Matthias Lilienthal wird Intendant der Volksbühne – Florentina Holzinger und Marlene Monteiro Freitas bilden neues Artistic Board.

Ab der Spielzeit 2026/27 wird Matthias Lilienthal, vorbehaltlich der Zustimmung des Berliner Senates, die Intendanz der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz übernehmen. Zeitgleich werden außerdem die Choreografinnen Florentina Holzinger und Marlene Monteiro Freitas ihre Arbeit im neuen Artistic Board des Hauses aufnehmen.

Joe Chialo, Berlins Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Matthias Lilienthal hat die Volksbühne bereits in der Ära Castorf als Labor künstlerischer Innovation mitgeprägt. Darüber hinaus hat er mit seiner international vernetzten Perspektive und seinem Gespür für die Potenziale junger Künstlerinnen und Künstler immer wieder Impulse gesetzt, die weit über den Moment hinaus wirkten. Gemeinsam mit Florentina Holzinger und Marlene Monteiro Freitas wird er nun erneut zeigen, dass die Volksbühne nicht nur ein Ort des Theaters, sondern ein ästhetischer Resonanzraum bleibt – ein Raum, in dem Kunst sich selbst hinterfragt, neue Stimmen sichtbar macht und Grenzen verschiebt. Mein Dank gilt meinem Beratungsgremium, das diesen Prozess mit kritischer Wachheit begleitet hat. Ich wünsche dem Intendanten und dem neuen Artistic Board eine Spielzeit voller mutiger und inspirierender Neuentwürfe.“

Joe Chialo

Matthias Lilienthal, designierter Intendant: „Wir möchten die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu einem internationalen Ort des Theaters machen. Das ist unser Widerstand gegen eine Politik der Renationalisierung, ein lustvoller Widerstand. Florentina Holzinger ist schon da, Marlene Monteiro Freitas und ich kommen dazu. Wir freuen uns darauf, dass die Stadt Berlin sich zu einem ihrer wichtigsten Theater bekennt.“

Florentina Holzinger, designiertes Mitglied des Artistic Boards: „Ich gratuliere Matthias Lilienthal zu seiner bevorstehenden Intendanz. Wir kennen uns ja schon seit vielen Jahren und ich freue mich, dass ich jetzt als Teil des Artistic Boards neben der von mir sehr geschätzten Marlene Monteiro Freitas an der Zukunft der Volksbühne teilhaben kann. Die Volksbühne liegt mir natürlich sehr am Herzen. Unter René Pollesch bin ich in den vergangenen Jahren mehr und mehr mit dem Haus verwachsen – aber auch gemeinsam mit ihm gewachsen. Aus diesem Grund habe ich mich tatsächlich selbst auch für die Intendanz beworben. Doch aufgrund wichtiger Entscheidungen der letzten Wochen in Bezug auf meine berufliche Zukunft musste ich meine Bewerbung leider zurückziehen. Das ist sicherlich bedauerlich, aber zweifellos die richtige Entscheidung für mich als Künstlerin. Ich zweifle aber nicht daran, dass der Volksbühne mit Matthias spannende Jahre bevorstehen.“

Marlene Monteiro Freitas, designiertes Mitglied des Artistic Boards: „I am delighted to work alongside these great artists and to contribute to the future of Volksbühne as a member of the artistic board and as a choreographer. I am confident that under Mathias’ stewardship, Volksbühne will turn into an international hub of theatre, dance and transdisciplinary art, while honoring its legacy and tradition.“

Statement des Beratungsgremiums: „Das Beratungsgremium hat sich einstimmig für Matthias Lilienthal als Intendanten und ein Artistic Board mit Florentina Holzinger und Marlene Monteiro Freitas entschieden. Matthias Lilienthal hat mit seinem innovativen Konzept und seinen künstlerischen Ideen überzeugt, als Intendant verfügt er über langjährige Erfahrungen an verschiedensten Institutionen, gemeinsam mit dem Artistic Board verspricht er eine ideale Kombination aus Leitungserfahrung und künstlerischem Aufbruch. Für die Volksbühne eröffnet sich damit eine vielversprechende Perspektive auf ein avanciertes Programm für Berlin und weit darüber hinaus.“

Dem Gremium gehörten an: Beate Heine, Intendantin des Staatstheater Wiesbaden, Milo Rau, Intendant der Wiener Festwochen, Vanessa Unzalu Troya, Leiterin von P14 der Volksbühne sowie Kay Voges, Intendant des Volkstheater Wien und designierter Intendant am Schauspiel Köln.

Matthias Lilienthal begann seine Karriere am Theater Basel als Dramaturg von Frank Castorf und Christoph Marthaler. Danach ging er an die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz als Chefdramaturg und stellvertretender Intendant und holte Christoph Schlingensief und Johann Kresnik ans Haus. Er leitete 2002 und 2014 das Festival Theater der Welt im Rheintal und in Mannheim und in den 2000er-Jahren das HAU Hebbel am Ufer in Berlin, das in dieser Zeit zweimal in der Kritikerumfrage des Fachmagazins Theater heute zum „Theater des Jahres“ gewählt wurde. Von 2015 bis 2020 übernahm er die Leitung der Münchner Kammerspiele und verwandelte sie in einen Hybrid von Stadttheater und Produktionshaus. Auch dieses Haus wurde in seiner Intendanz zweimal als „Theater des Jahres“ ausgezeichnet. Seitdem arbeitet Lilienthal als Festivalmacher, unter anderem von „This Is Not Lebanon“ am Künstlerhaus Mousonturm, sowie als Dramaturg, Dozent und Schauspieler.

Florentina Holzinger studierte Choreografie an der School for New Dance Development (SNDO) in Amsterdam. Ihr Diplom-Solo Silk wurde 2012 beim lmPulsTanz Festival mit dem Prix Jardin d’Europe ausgezeichnet. Mit Apollon (2017), einer Neuinterpretation von Balanchines Apollon Musagète, und TANZ (2019), basierend auf La Sylphide, reflektiert sie Tradition und Geschlechterbilder. TANZ wurde beim Theatertreffen gezeigt und mit dem NESTROY-Preis für die beste Regie ausgezeichnet. 2021 entstand für die Ruhrtriennale A Divine Comedy, das mit dem FAUST-Preis ausgezeichnet wurde. Mit Ophelia’s Got Talent (2022), entwickelt an der Volksbühne Berlin, gewann Holzinger weitere Preise, darunter den FAUST-Award für die beste Tanzperformance. 2024 debütierte sie mit ihrem ersten Opernprojekt SANCTA, einer Koproduktion unter anderem mit dem Mecklenburgischen Staatstheater, der Staatsoper Stuttgart und den Wiener Festwochen. Sie wird Österreich bei der 61. Ausgabe der Biennale Arte im Jahr 2026 vertreten.

Marlene Monteiro Freitas wurde in Cabo Verde geboren und ist Gründungsmitglied der Tanzkompanie Compass. Die Gruppe arbeitet regelmäßig mit dem Musiker Vasco Martins zusammen. Nach ihrem Tanzstudium am P.A.R.T.S. (Belgien) und beim Fundação Calouste Gulbenkian (Portugal) entwickelt sie ein Tanzprojekt mit den Bewohnern von Cova da Moura, einem sozial schwachen Viertel von Lissabon. Sie arbeitet regelmäßig mit Emmanuelle Huynn, Loic Touzé, Tânia Carvalho und Boris Charmatz zusammen. Gemeinsam mit Trajal Harell, François Chaignaud und Cecilia Bengolea entstand „(M)imosa“ (2011), 2012 im Rahmen von Tanz im August am HAU Hebbel am Ufer präsentiert. Freitas ist außerdem Mitglied des in Lissabon ansässigen Künstlerkollektives Bomba Suicida. 2018 wurde sie mit dem Silbernen Bären der Venedig Biennale ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie unter anderem den Evens Arts Prize und den Chanel Next Prize, je im Jahre 2021.

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