Knut Kiesewetter Life-Line | ||
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Knut Kiesewetter wurde am 13.9.1941 in Stettin an der Ostsee geboren. Als Dreijähriger kam er Anfang 1945 nach Garding auf die Halbinsel Eiderstedt (Nordfriesland). Nach Beendigung der Schule in St.Peter-Ording an der Nordsee studierte er in Lübeck und Hamburg Musik (klassische Posaune). Sein Interesse an der Musik weckte der weltspitzen Jazzposaunist Jack Teagarden, den er heute noch sehr bewundert.Weil Jack Teagarden auch ein hervorragender Sänger war, fing Knut Kiesewetter ebenfalls an zu singen. Um sich beim Gesang begleiten zu können, brachte er sich das Gitarrenspiel selbst bei. Eine Gitarrengrifftabelle hat KK nie gesehen, so wie er auch nie eine Stunde Gesangsunterricht gehabt hat.
Seine erste Posaune besorgte er sich als 14jähriger und stand am 1. Februar 1957 als 15jähriger beim Faschingsfest des Gymnasiums St. Peter-Ording zum 1. Mal als Musiker auf der Bühne. Mit neunzehn Jahren machte er seine ersten Schallplattenaufnahmen. Als Gesangssolist der Gruppe „Die Tramps“ wurde bereits seine zweite Single ein großer Hit (Am Missouri 1961). Im selben Jahr hatte er auch als Posaunensolist mit der Gruppe „Blue River Boys“ einen Hit in Skandinavien (Chopsticks Twist). Weil der Name Knut Kiesewetter den Schallplattenfirmen zu unkommerziell klang, verpasste man ihm alle möglichen Künstlernamen, z.B. Kid Kiets, Nut Weather, The Big Kid etc.. Als neunzehnjähriger gewann er auch beim Düsseldorfer Amateur-Jazz-Festival. Dieses Festival wurde damals für so wichtig genommen, dass es dem „Jazz-Papst“ Joachim Ernst Berendt zwei Fernsehsendungen wert war. Berendt war von Kiesewetter so begeistert, dass er ihn in seinen Zeitungsartikeln, Rundfunk- und Fernsehsendungen so über den grünen Klee lobte, dass Kiesewetter folgerichtig im nächsten Jahr auch den deutschen Jazz-Poll (eine Publikums- und Kritikerumfrage) gewann. Kiesewetter hatte nie Berührungsängste mit anderen Musikrichtungen, wie es in den Fünfzigern und Sechzigern üblich war. Schon als Achtzehnjähriger teilten er und seine Jazz-Band sich die Bühne im Hamburger „Indra“ mit einer jungen englischen Rock-Band, die sich „The Beatles“ nannte. So machte er in den 60er Jahren Blues-, Jazz-, Rock-, Er war einer der wenigen deutschen Sänger, der auf dem legendären Label „Star Club Records“ erschien. Natürlich bekam Knut Kiesewetter auch einige darstellende Rollen in Filmen im In- und Ausland. Während Knut Kiesewetter in den 60er Jahren viel in kommerziellen Sendungen wie „Musik aus Studio B“ (7 Mal) oder „EWG“ auftrat, moderierte er gleichzeitig seine eigenen Fernsehserien („Songs, Chansons, Lieder“), bei denen u.a. Reinhard Mey, Roger Whittaker, Insterburg & Co., Schobert und Black und die französische Chansonette Barbara auftraten. Andererseits auch die Sendereihen „Hits a go go“, „Sonntagskonzert“ (Ende der 70er) und „An hellen Tagen“ (80er). Viele seiner später erfolgreichen Kollegen wurden von ihm entdeckt und von ihm auch produziert, z.B. Hannes Wader, Fiede Kay, Volker Lechtenbrink, die Gruppen „Moin“ und „Speellüüd“. Er produzierte auch seine englischen Kollegen Alex Campbell (Daddy of Folk) und Harvey Andrews. Zwischen 1972 und ´90 sang KK viele Titel für die Kinderserie „Sesamstraße“ ein. Z.B. synchronisierte er die schwarze Puppe Roosevelt Franklin in deutsch (Eberhard Freitag). Er textete und sang für die Serien „Garfield“ und „Barbapapa“ und produzierte und sang ein JANOSCH-Album (Die Maus hat rote Strümpfe an). Er besitzt noch alle Tonträgerrechte für die Aufnahmen des legendären Kabarettisten Heino Jaeger und des ebenfalls inzwischen verstorbenen Politikers, Schriftstellers und Kabarettisten Jochen Steffen, den er auch heute noch sehr verehrt. Für Kollegen, die von größeren Schallplattenfirmen als zu unkommerziell erachtet wurden, um sie zu veröffentlichen, gründete KK sein eigenes Label NFR – Nordfriesland Records, damit solche Künstler Ihrem Publikum nicht vorenthalten wurden. 1971 kehrte Knut Kiesewetter nach Nordfriesland zurück. Er kaufte sich den 12 km nördlich von Husum gelegenen 300 Jahre alten Bauerhof, der seit seiner Entstehung „Fresenhof“ heißt. Auf diesem lebte er mit Frau und Sohn, Pony, Ziege, Hunden, vielen Katzen und noch mehr Tauben. Wieder zu Hause in Nordfriesland fiel ihm auf, dass sowohl die friesische als auch die plattdeutsche Sprache immer weniger gesprochen wurde. Das lag wohl daran, so glaubte er, dass diese Sprachen in den Medien damals überhaupt nicht vorhanden waren. Um dem ein wenig entgegen zu wirken, entschloss er sich, völlig ohne kommerziellen Hintergedanken und gegen den Willen seiner Schallplattenfirma die LP „Leder vun mien Fresenhof“ mit friesischen und plattdeutschen Liedern zu machen. Diese Produktion wurde komischerweise die erfolgreichste seiner etwa 50 Alben (Gold!). Er setzte damit eine norddeutsch-musikalische Welle in Bewegung, die nachher seiner Meinung nach leider immer mehr ins Volkstümliche abglitt. Die plattdeutschen und friesischen Lieder, die KK auf Tonträgern veröffentlichte, waren grundsätzlich von ihm selbst geschrieben. Er war also nie ein Sänger norddeutscher Volkslieder, wie in vielen Medien verbreitet wurde und auch in manchem Lexikon steht. Schon früh hatte sich KK für die Problematik der Umweltzerstörung sensibilisieren lassen und schrieb 1973 mit „Umweltverschmutzung“ sein erstes Lied zu diesem Thema. Hierfür bekam er 1974 die Goldene Europa. Als sich 2 Jahre darauf die erste Umweltschutz-Wählergemeinschaft Deutschlands (Grüne Liste Nordfriesland) zusammenfand, war Kiesewetter mit dabei. Als sich ein paar Jahre später diese Wählergemeinschaft mit anderen grünen Wählergemeinschaften, die inzwischen entstanden waren, zur Partei Die Grünen zusammenschloss, machte KK nicht mehr mit. Er hatte enttäuscht und mit Entsetzen festgestellt, dass es vielen Mitgliedern der Grünen (wie in anderen Parteien) gar nicht um die Sache selbst, sondern um ihr persönliches Prestige und ihre Karriere ging. Er fing an, selbst etwas für seine Umwelt zu tun und bepflanzte Strassen und Bäche in der Umgebung seines Fresenhofs mit Büschen und Bäumen, von den leider viele von missgünstigen Menschen der Gegend wieder herausgerissen wurden. Viele Preise, die Kiesewetter verliehen werden sollten, lehnte er einfach ab (z.B. Herman Löns Preis, Deutscher Schallplattenpreis, Deutscher Kleinkunstpreis). In den 80er Jahren bekam KK an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Kunst eine Professur für Liederkomposition und Liedertexte und war dort eine Zeit lang Fachbereichssprecher. Am 17. August 2000 wurde Knut Kiesewetter auf der Ronneburg von SD Fürst Wolfgang Ernst zu Ysenburg und Büdingen für seine Verdienste um den deutschen Jazz zum Ritter geschlagen. Anlässlich seines 60. Geburtstages wurde am 9. September 2001 vom Fernsehen des Norddeutschen Rundfunks (N3) ein zweistündiges „Knut Kiesewetter – Special“ mit Fernsehaufnahmen aus den letzten 40 Jahren gesendet. Am 28. Februar 2012 wurde Kiesewetter in Kiel für seine Verdienste um die friesische und die plattdeutsche Sprache der Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein vom Ministerpräsidenten persönlich verliehen. Hans Thomas Ein früherer Artikel über Knut Kiesewetter (noch zu seinen Lebzeiten). |
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