Ich rede nur von Dingen, von denen ich eine Ahnung habe.

Interview mit Christian Mihr, Geschäftsführer von „Reporter ohne Grenzen“ vor dem Brandenburger Tor in Berlin.

TP: Herr Mihr, worum geht es Ihnen hier heute?

Mihr: Wir wollen heute hier vor dem Brandenburger Tor ein starkes Signal aussenden, dass wir – verschiedene Akteure, verschiedene Medien, verschiedene Organisationen – zusammenstehen für Pressefreiheit in der Türkei, aber letztlich auch weltweit. Ausgangspunkt war natürlich die Verhaftung von Deniz Yücel, aber Deniz Yücel ist einer unter vielen anderen. Und deswegen demonstrieren wir und fordern die Freilassung von Deniz Yücel.

TP: Sie haben betont, dass Pressefreiheit ein Menschenrecht ist. Könnten Sie das bitte genauer erläutern?

Mihr: Pressefreiheit ist ein Menschenrecht, das in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Artikel 19 niedergelegt ist. Deswegen ist es, glaube ich, wichtig zu betonen – weil sehr oft in autoritären Diktaturen und Herrschaftssystemen gesagt wird, Pressefreiheit und Demokratie sei ein westliches Konzept -, dass wir dem scharf entgegentreten und sagen: Nein, Pressefreiheit und Menschenrechte sind ein universales Konzept. Auch viele autoritäre Länder haben die allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet und unterschrieben und sich deswegen zu ihrer Einhaltung verpflichtet. Und daran erinnern wir sie.

TP: Viele Journalisten bzw. freie Journalisten sind ja nun auch in Deutschland inhaftiert und beklagen, dass ihre Pressefreiheit nur zwei mal drei Meter groß sei. Für sie gilt natürlich auch die Presse- und Informationsfreiheit.

Mihr: Sie meinen Journalisten in Deutschland seien inhaftiert?

TP: Zwar nicht aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit, aber aufgrund ihrer Inhaftierung können sie sich nicht journalistisch betätigen, weil es ihnen in der Haft untersagt wird.

Mihr: Ich kenne im Moment keine Fälle von inhaftierten Journalisten in Deutschland.

TP: Ich rede jetzt von Journalisten, denen in der Haft untersagt wird sich journalistisch zu betätigen, indem sie Gefangenenzeitschriften herstellen und verbreiten.

Mihr: Wir setzen uns ein für Journalisten, die aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit in Haft sind. Und insofern kann ich zu dem speziellen Fall nichts sagen. Zumindest zählen wir in Deutschland keine Fälle, die wegen ihrer Arbeit inhaftiert sind.

TP: Wenn Pressefreiheit ein Menschenrecht ist, dann gilt das natürlich auch für Inhaftierte, die sich in der Haft journalistisch betätigen wollen.

Mihr: Presserecht ist unteilbar, gilt als Menschenrecht, ich weiß nur nicht, worauf Sie sich beziehen.

TP: Ich rede von einem der Gründer der Gefangenengewerkschaft, der eine Multikulti-Zeitschrift herausgibt, was ihm bei Herstellung und Verbreitung untersagt worden ist.

Mihr: Ich kenne den Fall nicht. Wenn ich ein Interview gebe, äußere ich mich nur zu Dingen, von denen ich eine Ahnung habe. Dieser Fall ist mir nicht bekannt. Ich beschäftige mich gerne damit, dann gebe ich gegebenenfalls gerne nochmals einen Kommentar dazu ab. Ich möchte gerne glaubwürdig sein, und glaubwürdig sein heißt, nur von Dingen zu reden, von denen man eine Ahnung hat.

Interview: dj

Foto (links): TP Presseagentur

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