Berlin feiert sieben Tage lang an sieben Orten ein Festival der Friedlichen Revolution.

Vom 4. bis 10. November begeht Berlin das 30-jährige Jubiläum der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls mit einem großen Festival. Für sieben Tage verwandelt sich die Stadt dafür an sieben Orten in ein einzigartiges Open-Air-Ausstellungs- und Veranstaltungsgelände.

Anhand von Orten, welche jeweils stellvertretend für wichtige Ereignisse der Geschichte von 1989/90 stehen, wird die Berliner Route der Revolution erzählt. Raumgreifende Inszenierungen an der Gethsemanekirche, am Alexanderplatz, am Brandenburger Tor, am Ku`damm an der East Side Gallery, und auch am Schlossplatz und an der Stasi-Zentrale in Lichtenberg lassen die Besucher*innen in die Umbruchszeit von 1989/90 eintauchen. So werden beispielsweise auf dem Alexanderplatz die Wünsche, Hoffnungen und Forderungen hunderttausender Demonstranten erlebbar, die hier am 4. November 1989 selbstbewusst der SED-Führung die Stirn boten oder an den hohen Gebäudeblöcken der Stasi-Zentrale die Forderungen zur Abschaffung der Geheimpolizei zu sehen sein.

Diese Inszenierungen aus historischen Bildern und Filmen, klanglich gerahmt von Soundinstallationen, bilden darüber hinaus die Kulisse für ein vielfältiges Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm – gemeinsam gestaltet mit Museen, Gedenkstätten, Vereinen, Bildungseinrichtungen, Initiativen und Künstlergruppen. Neben dem Gedenken an die Opfer der SED-Diktatur und an die Teilung der Stadt an der ehemaligen innerstädtischen Grenze lädt diese dezentrale Stadtinszenierung in über 100 Veranstaltungen ein, die historischen Ereignisse der Friedlichen Revolution wie in einem Parcours durch Zeit und Raum zu erleben: von den Anfängen in Mittel- und Osteuropa, der Fluchtwelle ab Frühsommer `89 über die DDR-weiten Proteste und Demonstrationen sowie dem Mauerfall im Herbst bis hin zur Stürmung der Stasi-Zentrale und den ersten freien Wahlen in der DDR im März 1990.

„Friedliche Revolution und Mauerfall gehören zu den freudigsten und wichtigsten Ereignissen der deutschen Geschichte – trotzdem ist nicht allen nach Feiern zu Mute. Die Erinnerung an die Erfolge der mutigen Bürgerinnen und Bürger im Kampf für Demokratie und Teilhabe vor 30 Jahren wird zunehmend konfrontiert mit der Kritik an dem was danach kam. Für viele bedeutete die Nachwendezeit eben nicht nur neue Freiheit, sondern auch neue Sorgen und Ängste. Es ist an der Zeit auch diese Aspekte im Gedenken an die Ereignisse 1989/90 aufzugreifen und auch den Transformationsprozess der 1990er Jahre kritisch in den Blick zu nehmen. Denn genau hier liegen viele der Ursachen für aktuelle politische Probleme. Gerade deswegen ist es dringender denn je geboten, mit der Würdigung der Leistung derer, die 1989 friedlich für ihre Rechte auf die Straße gingen und schließlich die Mauer zum Einsturz brachten, den Wert von Demokratie, politischem Engagement und Selbstbestimmung zu verdeutlichen – statt das Eine gegen das Andere auszuspielen. In diesem Spannungsfeld von Erinnern, Gedenken und Feiern begeht Berlin das 30. Jubiläum des Mauerfalls und der Friedlichen Revolution.“ so Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister von Berlin und Senator für Kultur und Europa des Landes Berlin.

Vermittelt durch sieben Open-Air-Ausstellungen verbinden die Themen die Originalschauplätze zu einer Route der Revolution, entlang derer Konzerte, Podiumsdiskussionen, Zeitzeugengespräche, Lesungen, Filmvorführungen und Poetry Slams zum Zuhören und Mitreden einladen. Dazu sucht Kulturprojekte Berlin Menschen, die die historischen Ereignisse 1989 live und vor Ort an den verschiedenen Schauplätzen miterlebt haben. Mit dem Aufruf „Wer war dabei?“ sollen ihre Geschichte(n), ihre Erlebnisse, Erinnerungen und Einschätzungen fester Bestandteil der Feierlichkeiten werden.

„Um den Mauerfall zu verstehen und das Jubiläum zu feiern, werden wir die Geschichte der Ereignisse von 1989/90 genau da in Berlin erzählen, wo sie passiert ist: entlang der Route der Friedlichen Revolution: stellvertretend an der Gethsemanekirche, am Alexanderplatz und am Brandenburger Tor, aber auch am Ku`damm und an der Stasi-Zentrale in Lichtenberg. Wir laden alle dazu ein, gemeinsam mit Berliner*innen und Gästen aus der ganzen Welt ein stadtweites Festival an den Originalschauplätzen der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls zu feiern“, so Moritz van Dülmen, der als Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH nach 2009 und 2014 wieder die Feierlichkeiten für den Berliner Senat betreut.

Höhepunkt der einwöchigen Feierlichkeiten ist ein stadtweites Musikfestival am Abend des 9. November. Entlang der Route der Revolution soll gemeinsam mit Berliner*innen und Gästen aus der ganzen Welt ein Fest der Freiheit gefeiert werden. Auf zahlreichen Bühnen werden namhafte nationale und internationale Künstler*innen auftreten, deren Sound oder Geschichte mit den Ereignissen von 1989/90 verbunden ist oder die für Neues und Aufbruch stehen. Mit einer breiten musikalischen Spanne – von Klassik, Rock über Jazz, Pop bis Hip-Hop – setzt der Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten auf die Kraft der Musik: in einem eindrucksvollen Finale wird auf allen Bühnen dasselbe Stück erklingen, welches die Künstler*innen mit den Besucher*innen gemeinsam anstimmen und so die Stadt zu einer großen Gemeinschaft von Feiernden vereinen.

Ein Gesamtprojekt der Kulturprojekte Berlin GmbH im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. In Kooperation mit der Gedenkstätte Berliner Mauer, dem Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Robert-Havemann-Gesellschaft und vielen weiteren Partnern.

Grafik: Kulturprojekte Berlin

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