Stimmen zum 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.
Wegner zum 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau:
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, zum 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am heutigen 27. Januar, der in Deutschland als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen wird:
Wegner: „Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau steht wie kein anderer Ort für die menschenfeindliche Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Das unermessliche Leid, mit dem wir Auschwitz bis heute verbinden, hat sich tief in das Gedächtnis Europas eingeschrieben. Berlin ist die Stadt, von der aus die systematische Vernichtung der europäischen Juden, Sinti und Roma und ganzer Bevölkerungsgruppen geplant und organisiert wurde. Es ist unsere gemeinsame Pflicht und unser historisches Erbe, an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors und der Shoah zu erinnern und den überlebenden Zeitzeugen Gehör zu verschaffen. Aber es ist auch unsere Verantwortung, aufzustehen gegen jede Form von Antisemitismus, denn die Feinde der Demokratie dürfen nie lauter sein als jene, die für Frieden, Freiheit und Demokratie einstehen. Berlin steht fest an der Seite der Jüdinnen und Juden und aller Opfer von Gewaltherrschaft und Extremismus. Menschenfeindlichkeit, Hass und Hetze haben in Berlin keinen Platz.“
Repräsentanten des Berliner Senats nehmen anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus an mehreren Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen teil. Anlässlich des Jahrestags am 27. Januar wird das Brandenburger Tor ab Sonnenuntergang mit dem Schriftzug der internationalen Gedenkkampagne #WeRemember angestrahlt.
Über das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau war das größte der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager. Es wurde 1940 durch das Naziregime in der Nähe der heute polnischen Stadt Oświęcim errichtet. Mehr als 1,1 Millionen Menschen wurden dort ermordet – vor allem Jüdinnen und Juden, aber auch nichtjüdische Polen, Roma und Sinti, sowjetische Kriegsgefangene und weitere Personen. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Website der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau.
Über den Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Der in Deutschland vom ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog initiierte Gedenktag wird seit 1996 am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung der Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945, begangen. 2005 wurde er von den Vereinten Nationen als „International Day of Commemoration to Honour the Victims of the Holocaust“ übernommen und wird seit 2006 weltweit begangen. Der World Jewish Congress und die UNESCO organisieren zu diesem Gedenktag unter dem Hashtag #WeRemember weltweit Gedenk-Aktionen.
Lisa Paus zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz: „Gedenken ist mehr als Erinnerung – es ist der Aufruf zum Handeln“.
Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 80. Mal. In Anerkennung der Schuld und in Gedenken der Opfer von Rassenverfolgung und Massenmord, begründete sich die Bundesrepublik mit dem Anspruch „Nie wieder Auschwitz.“ Angesichts wachsender rechtsextremer Tendenzen und zunehmendem Antisemitismus in unserer Gesellschaft fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Programme wie „Jugend erinnert“ und „Demokratie leben!“, die unter anderem gegen Antisemitismus und Rassismus wirken und zur Förderung eines respektvollen, demokratischen Miteinanders beitragen.
Bundesjugendministerin Lisa Paus: „Das Todeslager Auschwitz steht für Entmenschlichung und Vernichtung – für das Unvorstellbare, das Unbegreifliche, dessen dunkles Erbe nachwirkt. Weltweit, bis heute. Es ist an uns, jedes Relativieren zu unterbinden und jeder Art von Gleichgültigkeit entgegenzutreten. Darum danke ich denen, die die Erinnerung an Auschwitz wachhalten. Sie alle füllen den Wunsch von Margot Friedländer mit Leben, die als Überlebende des Holocaust bis heute mit jungen Menschen über Auschwitz spricht. Ihr Wunsch: Seid Menschen.
Es gibt nur noch wenige, die aus eigener Erfahrung berichten können. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung weiterzugeben. Wenn immer mehr junge Menschen mit den Begriffen Holocaust oder Shoah nichts mehr anfangen können, ist das zutiefst beunruhigend. Ich möchte über das Programm „Jugend erinnert“ auch Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende ermutigen, sich an authentischen Orten der NS-Vernichtungslager mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.
Gedenken ist mehr als bloßes Erinnern – es ist der Aufruf zum Handeln. Lassen Sie uns Vorbilder für die Jüngeren sein: ‚We remember‘ und ‚Nie wieder ist jetzt‘ dürfen keine leeren Worte sein. Es ist unsere Überzeugung und historische Verantwortung, jeden Tag für Demokratie und gegen Hass einzutreten. Für Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Muslime, queere Menschen – für alle, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Ethnie oder sexuellen Identität diskriminiert und bedroht werden.“
Jugend erinnert
Mit dem Programm „Jugend erinnert“ werden außerschulische Gedenkstättenfahrten als politische Bildungsreisen an die Orte der ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager gefördert. Dabei soll die Erinnerung an den Holocaust bei nachfolgenden Generationen wachgehalten und ein Beitrag dafür geleistet werden, Jugendlichen und jungen Erwachsenen historisches Wissen, Empathie für die Opfer sowie demokratische Werte zu vermitteln.
Das BMFSFJ fördert seit 2019 Gedenkstättenfahrten als Projekte der politischen Bildung, die gemeinsam mit dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) umgesetzt werden. Im Jahr 2024 unterstützte das BMFSFJ das Programm mit 1,75 Millionen Euro und ermöglicht damit rund 200 außerschulische Fahrten für über 6.000 Jugendliche.
Bundesprogramm „Demokratie leben!“
Seit vielen Jahren setzt das BMFSFJ mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gezielt Akzente in der Demokratie- und Präventionsarbeit. Zahlreiche Initiativen, Vereine und engagierte Bürgerinnen und Bürger werden dabei unterstützt, sich für ein vielfältiges, friedliches und demokratisches Miteinander einzusetzen. In der neuen Förderperiode 2025 bis 2032 ist der Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit weiterhin zentrales Ziel. Für viele Projekte ist die Erinnerung an die Schoah ein zentraler Ausgangspunkt, um sich mit modernen Formen des Antisemitismus auseinanderzusetzen. Seit Anfang 2025 werden neben einem, aus sechs erfahrenen Trägern bestehenden Kooperationsverbund im Themenfeld Antisemitismus auch mehrere Innovationsprojekte gefördert, die sich dezidiert mit Antisemitismusprävention bzw. der Stärkung jüdischen Lebens in Deutschland befassen.
Weitere Informationen:
www.kjp-gedenkstaettenfahrten.de
„Wir müssen uns gegen Hass und Hetze stellen und stark machen für Mitgefühl und Menschlichkeit“.
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein spricht bei Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in Bad Arolsen.
Wiesbaden. Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am heutigen 27. Januar hat Hessens Ministerpräsident Boris Rhein dazu aufgerufen, wachsam zu sein und entschieden gegen Hass, Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorzugehen. „Der 27. Januar ist ein Appell an uns alle. Wir müssen uns gegen Hass und Hetze stellen und stark machen für Mitgefühl und Menschlichkeit. Es reicht nicht aus, nur zu reden. Wir müssen auch für unsere demokratischen Überzeugungen einstehen. Hinsehen und handeln – das ist die Maxime, die uns alle leiten muss“, sagte Rhein und ergänzte: „Jede und jeder Einzelne kann etwas tun. Jede und jeder Einzelne macht einen Unterschied. Wir müssen als demokratische Gesellschaft zusammenstehen.“
Die Gleichgültigkeit mancher Menschen ist laut Rhein die größte Gefahr für die Demokratie. „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen, nichts tun – das ist keine Option. Erst recht nicht in einer Zeit, in der der Antisemitismus wieder auf dem Vormarsch ist. 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz müssen wir daher umso aufmerksamer sein für das, was um uns herum passiert“, sagte der Regierungschef und fügte hinzu: „Die Verbrechen des NS-Regimes und der nationalsozialistische Völkermord dürfen nicht in Vergessenheit geraten.“
Rhein verwies darauf, dass sich die Hessische Landesregierung fortwährend für eine lebendige Erinnerungskultur einsetze, besonders in der Schule und in der politischen Bildung. Durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Gräueltaten des Nationalsozialismus könnten Jugendliche nicht nur Geschehenes verstehen, sondern auch verantwortungsbewusst handeln. Das Land habe im vergangenen Jahr außerdem eine Offensive zur Wertevermittlung gestartet. Die in den Intensivklassen begonnene Wertevermittlung wird in diesem Jahr auf alle Schülerinnen und Schüler ausgeweitet.
Nach Ansicht des Ministerpräsidenten leisten die „Arolsen Archives“ in Bad Arolsen – das weltweit größte Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus – eine wertvolle Erinnerungsarbeit. „Die Arolsen Archives beantworten bis heute jedes Jahr Tausende Anfragen zu den Verfolgten des NS-Terrors. Damit tragen sie ganz wesentlich zur Klärung von Schicksalen bei und bauen Brücken von der Vergangenheit in die Gegenwart“, sagte Rhein. Die Sammlung mit Hinweisen zu etwa 17,5 Millionen Menschen gehört seit Juni 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Ministerpräsident Rhein nimmt am Montag, 27. Januar, um 11 Uhr, an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus im Bürgerhaus Bad Arolsen teil und spricht dort.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärt anlässlich des heutigen 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz:
„Vor 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Kein Ort steht so sehr für den organisierten Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden und anderen Menschen, denen Nazi-Deutschland erst ihre Würde und ihre Rechte und dann ihr Leben genommen hat. Kein Ort steht so sehr für deutsche Schuld und Verantwortung. Diese Erinnerung müssen wir wachhalten, vor allem auch dann, wenn immer weniger Zeitzeugen noch selbst davon berichten können. Es kann nie einen Schlussstrich geben, den sich manche Geschichtsrevisionisten herbeisehnen. Wenn der NS-Terror verklärt und verharmlost wird, dann darf man das nie unwidersprochen stehenlassen. Und wenn Gedenkorte angegriffen und beschmutzt werden, dann müssen die Täter hart bestraft werden.
Aus dem deutschen Menschheitsverbrechen des Holocaust folgt unsere Verantwortung für den Schutz von Jüdinnen und Juden. Diese Verantwortung ist Teil unserer heutigen Identität. Deshalb haben wir bei der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts eine klare Regelung getroffen: Wer heute einen deutschen Pass bekommen will, muss sich zur besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die nationalsozialistische Unrechtsherrschaft und zum Schutz jüdischen Lebens bekennen. Dieses Bekenntnis muss klar und glaubhaft sein, es wird im Einbürgerungstest geprüft.
Es ist ein Wunder und ein großes Glück, dass es heute wieder so vielfältiges jüdisches Leben in Deutschland gibt. Es ist unsere heutige Verantwortung, dieses jüdische Leben zu schützen und zu stärken. Das gilt in diesen Zeiten, in denen wir abscheuliche antisemitische Hetze erleben müssen, umso mehr. Wir stehen fest an der Seite der Jüdinnen und Juden in Deutschland.“