Georg Stefan Troller (* 10. Dezember 1921 in Wien; † 27. September 2025 in Paris[1]) war ein österreichisch–US-amerikanischer Schriftsteller, Fernsehjournalist, Drehbuchautor, Regisseur und Dokumentarfilmer, der seit 1949 seinen Lebensmittelpunkt in Frankreich hatte. Seine subjektive Befragungsweise von Prominenten und anderen Personen wurde zum Vorbild vieler Journalisten, Dokumentarfilmer und Talkshow-Moderatoren.
Leben
Georg Troller ist der zweite Sohn von Karl Troller (1884–1975), einem jüdischen Pelzhändler aus Brünn, der in der Neutorgasse im 1. Wiener Gemeindebezirk ein Geschäft betrieb, und dessen Frau Wilhelmine (Vilma), geborene Pick (1894–1973). Die Familie lebte dort am Rudolfsplatz und übersiedelte später nach Wien-Döbling.[2][3] In Wien besuchte er das Gymnasium. Im 1. Bezirk lernte Troller zunächst den Beruf des Buchbinders.[4] Als es 1938 zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich kam, floh er im Alter von 16 Jahren in die Tschechoslowakei und von dort nach Frankreich, wo er bei Kriegsausbruch interniert wurde. Beim Einmarsch der Deutschen gelang ihm mit zwei anderen Inhaftierten die Flucht aus dem Lager. Sie wollten per Anhalter über die Front und sich den Franzosen anschließen. Sie hatten dabei großes Glück, denn es hielten deutsche Soldaten auf Motorrädern und nahmen sie mit, ohne ihre Ausweise zu kontrollieren. Aus Angst vor Entdeckung vernichtete Troller seine Papiere in einem unbeobachteten Augenblick, was er später sehr bedauerte.[5] 1941 erhielt er in Marseille ein Visum für die USA. Die Eltern konnten über Portugal fliehen. Von 1941 bis 1943 war Troller als Buchbinder tätig. 1943 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und war bis 1946 US-Soldat. Er war am 29. April 1945 an der Befreiung und Dokumentation des KZ Dachau sowie am 1. Mai 1945 an der Einnahme Münchens beteiligt. Aufgrund seiner Deutschkenntnisse wurde er von der US-Armee bei der Vernehmung von Kriegsgefangenen eingesetzt. Zudem wurde er Reporter des Armeesenders Radio München.[6]
Nach Kriegsende versuchte Troller in Österreich heimisch zu werden, fühlte sich dort jedoch fremd. Beim Wiener Sender Rot-Weiß-Rot initiierte er die Sendereihe XY weiß alles. Danach kehrte er in die USA zurück und studierte von 1946 bis 1949 Anglistik mit Abschluss als B. A. an der University of California und Theaterwissenschaft an der Columbia University in New York, wo er 1949 einen Abschluss als M. A. erhielt.
Ein Fulbright-Stipendium für ein Studium an der Sorbonne in Paris führte Troller 1949 nach Europa. Er war 1951 für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Sorbonne eingeschrieben, doch zum Studium kam es nicht mehr, da er ein Angebot des RIAS Berlin (Rundfunk im amerikanischen Sektor) erhielt, für den er fortan als Hörfunkreporter arbeitete. Ab 1952 war er für Medien aus den USA, Kanada, Österreich und der Bundesrepublik Deutschland Paris-Korrespondent (in Rundfunk, Fernsehen und Presse). In Deutschland wurde er vor allem als WDR-Fernsehreporter in seiner Sendung Pariser Journal (1962–1971) bekannt. Von 1971 an war Troller Sonderkorrespondent des ZDF mit Sitz in Paris. 1972 begann er die ZDF-Sendereihe Personenbeschreibung, in der er im Laufe von 22 Jahren prominente Künstler und unbekannte Zeitgenossen sowie ungewöhnliche Lebensschicksale vorstellte.
Ab 1949 lebte Troller in Paris. Er war Mitglied der Akademie der Künste Berlin. 2019 erschien in der Literaturzeitschrift Sinn und Form die Druckfassung eines Gesprächs im Begleitprogramm zur Ausstellung „Kinder im Exil“, das am 5. Juli 2016 in der Akademie der Künste geführt wurde. Troller sagte hier: „Ich werde immer wieder gefragt, ob Frankreich oder Amerika meine Heimat ist: Eine Heimat kann man sich nicht wieder aufbauen, das funktioniert nicht.“[7]
Zu seinem 100. Geburtstag[8] wurde er in mehreren Hörfunk- und TV-Beiträgen gewürdigt. 2021 erhielt er nach zahlreichen früheren Ehrungen das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Im Mai 2023 verlieh der PEN Berlin dem 101-jährigen Troller die Ehrenmitgliedschaft.[9]
Quelle: Wikipedia