Deformierte Informationstafeln, in der Mitte des historischen Gerichtssaals eine beeindruckende Installation, welche die Zertrümmerung des Rechts symbolisiert: Die neue Dauerausstellung „Willkür im Namen des Deutschen Volkes“ führt die Zerstörung des Rechtsstaats durch die Nationalsozialisten plastisch vor Augen. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich eröffnete die Ausstellung heute (19. April) gemeinsam mit der „Weiße Rose Stiftung“ in einem Festakt. Minister Eisenreich: „Vor 80 Jahren führte der Volksgerichtshof im Justizpalast zwei schreckliche Schauprozesse gegen die mutigen Widerstandskämpfer der Weißen Rose – den ersten am 22. Februar, den zweiten am 19. April 1943. Die Geschwister Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Prof. Dr. Kurt Huber wurden zum Tode verurteilt. Die Nationalsozialisten haben ab 1933 den Rechtsstaat systematisch ausgehöhlt, um ihre Macht und ihre menschenverachtende Ideologie durchzusetzen und politische Gegner auszuschalten. Mit der neuen Ausstellung halten wir die Erinnerung an ihre Schicksale wach und zeigen, wohin es führt, wenn Unrecht anstelle des Rechts tritt.“
Dr. Hildegard Kronawitter, die Vorsitzende der „Weiße Rose Stiftung“, ergänzt: „Die Weiße Rose Prozesse belegen exemplarisch die Willkürjustiz der NS-Diktatur und verweisen auf das so schützenswerte Gut des heutigen Rechtsstaats.“
Minister Eisenreich: „Staat und Gesellschaft müssen sich konsequent
gegen Hass, Ausgrenzung und antidemokratisches Denken wehren. Daran erinnern
uns die Schicksale der Widerstandskämpfer der Weißen Rose. Die neue
Dauerausstellung zeigt uns wichtige Lehren für die Gegenwart auf und erklärt, wie die NS-Diktatur den
Rechtsstaat mit perfider Präzision ausgehöhlt und zu einem Instrument zur
Ausschaltung politischer Gegner gemacht hat. Ein weiterer Abschnitt
befasst sich mit dem Wiederaufbau von Rechtsstaat und Demokratie und dem Umgang
mit dem NS-Justizunrecht nach 1945.“
Bereits seit 2007 gab es eine Dauerausstellung im Saal 253 des Münchner Justizpalasts. Ein Originalschauplatz, an dem im April 1943 der zweite Prozess gegen 14 Angeklagte der Weißen Rose stattfand. Im Auftrag von Minister Eisenreich haben die Münchner Historikerin Dr. Henriette Holz und das Gestaltungsbüro HUND B.communication in enger Abstimmung mit der „Weiße Rose Stiftung“, Prof. Dr. Christoph Safferling, weiteren externen Experten und Justizangehörigen die Ausstellung neu konzipiert.
Hinweis:
Die Ausstellung ist ab 20. April 2023 montags bis donnerstags von 9.00 bis 15.00 Uhr, freitags von 9.00 bis 14.00 Uhr für alle Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Fotoquelle: StMJ Bayern