Statements zum Teilverkauf von Air Berlin-Anteilen an die Lufthansa.

Am heutigen Donnerstag sind die ersten, nunmehr vorliegenden Teil-Verhandlungsergebnisse zu Air Berlin veröffentlicht worden. Danach erhält – wie erwartet – die Lufthansa umfassende Geschäftsbereiche von Air Berlin.

Nach ver.di-Schätzungen seien bisher für diese Bereiche mindestens 3.000 Airberliner/innen tätig. Mit dem Kauf der Air Berlin-Tochtergesellschaften Niki und Luftverkehrsgesellschaft Walter garantiere die Lufthansa bisher nur für rund 1.450 Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Für den Anteil an der Air Berlin selber, den die Lufthansa erwerben will, hat sie bislang klar zu erkennen gegeben, dass eine Übernahme der Beschäftigten nicht beabsichtigt sei. Die Lufthansa benötigte für den Betrieb auch dieser Flugzeuge Personal in der genannten Größenordnung, wolle aber, dass sich Interessenten neu bewerben.

„Dies ist beim Verkauf von Unternehmensteilen ungewöhnlich und auch rechtlich umstritten. Wir kritisieren scharf, dass die Lufthansa auf Profitsteigerungen und Unternehmenserweiterungen aus ist, sich aber der Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern entziehen will“, sagte heute Christine Behle, zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied. Offenbar sei geplant, durch das Verfahren der Neueinstellung eine gezielte Personalauswahl zu betreiben, bei der vermutlich Jüngere und somit billigere Arbeitskräfte bevorzugt eingestellt werden sollen. Zudem sei bislang völlig offen, ob überhaupt oder in welchem Umfang Airberliner in diesem Verfahren bevorzugt berücksichtigt würden, auch wenn die Lufthansa verkünden würde, Beschäftigte einstellen zu wollen.

„Die Lufthansa hat den lukrativen Zuschlag erhalten, jetzt erwarten wir, dass das Unternehmen der Aufforderung nachkommt und bereit ist, Übernahmeregelungen zu vereinbaren. Die bisherige Position der Lufthansa, wonach sich Airberliner bewerben könnten, ist angesichts der heute erfolgten Zuschläge zum Schnäppchenpreis unwürdig und nicht mehr haltbar“, so Behle.

ver.di forderte erneut von der Politik und den beteiligten Unternehmen, alles zu tun, um die Bildung einer Transfergesellschaft zu ermöglichen. Hier sollten zügig diejenigen Beschäftigten aufgenommen werden, die nicht sofort einen neuen Job erhalten. Die Transfergesellschaft ist aus Sicht von ver.di ein geeignetes Mittel, um Zeit zu gewinnen und die von Arbeitslosigkeit betroffenen Beschäftigten in neue Arbeitsplätze vermitteln zu können.

Klaus-Rainer Jackisch zur Air-Berlin-Übernahme durch Lufthansa

"In gewisser Weise auch ein Schnäppchen, das man sich hier einverleibt" – Klaus-Rainer Jackisch aus Frankfurt im Gespräch mit Stephan Kulle zur Übernahme von großen Teilen der insolventen airberlin durch Lufthansa.

Publié par PHOENIX sur jeudi 12 octobre 2017

Übernahme der Air-Berlin-Beschäftigten zu fairen Bedingungen sichern

„Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Interessen der Beschäftigten sowie der Fluggäste bei der Übernahme von Air Berlin durch die Lufthansa nicht unter den Tisch fallen. Dem Lohndumping und der Tarifflucht durch die Lufthansa-Tochter Eurowings muss ein Riegel vorgeschoben werden, indem man faire Übernahmeregelungen für möglichst große Teile der Belegschaft von Air Berlin schafft. Die Bundesregierung und die Lufthansa sind außerdem in der Pflicht, eine Transfergesellschaft für jene Teile der Belegschaft zu finanzieren, die nicht übernommen werden, bis diese anderswo eine Beschäftigung gefunden haben“, erklärt Sahra Wagenknecht zur Übernahme des Air Berlin-Konzerns durch die Lufthansa AG.

Die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag weiter:

„Durch die Übernahme von Air Berlin wächst außerdem die Gefahr, dass die Lufthansa ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzt, um über höhere Ticketpreise Monopolprofite zu erzielen. Die Aussage des Lufthansa-Chefs, der Preiserhöhungen nach der Air Berlin-Übernahme nicht ausgeschlossen hat, sollte hier die Alarmglocken schrillen lassen. Die neue Bundesregierung sollte über strengere Kartellgesetze nachdenken, um eine Abzocke von Verbrauchern durch Missbrauch von Marktmacht zu verhindern. Es ist höchste Zeit, den Flugbetrieb wieder als öffentliche Aufgabe zu begreifen, der aus wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen sowie im Interesse von Verbrauchern und Beschäftigten vernünftig reguliert werden muss.“

Müller zur jüngsten Entwicklung bei Air Berlin

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, erklärt zu den aktuellen Vorgängen bezüglich der Zukunft von Air Berlin:

„Die heutige Einigung zwischen Air Berlin und der Lufthansa ist gut für Berlin, weil sich daraus eine Perspektive für die zukünftige Entwicklung des Luftverkehrs in unserer Stadt ergibt. Ich hoffe im Sinne der Beschäftigten und des Luftverkehrsstandortes Berlin, dass auch mit anderen potenziellen Erwerbern eine baldige Lösung gefunden wird.

Klar ist aber auch: Nach wie vor sind viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Air Berlin von Arbeitslosigkeit bedroht. Ich appelliere an die Käufer, in Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften über neue Beschäftigungsbedingungen einzutreten. Diejenigen Arbeitnehmer, die unter Umständen keine Perspektive erhalten, können sicher sein, dass das Land Berlin Ihnen zur Seite stehen wird. Deshalb habe ich meine Verwaltung angewiesen, schon morgen ein erstes Abstimmungsgespräch mit Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Senatsverwaltungen und der Bundesagentur für Arbeit im Berliner Rathaus zu vereinbaren. Dort werden konkrete Maßnahmen diskutiert und abgestimmt, damit den Beschäftigten von Air Berlin eine Berufs- und/ oder Qualifizierungsperspektive aufgezeigt werden kann.“

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