„Bernhard Vogel war ein Brückenbauer“.
Ministerpräsident Boris Rhein zum Tod des CDU-Politikers.
Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein trauert um Bernhard Vogel, den früheren Ministerpräsidenten und Träger der Wilhelm-Leuschner-Medaille. Der Politiker starb im Alter von 92 Jahren. „Bernhard Vogel war ein herausragender Politiker. Sein politischer Werdegang ist verwoben mit der deutsch-deutschen Geschichte: Das machen besonders seine beiden Ämter als Ministerpräsident in West und Ost deutlich. Mit klarem Kompass und präzisen Vorstellungen hat er die Politik in beiden Ländern zum Wohle der Menschen gestaltet. Bernhard Vogel verfolgte die Dinge, die ihm wichtig waren, mit einer beeindruckenden Hartnäckigkeit, zeigte sich aber stets offen im Dialog. Er hatte tiefen Respekt gegenüber seinen Mitmenschen. In diesen schweren Stunden gilt unser Mitgefühl seiner Familie und seinen Freunden“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Montag und ergänzte: „Geprägt durch seine christliche Überzeugung, setzte er sich wie kaum ein anderer für den Erhalt von Werten ein. Sein lebenslanger Einsatz für Frieden und Freiheit, für die Einheit Deutschlands und Europas und für das Zusammenwachsen der Gesellschaft sind prägend für die Geschichte Deutschlands. Bernhard Vogel war ein Brückenbauer, dessen Wirken von Weitsicht und einem tiefen Verständnis für die Herausforderungen der Zeit geprägt war. Er hat Spuren hinterlassen, die in Deutschland und weit darüber hinaus sichtbar bleiben werden.“
Für seine Verdienste wurde Bernhard Vogel vielfach ausgezeichnet. Das Land Hessen würdigte sein Wirken 2009 mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen.
Ministerpräsident Hendrik Wüst zum Tod von Ministerpräsident a.D. Bernhard Vogel
Der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Dr. Bernhard Vogel, ist im Alter von 92 Jahren gestorben.
Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Mit dem Tod von Bernhard Vogel verliert Deutschland einen herausragenden Politiker und überzeugten Christdemokraten. Als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen hat er als erster deutscher Nachkriegspolitiker die Zukunft von gleich zwei Bundesländern in sehr tief gehender Weise geprägt. In seiner insgesamt 23-jährigen Zeit als Ministerpräsident zeichnete sich Bernhard Vogel besonders durch seine Integrität, Sachkompetenz und Integrationsfähigkeit aus. Er war ein Gestalter und ein Mann des Volkes. Bernhard Vogel genoss große Popularität und hohes Ansehen bei den Bürgerinnen und Bürgern. Die Anliegen der Menschen waren ihm stets von großer Bedeutung. In einer Zeit, in der das wiedervereinte Deutschland vor großen Herausforderungen stand, hat Bernhard Vogel Verantwortung übernommen, das Land zu wirtschaftlichem Erfolg geführt und dabei geholfen, das Heimatgefühl der Menschen in Thüringen zu stärken.“
Ministerpräsident Haseloff würdigt Bernhard Vogel
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff hat die Verdienste des verstorbenen früheren Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Thüringen Dr. Bernhard Vogel gewürdigt. Haseloff sagte in Magdeburg: Bernhard Vogel hat die politische und gesellschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik und des vereinigten Deutschlands viele Jahrzehnte mitgeprägt und mitgestaltet. Als Ministerpräsident eines alten und eines neuen Bundeslandes verkörperte er wie nur wenige die Einheit Deutschlands in Frieden und Freiheit. Am Aufbau Thüringens nach 1990 hatte er maßgeblichen Anteil. Er hat dem Land politische Stabilität verliehen. Bernhard Vogel war ein Ausnahmepolitiker und ein Glücksfall für unser Land. Er hat sich große und bleibende Verdienste um Deutschland und Europa erworben. Dafür sind wir ihm sehr dankbar.“
„Einer der bemerkenswertesten Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte“. |
Bernhard Vogel ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen prägte er über Jahrzehnte die politische Landschaft Deutschlands. Gleich zweimal hatte er dabei das Amt des Bundesratspräsidenten inne. |
„Bernhard Vogel war einer der bemerkenswertesten Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte. Als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und später von Thüringen spielte er eine entscheidende Rolle beim Zusammenwachsen Deutschlands nach der Wiedervereinigung“, äußerte sich Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger. „Sein unermüdlicher Einsatz für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und die deutsche Einheit brachte ihm über Parteigrenzen hinweg große Anerkennung. Er war nicht nur ein überzeugter Christdemokrat, sondern auch ein Brückenbauer zwischen Ost und West. Er hat sich große Verdienste weit über die beiden Bundesländer hinaus erworben, auch als zweimaliger Bundesratspräsident. Sein Engagement und seine Arbeit werden unvergessen bleiben. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und Angehörigen.“
Vogel wurde 1932 in Göttingen geboren und wuchs in Gießen auf. In den 1950er Jahren studierte er Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in München und Heidelberg. Nach ersten politischen Erfahrungen als Mitglied des Heidelberger Stadtrats (1963–1965) und Abgeordneter im Deutschen Bundestag (1965–1967) trat er 1967 in die rheinland-pfälzische Landesregierung ein, der er bis 1988 angehörte.
Als Nachfolger Helmut Kohls wurde er am 2. Dezember 1976 zum Ministerpräsidenten des Landes gewählt. Als solcher übernahm er sofort das Amt des Bundesratspräsidenten, da Rheinland-Pfalz ab dem 1. November 1976 die Präsidentschaft innehatte. 1987/88 wurde Vogel gegen Ende seiner Amtszeit erneut Präsident des Bundesrates.
Nach der Wiedervereinigung wurde Bernhard Vogel im Jahr 1993 zum Ministerpräsidenten Thüringens gewählt und schrieb damit Geschichte: Als bisher einziger Politiker hatte er das Amt des Ministerpräsidenten in zwei Ländern inne. Bundesratspräsident sollte Vogel jedoch nicht noch einmal werden: Im Sommer 2003 – kurz vor der anstehenden Thüringer Bundesratspräsidentschaft – übergab Vogel die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Dieter Althaus.
Nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik veröffentlichte Vogel als Autor und Herausgeber eine Reihe von Publikationen. Der Föderalismus und die Demokratie lagen ihm stets am Herzen. So mahnte er in einem Interview im Jahr 2015: „Die heutige junge Generation hält die Demokratie allerdings in einem Ausmaß für selbstverständlich, wie sie es nicht ist. Deswegen müssen wir immer wieder darauf aufmerksam machen, dass Demokratie die beste, aber auch die mühsamste Staatsform ist. Man kann sie nicht einfach wie ein Konsumgut beziehen, sondern muss sich engagieren und mit anpacken“.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner: „Bernhard Vogel genoss über Parteigrenzen hinweg ein hohes Ansehen. Er war erst Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und später von Thüringen und hat damit als einziger Regierungschef ein Bundesland der „alten“ und der „neuen“ Bundesrepublik regiert. Nach der Wiedervereinigung galt sein großes Engagement dem Zusammenwachsen beider deutscher Staaten. In seiner Zeit in Mainz und Erfurt wie auch als Präsident des Bundesrates sowie in zahlreichen Ehrenämtern hat er sich im besonderen Maße um das Gemeinwesen in unserem Land verdient gemacht. Bernhard Vogel war bekannt für seine Bodenständigkeit, sein diplomatisches Geschick und seine Fähigkeit, Brücken zwischen Ost und West zu bauen. Mit ihm verlieren wir eine herausragende politische Persönlichkeit. Sein Tod hinterlässt eine tiefe Lücke. Er wird uns in Erinnerung bleiben.“
Nachruf Bernhard Vogel |
Die CDU Deutschlands trauert um Ministerpräsident a. D. Prof. Dr. Bernhard Vogel. Mit ihm verliert die Union einen verdienten Christdemokraten und Ausnahmepolitiker, der das Gesicht der Bundesrepublik Deutschland geprägt und sich über Parteigrenzen bleibendes Ansehen erworben hat. Geboren wird Bernhard Vogel am 19. Dezember 1932 in Göttingen, er ist der jüngere Bruder des späteren SPD-Politikers Hans-Jochen Vogel. Nach seinem Abitur studiert er Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in München und Heidelberg. 1960 wird er bei Dolf Sternberger mit der Arbeit „Die Unabhängigen in den Kommunalwahlen westdeutscher Länder“ promoviert. Eigentlich strebt Bernhard Vogel eine Karriere in der Wissenschaft an. Doch es kommt ganz anders – zum ersten, aber nicht zum letzten Mal. Bereits seit 1960 ist er Mitglied der CDU – und steigt zügig auf: in der Partei und in der Landespolitik Rheinland-Pfalz. Sieben Jahre später ist Bernhard Vogel Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Pfalz und Kultusminister. Der Jung-Politiker hat eine Riesenaufgabe vor sich: Das rheinland-pfälzische Bildungssystem ist in die Jahre gekommen, und Bernhard Vogel, gerade einmal Mitte 30, erkennt das, reformiert es grundlegend und schafft in Trier und Kaiserslautern zwei neue Universitäten. Vogel selbst reift zu einem der profiliertesten Bildungspolitiker im Land, seine Lösungen und Entscheidungen machen Schule. Wer an Bernhard Vogel Wege nachvollzieht, die politischen genauso wie die persönlichen, begegnet immer wieder auch Helmut Kohl. Sie studieren gemeinsam in Heidelberg, freunden sich an und gehen in die Politik. Der eine folgt dabei auf den anderen. Und das gleich zweimal. Als Helmut Kohl 1973 Bundesvorsitzender der CDU wird, bewirbt sich Bernhard Vogel erfolgreich um dessen Nachfolge in Rheinland-Pfalz. Als Helmut Kohl 1976 als Oppositionsführer nach Bonn geht, beerbt Bernhard Vogel ihn als Ministerpräsident in Mainz – und bleibt es zwölf Jahre lang. Danach ist Schluss mit der aktiven Politik. Eigentlich. Bernhard Vogel wird Vorstandsvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Doch 1992 herrscht im Freistaat Thüringen eine Regierungskrise, und so wird er von Helmut Kohl gebeten, das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen. Es ist kein unbekanntes Land, im Gegenteil. Nachweislich elf Reisen in die DDR hat Bernhard Vogel schon vor dem Mauerfall als Ministerpräsident unternommen, so viele wie wohl kein anderer Politiker der alten Bundesrepublik. Er sagt zunächst ab – und schließlich doch zu. So wird er zum ersten und bis heute einzigen Ministerpräsidenten in zwei Bundesländern. Seine Thüringer Jahre (1992-2003) empfindet Bernhard Vogel als das größte Abenteuer seines Lebens. Einfach wird es nicht. So muss er feststellen: Fast noch schwieriger als das Regieren ist das Telefonieren. Mitunter muss Bernhard Vogel auf die Anhöhe des Steigerwalds fahren, um Empfang zu haben. Das Deutsche Museum in München, so hat er später erzählt, ließ damals anfragen, ob es die Erfurter Telefonzentrale bekommen könnte. Das sei die älteste Anlage, die sich in Deutschland noch in Betrieb befinde. Einerseits fühlt sich Bernhard Vogel im Freistaat, so berichtet er später, wie auf einem „großen Verbandsplatz“, wo „viel geheilt werden“ muss. Andererseits ist da nicht nur die Last der Vergangenheit, da ist auch Lust auf Zukunft. Diese Lust gepaart mit dem gutem Regierungshandwerk sorgt wesentlich dafür, dass der Freistaat – zusammen mit Sachsen unter Kurt Biedenkopf – zur viel bewunderten Region im Osten aufsteigen wird. Es steigt auf zu einem Land, das nach jahrzehntelanger Planwirtschaft zur Sozialen Marktwirtschaft findet – und damit zur Blüte. Und Bernhard Vogel steht in den Geschichtsbüchern: als erfolgreicher Ministerpräsident in gleich zwei Bundesländern. Er selbst hat dazu angemerkt: Das sei im Grunde nicht sein Verdienst, sondern die Folge der der deutschen Wiedervereinigung. Bernhard Vogel wusste, dass neue Zeiten und neue Herausforderungen neue Antworten erfordern. Zugleich hat er immer darauf Wert gelegt, dass Christdemokaten Politik auf der Grundlage des C machen. An den drei ersten Grundsatzprogrammen der CDU hat er mitgewirkt – und nicht wenige Formulierungen entstammen seiner Feder, besonders jene zum christlichen Menschenbild. „Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke das Ende.“ – Das war das Lebensmotto von Bernhard Vogel. Es hängt heute – von Bernhard Vogel handschriftlich zu Papier gebracht – an der Lebensmotto-Wand im Konrad-Adenauer-Haus, nahe dem Helmut-Kohl-Saal. Dort trifft sich der Bundesvorstand, dem Bernhard Vogel von 1975 bis 2006 angehört hat. Eine bleibende Erinnerung an einen besonderen Menschen. Aber nicht die einzige Erinnerung. Bernhard Vogel ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Die CDU Deutschlands wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. |
Bundespräsident kondoliert zum Tod von Bernhard Vogel
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:
„Mit Bernhard Vogel verliert unser Land einen seiner bekanntesten und auch beliebtesten Politiker, zugleich einen leidenschaftlichen Kämpfer für die Demokratie. Politik bedeutete für ihn immer die gewissenhafte Arbeit für Freiheit und Gerechtigkeit. Alles politische Handeln sollte der freien Entfaltung des Einzelnen und dem Wohl aller in einem auf die soziale Gerechtigkeit verpflichteten Gemeinwesen dienen.
Sein christlicher Glaube war ihm Kompass und Richtschnur für sein politisches Handeln, er verhalf ihm oft zu einem unabhängigen und eigenständigen Urteil. Bernhard Vogel verband Menschlichkeit und Führungsstärke und scheute sich nie, Verantwortung zu übernehmen, wo er sich gebraucht wusste.
So hat er als bisher einziger Ministerpräsident zwei Bundesländer regiert, erst Rheinland-Pfalz, dann Thüringen. In beiden hat er es vermocht, einen wesentlichen Beitrag zur Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Land zu leisten. Er hat damit auch auf einzigartige Weise an der Deutschen Einheit mitgebaut. Die Menschen in Rheinland-Pfalz und Thüringen danken ihm das bis heute. Bernhard Vogel war im besten Sinne ihr Landesvater.
Auch als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken wie auch während seiner Zeit als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung waren Bernhard Vogel die Begründung und die Verteidigung der Werte, die unsere Gesellschaft prägen sollten, ein zentrales Anliegen.
Das Denken und Handeln Bernhard Vogels, der noch selber erlebt hatte, was Diktatur, Rassismus und Krieg bedeuten, wurde entschieden von einem ‚Nie wieder‘ bestimmt. Gerade in dieser Hinsicht und gerade heute bleibt Bernhard Vogel ein Vorbild für politisches Engagement. Wir werden ihn nicht vergessen.“
Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin