Pfingstbotschaft der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus.
„Lieblose Wahrheit ist Rechthaberei, schlimmstenfalls
wird sie zu fanatischem Fundamentalismus“:
In Zeiten von Fakenews und Propaganda im Kriegsgeschehen hat die Lüge
Hochkonjunktur. Falschnachrichten werden genüsslich verbreitet. So manches
Gerücht mutiert unversehens zur festen Überzeugung. Eine Lüge muss möglichst
frech sein, dann gewinnt sie fanatisch überzeugte Leute, die ganze Stadien
füllen. Demgegenüber steht zugleich aber auch eine beängstigend autoritäre
Wahrheitswut. Statt unterschiedliche Meinungen auszutauschen, haut man dem
anderen die Wahrheit um die Ohren.
In der biblischen Pfingstgeschichte aus der Apostelgeschichte (Kapitel 2, Verse
1 bis 13) wirkt dagegen ein „Geist der Wahrheit“: Pfingsten muss ohne
Christkind und Krippe auskommen, ohne Osterkerze und Ostereier, ohne Geschenke.
Pfingsten hat nur den Heiligen Geist. Jesus nennt ihn den „Geist der Wahrheit“.
Dieser Geist kann gegenwärtig ein kostbares Geschenk sein, der nicht nach
richtig oder falsch trennt, sondern Menschen unterschiedlicher Nationalitäten,
Religionen und Generationen miteinander verbindet. Das ist ein Gottesgeschenk:
Wenn ich so rede, dass, wer mich hört, empfindet: „Die spricht meine Sprache“,
„Die trifft mich ins Herz“. Solche Wahrheit ist nicht unfehlbar und nicht
irrtumsfrei. Im Gegenteil. Wer im Geist der Wahrheit redet, wird Irrtümer und
Fehler zulassen. Es gibt keine Wahrheit ohne Liebe. Wenn Wahrheit tötet, dann
ist sie keine. Jesus hat gesagt: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“
Fotoquelle: By EKD / Jens Schulze – https://www.ekd.de/download-und-pressefotos-14531.htm, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=114251445