„Der 9. November 1938 hat auf schreckliche Weise gezeigt, wozu Judenhass führen kann“.

Rhein, Roth  und Wegner zum 86. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938.

Ministerpräsident Boris Rhein erinnert an die Reichspogromnacht 1938.

Wiesbaden. Zum 86. Jahrestag der Reichspogromnacht hat Hessens Ministerpräsident Boris Rhein an die grausamen Gewalttaten gegenüber Jüdinnen und Juden am 9. November 1938 erinnert. „Die Novemberpogrome sind ein erschreckender Tief- und Wendepunkt der deutschen Geschichte. Sie stehen für eine gezielte Eskalation der antisemitischen Gewalt, die letztlich zur systematischen Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden führte. Das damalige Ausmaß der Ermordungen und Zerstörungen sowie das damit verbundene Leid sind auch heute noch schwer zu fassen“, sagte der Regierungschef und verwies darauf, dass auch in hessischen Städten und Gemeinden Gräueltaten verübt wurden.

„Der 9. November 1938 hat auf schreckliche Weise gezeigt, wozu Judenhass führen kann“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein und fügte hinzu: „In einer Zeit, in der antisemitische Vorfälle sowohl in Deutschland als auch weltweit wieder zunehmen, ist unsere Wachsamkeit gefragt. Es ist unsere Pflicht, uns entschlossen gegen jegliche antisemitischen Vorurteile und Denkmuster zu stellen sowie jeder Form von Ausgrenzung und Hass den Nährboden zu entziehen. Der Blick auf die Lage im Nahen Osten macht dies besonders deutlich. Israel steht weiterhin im Zentrum eines existenziellen Kampfes um das Recht auf Leben und Selbstbestimmung. Wir Deutsche dürfen es niemals hinnehmen, dass die jüdische Bevölkerung abermals Opfer von Hass und Vernichtung wird. Das Existenzrecht Israels darf nicht relativiert werden, denn die Sicherheit Israels bleibt unsere Verpflichtung.“

„Es waren Deutsche, die am 9. November 1938 ihre Mitmenschen, ihre Nachbarn verfolgt und gedemütigt haben“.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Jahrestag der Novemberpogrome.

Zum Jahrestag der antisemitischen Pogrome am 9. November 1938 erklärt Kulturstaatsministerin Claudia Roth:

„Am 9. November 1938 geschahen in Deutschland grauenvolle Verbrechen vor aller Augen. Und nicht nur an diesem einen Tag. Auf deutschen Straßen jagten organisierte Schlägertrupps Jüdinnen und Juden, misshandelten und töteten sie. Sie plünderten Wohnungen und Geschäfte, brannten Synagogen nieder und hinderten die Feuerwehr daran, die Brände zu löschen. Es waren Deutsche, die am 9. November 1938 ihre Mitmenschen, ihre Nachbarn verfolgt und gedemütigt haben. Und es waren Deutsche, die zusahen, wie Geschäfte geplündert und Synagogen in Brand gesteckt wurden.

Die Erinnerung an diesen Tag und das darauffolgende unvergleichbare Menschheitsverbrechen des Holocausts sind unerlässlich für unsere Demokratie und eine wichtige Zukunftsaufgabe. Dazu brauchen wir die so bedeutende Arbeit unserer Gedenkstätten. Ihnen gilt es, den Rücken zu stärken und gegen die zunehmenden Angriffe von Rechtsextremen und Geschichtsleugnern zu verteidigen.


Dass heute, und nach dem 07. Oktober 2023 ganz besonders, die Zahl an antisemitischen Straftaten in Deutschland, in Europa und weltweit wieder zunimmt, ist so erschreckend wie alarmierend.

Ein trauriges Beispiel dafür sind die die aktuellen Bilder von brutalen, antisemitischen Angriffen gegen israelische Fußballfans in Amsterdam. 

Und es muss uns wachrütteln, uns umso stärker für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit einzusetzen. Dass erst vor wenigen Tagen eine rechtextremistische Terrorzelle ausgehoben wurde, die ‚ethnische Säuberungen‘ von Juden und Menschen mit Migrationsgeschichte plante, zeigt, wie ernst die Gefahr durch Antisemitismus und Demokratiefeinde für unsere Gesellschaft ist.

Dem müssen wir weiter mit aller Härte des Rechtstaates entgegentreten und die Kräfte in unserem Land unterstützen und mobilisieren, die unsere offene und vielfältige Demokratie tagtäglich verteidigen und für ein respektvolles und friedliches Miteinander eintreten. Dafür spielt insbesondere der Kulturbereich in unserem Land eine wichtige Rolle.

Es ist gut und zu begrüßen, dass der Bundestag nun einen gemeinsamen, fraktionsübergreifenden Antrag im Bundestag beschlossen hat, um jüdisches Leben in Deutschland gerade in diesen Zeiten noch stärker zu schützen, zu bewahren und zu stärken.

Gerade in diesen Zeiten gilt es die so reiche und vielfältige jüdische Kultur noch sichtbarer und hörbarer zu machen.“

 „Der 9. November steht wie kaum ein anderer Tag für die wechselvolle Geschichte Berlins und Deutschlands“.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, zum 86. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938:

Wegner: „Der 9. November steht wie kaum ein anderer Tag für die wechselvolle Geschichte Berlins und Deutschlands. Die Novemberpogrome von 1938 zählen zu den dunkelsten Kapiteln dieser Geschichte. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ermordete das NS-Regime mehr als 1.300 Jüdinnen und Juden, Geschäfte wurden zerstört, Synagogen in Brand gesetzt. Diese Verbrechen markierten den Beginn der systematischen Verfolgung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, die schließlich in der Shoah endete. Dieser Tag mahnt uns bis heute – und er muss uns mahnen.“

Wegner weiter: „Antisemitismus ist auch heute noch eine Realität, leider auch in unserer Stadt, auf unseren Straßen. Der Berliner Senat tut alles dafür, dass dieser Hass keinen Raum findet. Doch es bleibt die Aufgabe von uns allen, Judenhass konsequent entgegenzutreten – unabhängig davon, aus welcher Richtung er kommt und wo er stattfindet. Nur so können wir der Verantwortung gerecht werden, die unsere Geschichte uns auferlegt.“

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