Tourismus/Ausschuss.
Berlin: (hib/HLE) Nachtzugverbindungen gehören zum eigenwirtschaftlicher Betrieb der Eisenbahnverkehrsunternehmen und nicht zum subventionierten Bereich. Was nicht wirtschaftlich sei, würden Eisenbahnverkehrsunternehmen nach und nach einstellen, wenn es keine Subventionen gebe, berichtete eine Vertreterin der Bundesregierung in einer Sitzung des Ausschusses für Tourismus am Mittwoch. Als Beispiel wurde in der von der Ausschussvorsitzenden Anja Karliczek (CDU) geleiteten Sitzung die Nachtzugverbindung von Berlin in die französische Hauptstadt Paris angeführt, die nach dem Wegfall der Subventionierung durch das französische Eisenbahnverkehrsunternehmen SNCF eingestellt werde. Die von der österreichischen ÖBB betriebene Verbindung könne nicht mehr wirtschaftlich gefahren werden. Die Nachfrage sei dagewesen, aber ein Nachtzug könne nicht so wirtschaftlich sein wie ein Tageszug, weil in ihm wegen der Liegemöglichkeiten wesentlich weniger Passagiere transportiert werden könnten. Auch könnten Nachtzüge nicht tagsüber zum Einsatz kommen. Verbindungen der Deutschen Bahn von Berlin nach Paris gebe es natürlich weiterhin. Gerade in Tagesrandzeiten gebe es wegen günstiger Preise eine hohe Auslastung. Eigene Nachtzüge betreibt die Deutsche Bahn nicht.
Die Regierung verwies auf eine Studie, nach der auf geeigneten Relationen von einem maximalen Verlagerungspotenzial von 30 Prozent der Flug- und Pkw-Reisenden auf Nachtzüge ausgegangen werden könne. Das Verlagerungspotential sei also begrenzt. Als Mindestaufkommen für eine wirtschaftlich tragfähige Bedienung von Nachtzugrelationen sieht die Studie eine siebzigprozentige ganzjährige Auslastung als notwendig an, wobei Nachtzüge durch ihre spezifischen Produktionskosten – bedingt durch Sonderfahrzeuge, deren Zweitverwendung im Tagesverkehr nicht möglich sei, sowie einen intensiveren Personaleinsatz – entsprechend hohe Erlöse je verkauften Sitz beziehungsweise Bett erwirtschaften müssten, um wirtschaftlich zu sein. Diese Kosten seien gerade im preissensitiven Kundensegment jedoch kaum über entsprechende Ticketpreise abzubilden.
Die SPD-Fraktion erklärte, ein Verlagerungspotenzial von 30 Prozent von Auto und Flugzeug auf die Nachtzüge sei schon sehr viel. Problematisch sei der Gepäckservice in Bahnhöfen. Die Schließfachanlagen stammten noch aus den 1980-er Jahren. Tagesrandverbindungen seien wegen der langen Distanzen keine Alternative zu Nachtzügen.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unterstrich die Bedeutung der Nachtzüge für den Tourismus. Die Züge seien aber oft ausgebucht, und es gebe nicht so viele Destinationen. Die Bundesregierung ziehe sich zu sehr auf die Rolle des Marktes zurück. Geredet werden müsse nicht über Subventionen, sondern über Trassenpreise, die in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern ungewöhnlich hoch seien.
Die Fraktion Die Linke erklärte, die Hängepartie im Nachtzugverkehr sei traurig. Der Kurs der Bundesregierung sei falsch. Wenn es ein Potenzial von 30 Prozent zur Reduzierung von Flugreisen gebe, dann müsse es genutzt werden. Jede Großstadt brauche eine Nachtzuganbindung.
Die CDU/CSU-Fraktion thematisierte die Kapazitäten der Nachtzüge und den Anteil von Nachtzugverbindungen am Verkehrsaufkommen. Die „AfD“-Fraktion gab zu bedenken, ob über standardisierte multifunktionale Züge gegebenenfalls Kosten gespart werden könnten. Die Regierung sprach die Trassenpreisreform an, bei der eine Senkung der Trassenpreise angestrebt werde. Das werde auch den touristischen Zwecken zugute kommen.
Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin
