Lockerung der Kontaktbeschränkungen: „Lieber nachhaltig als (zu) schnell – Eckpunkte in den allernächsten Tagen kommunizieren.“

Nicht nur aus gesundheitspolitischer Perspektive, sondern auch aus ökonomischer Sicht sollte die Lockerung der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie auf keinen Fall übereilt erfolgen, sondern in gut vorbereiteten Schritten. Eine vorschnelle Aufhebung der bisherigen Beschränkungen berge die Gefahr, dass es zu einem neuen Emporschießen der Corona-Infektionen kommt, die Kontaktbeschränkungen erneut verschärft werden müssen und es am Ende zu längeren – und damit ökonomisch kostspieligeren – Einschränkungen kommt. Die Schritte zu einer Lockerung müssten zudem unbedingt mit genug Vorlauf kommuniziert werden. Das ist das Ergebnis einer neuen Kurzstudie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.

„Es ist wichtiger, dass die Kontaktbeschränkungen nachhaltig gelockert werden, als dass sie schnell gelockert werden“, sagt Prof. Dr. Sebastian Dullien, der Wissenschaftliche Direktor des IMK. Die Kosten der Kontaktbeschränkungen stiegen zwar mit einem Andauern über Anfang Mai hinaus überproportional, weil die Gefahr wachse, dass es zu Unternehmenspleiten und in der Folge zu steigender und sich verfestigender Arbeitslosigkeit komme. Jeder Monat, den die Kontakteinschränkungen unverändert fortgesetzt werden müssen, kostet laut Schätzung der Forscher etwa einen Prozentpunkt Wachstum – zusätzlich zu den vier Prozent Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), mit denen das IMK für 2020 jetzt schon rechnet. Aber das Risiko eines anhaltenden Stop-and-Gos mit erneuten flächendeckenden Schließungen von Schulen, im Einzelhandel und in der Gastronomie wiege schwer, betont Dullien. „Am Ende zählt die Gesamtdauer der Betriebsunterbrechungen. Wenn jetzt für zwei Wochen alles wiedereröffnet wird, um dann wieder für zwei Monate schließen zu müssen, ist nichts gewonnen“, so der Ökonom. Grobe Simulationsrechnungen des IMK mit verbreiteten epidemiologischen Modellen zeigten, dass sich nach einer Lockerung innerhalb von wenigen Wochen wieder ein exponentielles Infektionswachstum einstellen könnte, wenn nicht gleichzeitig die Reproduktionsrate deutlich und nachhaltig gesenkt wird. 

Wichtig sei deshalb laut IMK eine intelligente Strategie der Öffnung. Die Eckpunkte dafür müssten in den allernächsten Tagen klar und praktisch umsetzbar kommuniziert werden, wenn eine Lockerung ab Anfang Mai beginnen soll.

Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin

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