Vor 75 Jahren – am 19. Juli 1950 – wurde der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Was damals einem Wunder glich, eine jüdische Organisation im Land der Täter, ist heute eine tragende Stimme der demokratischen Zivilgesellschaft.
Anlässlich des Jahrestages erklärt Kulturstaatsminister Wolfram Weimer:
„Die Gründung des Zentralrats der Juden nur wenige Jahre nach der Shoa, war ein Wunder der deutschen Geschichte – und ein Geschenk, das uns verpflichtet. Seine Stimme ist unersetzlich. Wer glaubt, jüdisches Leben sei ein historisches Anhängsel, hat weder unsere Vergangenheit verstanden, noch unsere Gegenwart begriffen. Der Zentralrat ist heute mehr als eine Stimme jüdischen Lebens in Deutschland, er ist ein moralischer Seismograf für unser demokratisches Selbstverständnis.“
Angesichts der aktuellen Entwicklungen formuliert Weimer eine klare Botschaft:
„Antisemitismus ist keine Randnotiz – er ist eine Gefahr für unsere offene Gesellschaft. Er kommt mit Parolen, mit Kunstaktionen, mit Boykottaufrufen. Und er wird lauter. Die Politik darf nicht länger beobachten. Sie muss handeln, wo es notwendig ist – auch im Kulturbereich.“ Deutschland erlebt derzeit eine gefährliche Normalisierung antisemitischer Denkmuster. Ob auf Konzertbühnen, in Ausstellungen oder im Netz – Angriffe auf jüdisches Leben werden teils direkter, manchmal subtiler, aber definitiv nicht harmloser. Weimer kündigt an, antisemitischen Tendenzen in Kultur und Medien entschlossen entgegenzutreten. Direkt nach seinem Amtsantritt im Mai traf Kulturstaatsminister Wolfram Weimer den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zu einem vertrauensvollen Austausch. Das gemeinsame Ziel: eine politische Kultur, in der Jüdinnen und Juden nicht nur sicher leben können – sondern selbstverständlich sichtbar sind. „Jüdisches Leben ist kein Gnadenakt, sondern ein zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft. Wer jüdisches Leben in Deutschland angreift, greift unsere Republik an. Wer es schützt, schützt unsere Freiheit.“ Seit seiner Gründung hat der Zentralrat der Juden entscheidend dazu beigetragen, dass Deutschland heute wieder die Heimat vieler Jüdinnen und Juden ist. Mit Projekten wie „Meet a Jew“ leistet die Organisation zudem einen wesentlichen Beitrag zu einem friedlichen, von gegenseitigem Respekt getragenen Zusammenleben.