Der Kabarettist, Moderator und Buchautor Eckart von Hirschhausen spricht am Montagabend in der Kölner Karl-Rahner-Akademie über Papst, Planet und Pinguin. Er sieht die Kirche beim Schutz der Schöpfung in einer zentralen Rolle.
Autor/in: Johannes Schröer.
DOMRADIO.DE: „Papst, Planet und Pinguin – überraschende Zusammenhänge“ lautet der Titel ihres Vortrags, den Sie am Montagabend in der Karl Rahner Akademie in der Reihe „frank & frei“ halten werden. Was hatte der Papst mit einem Pinguin und dem Planeten zu tun? Wie sind Sie darauf gekommen?
Eckart von Hirschhausen (Kabarettist, Moderator und Buchautor): Einige Hörerinnen und Hörer von DOMRADIO werden meine Pinguin-Geschichte kennen. Sie ist seit zehn Wochen auf Platz eins der Spiegel-Bestseller-Liste mit dem Buch „Der Pinguin, der fliegen lernte“. In diesem Buch beschreibe ich, wie viel ich selbst von der Begegnung mit Pinguinen gelernt habe und wie bedroht sie sind.
Die Verbindung zur Enzyklika Laudato Si’ liegt darin, dass diese vor zehn Jahren veröffentlicht wurde, genau wie das Pariser Klimaabkommen. Meine Stiftung „Gesunde Erde, gesunde Menschen“ versucht, in ihrer Kommunikation zu zeigen, wie diese Themen miteinander zusammenhängen. Wenn wir uns an das halten würden, was der letzte Papst gesagt hat, würden wir nicht nur uns Menschen und den Planeten retten, sondern auch die Pinguine und hätten eine gute Zukunft.
DOMRADIO.DE: Welche Funktion kann die Enzyklika Laudato Si‘ von Papst Franziskus haben? Welche Rolle spielt die Kirche beim Umweltschutz?
Von Hirschhausen: Ich sehe die Kirche in einer Führungsrolle für die Bewahrung der Schöpfung. Die Bewahrung der Schöpfung, Frieden und Gerechtigkeit sind die Kernthemen. Wenn wir als Christinnen und Christen sagen, Nächstenliebe ist wichtig, dann brauchen wir auch Übernächstenliebe. Wir müssen Mitgefühl für Menschen zeigen, die 5.000 Kilometer entfernt sind, und für zukünftige Generationen.
„Als ich vor zwei Jahren im zum Teil ausgetrockneten Flussbett des Rheins stand, hätte ich heulen können.“
Der neue Egoismus, der in den USA, Russland und China ausbricht, bremst die internationale Gerechtigkeitsbewegungen aus. Da braucht es Stimmen, die Milliarden Menschen erreichen – die katholische Kirche ist eine solche Stimme. Sie hat die Idee, dass der Mensch nicht nur ein Konsument ist und nicht nur an dem Zeug gemessen wird, was er sich kauft, sondern jeder Mensch ist Teil von etwas Immateriellen, einer Gemeinschaft, die über Generationen hinweg funktioniert und die Generationengerechtigkeit im Blick hat.
DOMRADIO.DE: Was ist Ihre Hoffnung angesichts der globalen politischen Lage und der Bedrohung der Schöpfung?
Von Hirschhausen: Wir stehen vor einer Jahrhundertaufgabe und haben weniger als zehn Jahre Zeit. Die Überschwemmungen in Australien und die Dürre in Deutschland sind nicht mehr Ausnahmen, sondern das neue Normal. Als ich vor zwei Jahren im zum Teil ausgetrockneten Flussbett des Rheins stand, hätte ich heulen können, weil ich den Verlust von etwas Vertrautem spürte. Gevatter Rhein, diese mystische Kraft war zusammengeschnurrt zu einem Rinnsal. Das tut auch in der Seele weh. Gleichzeitig halte ich mich an den Satz einer Klimaforscherin, die sagte, dass wir zum Verzweifeln keine Zeit hätten. Das ist eine sehr gute Haltung.
DOMRADIO.DE: Was denken Sie über den neuen Papst Leo und seine Haltung zur Schöpfung?
Von Hirschhausen: Ich habe den Eindruck, dass er das, was in seiner Macht steht, nutzen will. Er setzt sich für Frieden ein und bezieht Position gegen die zunehmenden Rüstungsausgaben. Wenn wir betrachten, wie wir mit Geld und Ressourcen und technologischem Wissen und unfassbarer Energie Grenzen verteidigen, die es vor hundert Jahren gar nicht gegeben hat und die es, wenn wir so weitermachen, in hundert Jahren auch nicht mehr geben wird, dann ist doch die wichtigste Frage, wie verteidigen wir die planetaren Grenzen, die für alle Menschen gleich wichtig sind. Denn alle Menschen brauchen Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen, erträgliche Temperaturen und friedliches Miteinander.
Eckart von Hirschhausen
„Ich glaube nicht, dass es seine Hoffnung war JD Vance noch auf dem Sterbebett zu einem besseren Menschen zu bekehren.“
Ich habe das Gefühl nach allem, wie ich ihn erlebt habe, dass der Papst diese Themen durchdrungen hat, sowohl durch seine Arbeit in Peru als auch durch seine Kenntnis der nordamerikanischen Psyche. Ich glaube, dass wir Menschen wie Papst Leo brauchen, die noch ein Menschenbild haben, das einen inspiriert. Die nicht sagen, dass jetzt eh alles egal sei. Ich habe Hoffnung, dass er eine neue Richtung einschlagen kann. Und das sage ich, obwohl ich evangelisch groß geworden bin.
Früher gab es gab die Idee von Fegefeuer. Daraus konnte man frühzeitig entlassen werden, wenn die Enkel für einen gebetet haben. Egal ob man daran glaubt oder nicht, enthält diese Idee einen wichtigen und modernen Gedanken. So wie die Boomergeneration ihre Eltern und Großeltern nach dem Nationalsozialismus gefragt hat, werden unsere Kinder und Enkel uns Boomer in Zukunft fragen, was wir 2025 gegen den Klimawandel gemacht haben? Ich wünsche uns dann sehr, dass wir gute Antworten haben und im Rückblick nicht als die Generation dastehen, die es hätte wenden können, aber untätig blieb.
DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie die mediale Inszenierung des Papstamts und den Vatikan?
Von Hirschhausen: Ich hatte eher Mitgefühl mit dem letzten Papst, dass der letzte Mensch, den er sehen musste, der amerikanische Vizepräsident war. Ich glaube nicht, dass es seine Hoffnung war, JD Vance noch auf dem Sterbebett zu einem besseren Menschen zu bekehren. Ich finde es bemerkenswert, wie sich da Leute in die erste Reihe gedrängelt haben, die absolut unchristliche Politik machen. Da denke ich, dass mediale Großereignisse oft und schnell auch von Menschen genutzt werden, denen es ausschließlich darum geht, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Das Interview führte Johannes Schröer.
Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin
