Stilles Gedenken für die Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in Potsdam.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hat heute bei einem stillen Gedenken an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 erinnert. In der Gedenkstätte Lindenstraße 54 in Potsdam legte er gemeinsam mit der Beauftragten des Landes zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Maria Nooke und im Beisein des Vorsitzenden der Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54“, Claus Peter Ladner, einen Kranz nieder.

Woidke erklärt anlässlich des Gedenkens: „Der 17. Juni 1953 und die Tage danach prägten die Geschichte der deutsch-deutschen Demokratie. Zwar wurden die Proteste blutig niedergeschlagen. Aber ihre Ideen lebten weiter. Der 17. Juni 1953 ist einer der Ausgangspunkte für die friedliche Revolution, die uns 36 Jahre später endlich die ersehnte Freiheit und Demokratie brachte, die schon die Aufständischen 1953 erringen wollten.“

Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 war die erste große Protestbewegung in der DDR. Rund eine Million Menschen gingen für bessere Lebensbedingungen, für Demokratie, Freiheit und Einheit auf die Straße. Die Demonstrationen an mehr als 700 Orten wurden auch mit sowjetischen Panzern blutig niedergeschlagen. Mehr als 50 Menschen starben, Hunderte wurden schwer verletzt. Mehrere Tausend Aufständische wurden zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Zahlreiche Menschen wurden auch in der Lindenstraße 54 in Potsdam eingesperrt. Das Gebäude war schon im Nationalsozialismus Gefängnis für politisch Verfolgte. Von 1945 bis 1952 diente der Komplex als sowjetisches Geheimdienstgefängnis und von 1952 bis 1989 als Untersuchungsgefängnis der DDR-Staatssicherheit.

Seit 1995 ist die Lindenstraße 54 eine Gedenkstätte. Die im Jahr 2015 gegründete Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße arbeitet die Geschichte der NS-Diktatur, der sowjetischen Besatzungsherrschaft und der SED-Diktatur weiter auf und hält die Erinnerung an die Opfer wach.

Fotoquellen: brandenburg.de/Sandra Grzeszek

Die Bedeutung des Volksaufstandes in der DDR wurde erst nach 1990 richtig gewürdigt.

Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur Maria Nooke erinnert an den Jahrestag des Volksaufstandes: „Den Freiheitswillen kann eine Diktatur nicht brechen. Das haben die Menschen gezeigt, die am 17. Juni 1953 ihre Forderungen auf die Straße brachten: in Brandenburg an der Havel, in Hennigsdorf und an vielen anderen Orten des Landes.“

Die Hennigsdorfer Arbeiter aus dem Stahlwerk und dem Lokomotiv- und Elektrowerk rissen die Absperrungen nach West-Berlin nieder und marschierten in die Ost-Berliner Innenstadt. In Brandenburg an der Havel demonstrierten etwa 15.000 Menschen und befreiten politische Gefangene der Untersuchungshaftanstalt des Kreisgerichts. Die Bauarbeiter der Großkokerei in Lauchhammer legten die Arbeit nieder. Die Beschäftigten der Rathenower Optischen Werke versammelten sich im Stadtzentrum. 4.300 Menschen streikten im Kreis Senftenberg. Und auch auf dem Land gab es zahlreiche Erhebungen: In Wusterhausen (Dosse) protestierten fast Tausend Frauen und Männer und besetzten das Rathaus.

Die Partei- und Staatsführung der SED war nach Berlin-Karlshorst in das Hauptquartier der sowjetischen Besatzungsmacht geflüchtet. Bereits am Mittag hatte diese den Ausnahmezustand an allen Orten verkündet und mit Panzern und bewaffneten Soldaten durchgesetzt. Die Angst vor erneuten Protesten saß tief: Bis in die 1980er Jahre verordnete der Minister für Staatssicherheit (MfS) der DDR, Erich Mielke, jeweils vom 15.-17. Juni höchste Alarmbereitschaft für alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie mussten Mauern nach verbotenen Parolen absuchen und die Abfahrten der Autobahnen überwachen, um Zusammenkünfte zu verhindern.

Die Bedeutung des Volksaufstandes in der DDR wurde erst nach 1990 mit der Öffnung der Akten der SED und ihres Staatsapparates richtig gewürdigt. Auf dem Zeitzeugenportal der Aufarbeitungs- beauftragten kommen damalige Akteure und Zeitzeugen aus Brandenburg an der Havel, Hennigsdorf und Rathenow zu Wort: http://www.zeitzeugen.brandenburg.de/themen/lebenserfahrungvolksaufstand-1953/

Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Potsamer Lindenstraße mit Ministerpräsident Dietmar Woidke, der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur Maria Nooke, Oberbürgermeister Mike Schubert und dem Vorsitzenden der Fördergemeinschaft »Lindenstraße 54« Claus Peter Ladner.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*