliche Minderheit bereits bestehende religiöse und ethnische Spannungen verschärfen und ihnen eine weitere traurige Facette hinzufügen.

Die Bundesregierung muss den Behörden Sri Lankas Unterstützung bei der Aufklärung der Hintergründe der Anschläge anbieten.“

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