Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne zeichnet „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg aus.

Die „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg ist seit gestern „Ausgezeichneter Lernort Demokratiebildung in Niedersachsen“. Kultusminister Grant Hendrik Tonne würdigte mit der Auszeichnung das „langjährige Engagement für Demokratie und Menschenrechte auf höchstem pädagogischen Niveau“, wie der Minister auf der Auszeichnungsveranstaltung unterstrich. Mit der tiefen Verankerung in der Stadt und der Region sowie dem guten Kontakt zu Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sei die „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg „eine wichtige Akteurin in der Bildungslandschaft demokratischer Institutionen in Niedersachsen“, so Tonne.

Seit dem Jahr 2004 setzt sich die „Euthanasie“-Gedenkstätte in Führungen, Seminaren und Workshops mit den menschenverachtenden Taten des Nazi-Regimes zwischen 1940 und 1945 auseinander und setzt sich vor diesem historischen Hintergrund für eine starke demokratische und inklusive Gesellschaft ein. Im Bereich der Lehrkräftefortbildung hat sich die Gedenkstätte auch überregional einen Namen gemacht. Ein besonderer Schwerpunkt ist die inklusionsorientierte Bildungsarbeit für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf.

Die Auszeichnung als „Lernort Demokratiebildung in Niedersachsen“ umfasst ein repräsentatives Schild sowie einen Geldpreis in Höhe von 500 Euro. Mit dem Preis verbunden ist zudem die Möglichkeit, im Netzwerk der anerkannten Lernorte gemeinsam für eine demokratische und menschenrechtsorientierte Bildung in Niedersachsen zusammenzuarbeiten. 

Dr. Carola S. Rudnick, Leiterin und Geschäftsführerin der „Euthanasie“-Gedenkstätte betont: „Uns bedeutet die Auszeichnung sehr viel. In Zeiten, in denen antidemokratische Strömungen an Boden gewinnen, ist es von Bedeutung regionale Gedenkstätten, Lern- und Begegnungsorte nachhaltig zu stärken, die neben dem Erinnern an vergangene Verbrechen auch für Teilhabe, Vielfalt, Inklusion und damit verbundene Werte im Jetzt und Hier stehen.“

Die „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg befindet sich auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Sie erforscht und vermittelt am historischen Ort unter anderem die Beteiligung der Anstalt an der systematischen Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung in den Jahren 1940/41 („Aktion T4″).

Der Ort steht exemplarisch für die „Kinder-Euthanasie“: Von 5.000 Kindern und Jugendlichen, die diesen systematischen Ermordungen zum Opfer fielen, sind mindestens 300 bis 350 der sogenannten „Kinderfachabteilung“ Lüneburg zuzuordnen. Weiterhin wurde die Lüneburger Anstalt als eine von elf „Ausländersammelstellen“ genutzt, in denen unter anderem Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter konzentriert und ebenfalls ermordet wurden.

Hintergrund:

Seit 2021 werden Institutionen und Initiativen, die ihre Einrichtung und ihr Programm konsequent im Sinne eines „Modellorts der Demokratie“ gestalten, als „Ausgezeichnete Lernorte Demokratiebildung“ ernannt. Hier sollen aktive Partizipation, gelebte Demokratie und die Orientierung an den 17 Nachhaltigkeitszielen im Mittelpunkt stehen. Jeder ausgezeichnete Lernort erhält als sichtbare Würdigung ein repräsentatives Schild und einen Geldpreis. Die Auszeichnung soll das Engagement des Lernortes öffentlichkeitswirksam sichtbar machen, eine langfristige Unterstützung bei der Vernetzung der Lernorte bieten und konkrete Angebote zur Vertiefung der eigenen Schwerpunktsetzung ermöglichen. 10 Lernorte wurden von einer Fachjury unter der Leitung von Minister Tonne als „Lernort Demokratiebildung“ ausgewählt.

Fotoquelle: mk/Thiel

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