Dax-Chefs fordern bessere soziale Absicherung.

Die Linke im Bundestag: Unternehmen dürften sich nicht aus ihrer Verantwortung für gute Renten stehlen.

Dax-Chefs sprechen sich für eine bessere Absicherung der Deutschen aus – inklusive eines bedingungslosen Grundeinkommens.

Kurz vor Beginn der Sondierungsgespräche von Union, Grünen und FDP haben sich Dax-Chefs für eine bessere Absicherung der Deutschen ausgesprochen. Nachdem Siemens-Chef Joe Kaeser kürzlich eine „Grundversorgung für das Alter“ gefordert hatte, äußerte sich Telekom-Chef Timotheus Höttges jetzt ähnlich: Die Digitalisierung werde die Unternehmens- und Arbeitswelt seiner Meinung nach enorm verändern. „Deshalb brauchen wir eine Diskussion, wie wir die Sozialsysteme auf die Herausforderungen der Digitalisierung einstellen“, sagte Höttges dem Tagesspiegel. Es müsse jetzt über Instrumente wie „das bedingungslose Grundeinkommen und als Teilvariante davon die Grundversorgung im Alter“ gesprochen werden.

Kaeser hatte die Debatte in einem „Spiegel“-Interview losgetreten. Darin plädierte er für eine Grundsicherung im Alter, damit Menschen, die trotz bester Bemühungen nicht mithalten könnten, „nicht da hinunterfallen, wo ich heute das Wählerpotential für nationalistische und populistische Parteien sehe: einem Sammelbecken der Alleingelassenen, der Enttäuschten und der ‚Wutbürger’“.

Der Mensch soll nicht mehr Bittsteller sein

Höttges möchte diesen Aspekt in eine gesamte Reform der Sozialsysteme einbetten. Beim Grundeinkommen würden steuer- und abgabenfinanzierte Sozialleistungen wie Arbeitslosen- und Kindergeld wegfallen. Die Summe würde unabhängig davon gezahlt werden, ob jemand auf der Straße bettelt oder Millionen verdient. Laut Höttges könnte dieses Modell den Menschen aus seiner Rolle des Bittstellers erlösen, die er in den heutigen Systemen einnehmen müsse. „Mir geht es auch, aber nicht nur um die Würde im Alter. Die Würde des Menschen beginnt spätestens mit seiner Geburt“, sagte er.

Auch Götz Werner, Gründer und Aufsichtsrat der Drogeriekette dm, wirbt schon länger für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Jeder habe das Recht auf ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Leben. „Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde diesem Artikel unserer Verfassung endlich Gültigkeit verleihen“, sagte er dem Tagesspiegel. Zum Thema Vorsorge im Alter meinte er: „Es kann nicht sein, dass eine Rentnerin, die drei Kinder groß gezogen hat und dann den Ehemann gepflegt hat, bis er starb, heute nicht von ihrer Rente leben kann. Altersarmut ist grober Undank.“

Quelle und weiterlesen: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/leben-in-wuerde-dax-chefs-fordern-bessere-soziale-absicherung/20457960.html

Unternehmen dürfen sich nicht aus ihrer Verantwortung für gute Renten stehlen.

„Statt die Alterssicherung auf ein Gnadenbrot zu reduzieren, müssen die Unternehmen endlich wieder ihren Beitrag zu einer lebensstandardsichernden Rente leisten“, kommentiert Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, die jüngsten Äußerungen von Telekom-Chef Timotheus Höttges zur Alterssicherung.

Birkwald weiter:

„Statt die Rente auf ein steuerfinanziertes Grundeinkommen im Alter begrenzen zu wollen, sollten Unternehmer wie Timotheus Höttges oder Götz Werner in ihren Konzernen sofort einen Mindestlohn von zwölf Euro zahlen, der wenigstens vor der schlimmsten Altersarmut schützen würde.

Sie sollten ebenfalls dafür werben, dass die Beschäftigten nicht allein vier Prozent ihres Bruttogehalts in die Riesterrente und zwei Prozent in schlechte Betriebsrenten stecken müssen. Stattdessen sollten sie dafür eintreten, dass die Arbeitgeber sich paritätisch an der Finanzierung einer lebensstandardsichernden gesetzlichen Rente beteiligen. Zwei Prozent zusätzlicher Arbeitgeberbeitrag in die gesetzliche Rente würden reichen, um bis zum Jahr 2030 ein Rentenniveau von lebensstandardsichernden 53 Prozent zu finanzieren. Das muss doch drin sein!

Statt für einen kompletten Umbau des Rentensystems zu werben, der sich unter einer eventuellen Jamaika-Regierung immer gegen die heutigen und die künftigen Rentnerinnen und Rentner richten würde, sollten die Unternehmen endlich wieder ihren gerechten Beitrag für eine gute Rente leisten.

Außerdem sollten Unternehmer wie Höttges und Werner bereit sein, mehr Steuern zu zahlen, damit es einen steuerfinanzierten Zuschlag auf niedrige Renten geben kann. Eine Solidarische Mindestrente von 1.050 € netto – das wäre ein wirksamer Schutz vor Altersarmut.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*