Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratuliert
dem Schriftsteller Reiner Kunze zum
90. Geburtstag, den dieser am heutigen 16. August begeht. Der Bundespräsident schreibt:
„Meine guten Wünsche gelten einem ‚Poeten des Trostes und des Glücks, der
selbst den unheilvollen Momenten des Lebens einen Schimmer der Hoffnung
abzugewinnen mag‘, wie einmal ein Literaturwissenschaftler so wunderbar über
Sie schrieb.
Sie haben in Ihrem Leben unendlich viel Leid, Enttäuschung und Verfolgung
erlebt. 1968 traten Sie nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in
die Tschechoslowakei aus der SED aus. Am 20. November 1976 wurden Sie aus dem
Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen – und am 7. April 1977 stellten
Sie den Antrag auf Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft, der drei Tage
später genehmigt wurde. ‚Lebt nicht mit der Lüge‘, diese Forderung Alexander
Solschenizyns nahmen Sie ernst und verließen Ihre Heimat.
Literatur begriffen Sie von Anfang an auch als Widerstand gegen die Diktatur.
Sie wussten, was auch Ihre Gegner wussten, nämlich wie brisant Worte sein
können, wenn sie inmitten von Propaganda und Lügen die Wahrheit sagen oder
diese in einem einzigen Bild treffend zum Ausdruck gebracht wird. Sie haben
stets Partei ergriffen für die Freiheit der Poesie und des Individuums und
beide gegen jede Form von Verletzung durch politische Sanktionen und Übergriffe
verteidigt.
Ich freue mich darüber, dass es anlässlich Ihres Geburtstages eine Neuausgabe
Ihrer 1976 erschienen Prosaskizzen ‚Die wunderbaren Jahre‘ gibt. Diese Prosa
wird immer ein wichtiges Dokument deutsch-deutscher Literatur bleiben, das das
Leben und die Seele einer ganzen Generation in Ostdeutschland spiegelt.
‚Entlang dem Staunen siedelt das Gedicht, da gehn wir hin‘, so lautet eine
Gedichtzeile in der Sammlung ‚Lindennacht‘. Ihre Werke machen uns immer noch
staunend und vermitteln uns den Glauben an die tröstende Kraft der
Poesie.“
Bundespräsident Steinmeier gratuliert Reiner Kunze.
