Fritz-Neuland-Gedächtnispreis für besondere Courage gegen Antisemitismus ins Leben gerufen.

In Zusammenarbeit mit dem Bayerisches Staatsministerium der Justiz und dem Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration lobt der Münchner Michael Frederic Fischbaum einen Preis für besondere Courage gegen Antisemitismus aus. Fischbaum widmet die Auszeichnung dem langjährigen Rechtsanwalt und zweiten Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern nach dem Zweiten Weltkrieg, Fritz Neuland. Fritz Neuland war der Vater der heutigen Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch. Die Auszeichnung wird jährlich an zwei mutige und engagierte Juristen bzw. Angehörige von Polizei und Justiz vergeben und ist mit je 7.500 Euro dotiert.

Dem Preisgericht sollen neben dem Auslober Michael Fischbaum die Tochter von Fritz Neuland und Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, die beiden Bayerischen Staatsminister der Justiz und des Innern, für Sport und Integration, Georg Eisenreich und Joachim Herrmann, der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Dr. Ludwig Spaenle, und der Mit-Initiator des Preises, der Landtagsabgeordnete Josef Schmid, angehören. Der Preis soll einmal jährlich in einem besonderen Festakt verliehen werden.

„Ohne Fritz Neuland wäre ich nicht auf der Welt. Denn er hat durch sein mutiges Verhalten gegenüber den Nationalsozialisten meine Großmutter vor der höchst wahrscheinlichen Deportation in das KZ Dachau bewahrt und somit an ihrem Überleben des Holocaust maßgeblich mitgewirkt“, so der 55-jährige Münchner Michael Fischbaum.

Seine Großmutter Margarete Schreiner wurde nach Erlass der Judengesetze im Dritten Reich in München vor den Richter gestellt, weil sie es unterlassen hat, mit dem ihr durch die Rassengesetze aufoktroyierten Namen „Sara“ zu unterschreiben, wie es jüdische Frauen im Zuge der Verfolgung im Dritten Reich tun mussten. Margarete Schreiner sollte gleich bei Gericht verhaftet und nach Stadelheim verbracht werden, von wo aus sie dann in das KZ Dachau gekommen wäre. Rechtsanwalt Fritz Neuland, der als Jude nur noch andere Juden vertreten durfte, tat aber mehr als seine Pflicht, in dem er beherzt den Richter ansprach, seine Mandantin Margarete Schreiner doch wenigstens noch nach Hause zur Verabschiedung zu lassen. Dem kam der Richter nach, so dass Margarete Schreiner zu Hause sofort versteckt und durch andere, auch nicht-jüdische Münchner an wechselnden Orten in Sicherheit gebracht wurde.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch: „Für mich ist es sehr bewegend und natürlich eine große Freude, dass mit diesem Preis an meinen g’ttseligen Vater erinnert und sein Andenken lebendig gehalten wird. Er war und ist für mich die prägende Persönlichkeit in meinem Leben. Als leidenschaftlicher Jurist und Rechtsanwalt hat er immer an den demokratischen Rechtsstaat geglaubt und hat sich dafür aktiv, auch als Mitglied des Bayerischen Senats, eingesetzt. Er war ein Verfassungspatriot im besten Sinne und überzeugt, dass ein demokratisches Deutschland jüdischen Menschen auch nach dem Menschheitsverbrechen des Holocaust wieder Heimat werden könnte. Damals stand er allein – die Geschichte der Bundesrepublik hat ihm Recht gegeben. In seinen Überzeugungen und diesem Optimismus ist er mir bis heute Vorbild. Heute, da die Demokratie und jüdisches Leben in unserem Land in ernster Gefahr sind, kann er es auch für andere sein.“

Der Preisstifter Michael Fischbaum möchte aber auch ein Zeichen gegen die schlimmste Antisemitismus-Welle seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzen.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Dr. Ludwig Spaenle: „Angesichts des weltweit explodierenden Antisemitismus nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober ist entschlossenes Handeln der freien Gesellschaft und unserer demokratischen Institutionen geboten. Die Bedrängung jüdischer Bürgerinnen und Bürger muss unterbunden werden. Eine zivilgesellschaftliche Initiative wie heute von Herrn Fischbaum vorgenommen, setzt hier ein wichtiges Signal.“

Der zwei Mal mit 7.500 Euro dotierte und jährlich zweifach zu vergebende Preis soll besonders hellhöriges, couragiertes Verhalten von Juristen und Angehörigen von Polizei und Justiz auszeichnen, nach dem Motto „mehr tun als ihre bloße Pflicht“.

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: „Deutschland und die Welt erleben nach dem 7. Oktober 2023 eine Welle von Antisemitismus. Wir in Deutschland haben eine besondere Verantwortung für Jüdinnen und Juden. Der Kampf gegen den wachsenden Antisemitismus ist eine Daueraufgabe für Staat und Gesellschaft. Antisemitische Straftaten werden von der Justiz konsequent verfolgt. Gleichzeitig ist es wichtig, dass jeder Einzelne in der Gesellschaft Antisemitismus offen widerspricht. Fritz Neuland ist uns allen ein Vorbild. Der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis soll uns daran erinnern, dass Demokratie und Menschenrechte Tag für Tag verteidigt werden müssen.“

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann: „Die Bayerische Polizei hat und wird auch weiterhin alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um antisemitischem Hass und Hetze, insbesondere bei Versammlungen, mit aller Konsequenz entgegenzutreten! Der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis ist ein ganz wichtiges Signal: Der Einsatz derjenigen, die Tag und Nacht unsere Demokratie verteidigen, hat unseren gesellschaftlichen Rückhalt und verdient allergrößte Wertschätzung. Es ist gerade in unserer heutigen Zeit ungemein wichtig und ein großartiges Zeichen, verstärkte Courage gegen Antisemitismus entsprechend zu würdigen.“

Foto: v.l.n.r: Ludwig Spaenle, Josef Schmid, Michael Fischbaum, Charlotte Knobloch, Joachim Herrmann und Georg Eisenreich.

Fotoquelle: JM Bayern

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