Automobilhersteller haben sich beim Diesel-Gipfel wieder einmal durchgesetzt.

„Es hilft den Menschen in Städten überhaupt nichts, wenn ein vielfach überhöhter Schadstoffausstoß bei Diesel-Pkw um ein Viertel gesenkt wird und die Gesundheitsgefährdung um null Prozent abnimmt. Wieder einmal haben sich die Automobilhersteller durchgesetzt. Sie bekommen eine Billigvariante, um schmutzige Diesel weiter verkaufen zu können. Die Gesundheit der Menschen wird weiterhin geschädigt“, erklärte Herbert Behrens, Verkehrsexperte der Linksfraktion im Bundestag und früherer Leiter des Abgas-Untersuchungsausschusses, mit Blick auf den Diesel-Gipfel.

Behrens weiter:

„Beschäftigte in der Automobilindustrie gehen in eine unsichere Zukunft, denn der Dieselmarkt bricht ein, Dieselfahrer werden aus Innenstädten ausgesperrt, und wenn sie die für die Hersteller freiwillige Software-Updates nicht vornehmen lassen, droht ihnen die Stilllegung des Fahrzeugs.

All dies war bereits zu befürchten, als sich Politik und Autobosse darüber berieten, wie man preisgünstig den Abgasbetrug erledigt.

Sich jetzt in einem Diesel-Gipfel gleich mit dem gesamten Berg ungelöster Fragen einer ökologisch und sozial vertretbaren Verkehrspolitik zu beschäftigen, ist der falsche Ansatz. Die Bundesregierung ist schon an viel kleineren Fragen gescheitert. Zu Recht erwarten die Menschen konkrete Maßnahmen zur sofortigen Senkung der gesundheitsschädigenden NOx-Werte von Dieselfahrzeugen. Die Automobilindustrie muss verpflichtet werden, auf ihre Kosten die lange schon vorhandenen teuren, aber wirksamen Abgasreinigungsverfahren in Diesel-Pkw einzubauen. Die Profitpolster sind dick genug, um das finanzieren zu können. Zwischen 2010 und 2016 verdienten allein Daimler, VW und BMW 152 Milliarden Euro.

DIE LINKE wird im morgigen Obleutegespräch von Umwelt-, Verkehrs- und Wirtschaftsausschuss die Forderungen der Bevölkerung sowie der Kunden und Verbraucher ins Zentrum der Debatte stellen.“

Erhard Scherfer im Gespräch mit Florian Bauer vor dem "Nationa…

Korrespondent Erhard Scherfer im Gespräch mit Florian Bauer vor der Pressekonferenz zum "Nationalen Forum Diesel".

Publié par PHOENIX sur mercredi 2 août 2017

Was bringt ein Software-Update bei Diesel-Fahrzeugen?

Publié par tagesschau sur mercredi 2 août 2017

Jetzt live:

Nach dem Gipfel: Pressekonferenz zum Diesel-Skandal.

Publié par tagesschau sur mercredi 2 août 2017

 

Autogipfel der Bundesregierung ist eine Enttäuschung

Zu den Ergebnissen des ‚Nationalen Forum Diesel‘ erklärte Cem Özdemir, Bundesvorsitzender und Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen:

„Nun rächt sich der jahrelange Kuschelkurs zwischen Autoindustrie und Bundesregierung. Das heutige Ergebnis ist viel zu wenig! Bundesverkehrsminister Dobrindt fehlt der Mut, die Hersteller zu wirksamen Hardware-Nachrüstungen zu verdonnern. Der Schaden ist zu groß, um ihn mit ein paar Klicks zu beseitigen. Für saubere Luft reichen Software-Updates alleine nicht – zumal das Angebot weit weniger großzügig ist als Dobrindt und die Hersteller uns weiß machen wollen. Schließlich mussten rund die Hälfte der angekündigten Fahrzeuge wegen der Betrügereien bei Volkswagen sowieso zurück in die Werkstatt. Auch die Gerichte wird das nicht überzeugen. Fahrlässig ist auch, dass Dobrindt verpasst hat, die ausländischen Hersteller ebenfalls zu verpflichten!

Und außer Alexander Dobrindt vertraut nach zwei Jahren Abgasskandal sicher niemand mehr auf die Durchsetzungskraft des Kraftfahrtbundesamtes. Es braucht endlich wirksame Abgastests und strenge Sanktionen für illegale Abschalteinrichtungen. Auch die Zulassung von neuen Fahrzeugmodellen muss dem Kraftfahrtbundesamt entzogen und auf eine unabhängige Einrichtung auf europäischer Ebene übertragen werden.

Die Bundesregierung versäumt es, mit der Einführung einer blauen Plakette die Luftqualität maßgeblich zu verbessern. Auch hier bleibt der Verkehrsminister den Städten und Kommunen eine Antwort schuldig. Dabei wäre das ein einfaches und bundesweit anwendbares Instrument. Damit ist und bleibt Alexander Dobrindt der Fahrverbotsminister!

Die von Seiten einzelner Kabinettsmitglieder großspurig angekündigten Verbesserungen für betrogene Verbraucher kann ich nicht erkennen. Wir brauchen endlich ein Instrument, dass Verbraucherinnen und Verbrauchern in solchen Fällen ermöglicht, sich zu Gruppen zusammenzuschließen und gemeinsam zu klagen.

Der Abgasskandal ist der Fukushima-Moment der Autoindustrie. Gefragt ist mehr als ein Dieselgipfelchen, der sich nur mit den Altlasten der Automobilindustrie beschäftigt! Wir brauchen dringend einen echten Neustart in der Automobilwirtschaft. Die Bundesregierung muss die notwendigen Leitplanken vorgeben, damit unsere Automobilwirtschaft beim abgasfreien Auto nicht hinterherfährt. Nur so schützen wir Umwelt, Gesundheit und den Automobilstandort Deutschland mit 800.000 Arbeitsplätzen.“

Cem Özdemir live zu den Ergebnissen des Diesel-Gipfels

Publié par Cem Özdemir sur mercredi 2 août 2017

Collage: TP Presseagentur

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