Müller zum Tod von Hanni Lévy.

Am 1. Oktober sollte Hanni Lévy der Berliner Verdienstorden im Roten Rathaus vom Regierenden Bürgermeister übergeben werden. Da sie offensichtlich da schon schwer erkrankt war, konnte sie nicht persönlich erscheinen und der Verdienstorden sollte ihr zu einem späteren Zeitpunkt überreicht werden.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat mit Betroffenheit vom Tod von Hanni Lévy erfahren und erklärte soeben:

„Mit Hanni Lévy ist eine Berlinerin verstorben, die in der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung hart um ihr Überleben ringen musste. Sie ist nur durch einen Zufall 1943 ihrer Deportation entgangen. Hanni Lévy war eine der letzten der rund 1700 Jüdinnen und Juden, die uns davon berichten konnten, wie sie in Not und Angst die nationalsozialistische Zeit mitten in Berlin im Versteck verbracht haben. Hanni Levy hat ihre Geschichte in einem Buch, in einem Film und vor allem vor jungen Menschen erzählt.“

Müller: „Die bemerkenswerteste Leistung Hanni Lévys liegt darin, dass sie es als großes Anliegen für sich selbst gesehen hat, zu betonen, dass nicht alle Deutschen Mörder waren.’ Sie war der ‚Gedenkstätte Stille Helden’ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand eng verbunden. Es lag ihr am Herzen, dass ihre drei Helferinnen in dunkler Zeit 1978 in die Liste der Gerechten unter den Völkern aufgenommen wurden. Und Hanni Lévy setzte sich für die Gedenktafel am Haus der Familie Kolzers in der Nollendorfstraße ein, die sie gerettet hat.“

Der Regierende Bürgermeister weiter: „Hanni Lévy wurde vom Senat mit dem Berliner Landesorden ausgezeichnet, die Aushändigung sollte am 1. Oktober erfolgen.“ Deshalb macht mich die Nachricht von ihrem Tod umso betroffener. Dass sie jetzt gestorben ist, macht einmal mehr deutlich, wie wichtig für uns Nachgeborene das Vermächtnis der Zeitzeugen ist, die uns bald nicht mehr selber authentisch erzählen können, wie sie die nationalsozialistische Verfolgung und den Holocaust überlebt haben. Umso mehr sind wir verpflichtet, im Sinne von Hanni Lévy niemals zu vergessen, was ihr und ihren Angehörigen, den Juden unserer Stadt und Europas zugefügt wurde. Ihr Vermächtnis ist, dass wir Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie tagtäglich verteidigen.“

Zu Hanni Lévy:

Im Februar 1943 konnte Hanni Lévy, geb. Weißenberg durch einen Zufall knapp der eigenen Deportation entgehen. Sie änderte ihr Äußeres, nahm einen falschen Namen an und schaffte es mit der Hilfe vor allem zweier Familien, die Zeit des Nationalsozialismus und des Kriegs in Berlin zu überleben. Nach der Befreiung Berlins folgte sie der Einladung eines Onkels nach Paris. Sie lernte dort ihren Mann kennen, gründet eine Familie, blieb in Frankreich und nahm die französische Staatsangehörigkeit an. Hanni Lévy gehört damit zu den ca. 1.700 Jüdinnen und Juden, denen es gelang, den Nationalsozialismus in Berlin zu überleben. Auf die Geschichte von Hanni Lévy wurde eine breite Öffentlichkeit durch das Buch und den halbdokumentarischen Film „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“ (2017) von Claus Räfle aufmerksam.

Frau Lévy ist eng mit der „Gedenkstätte Stille Helden“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand verbunden, mehrfach hat sie dort vor Schulklassen gesprochen. Dem Jüdischen Museum Berlin hat sie 2008 einige Dokumente und Fotos für die Ausstellung gestiftet. Ihre Geschichte wird darüber hinaus in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ im Rathaus Schöneberg gezeigt.

Das Besondere am Wirken von Hanni Lévy als Zeitzeugin ist, dass es ihr ein großes Anliegen ist zu betonen, dass „nicht alle Deutschen Mörder waren“, wie sie es in einem Interview formuliert hat. Sie hat erreicht, dass ihre Helferinnen, Viktoria Kolzer sowie die Schwestern Elfriede und Grete Most, 1978 in die Liste der Gerechten unter den Völkern in Yad Vashem aufgenommen wurden. Auch für eine Gedenktafel am Haus der Familie Kolzers in der Berliner Nollendorfstraße, mit der die Rettung Levys durch Jean und Viktoria Kolzer gewürdigt wird, hat Hanni Lévy sich eingesetzt.

Fotoquelle: Von Sol Octobris – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79727154

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*