Trauer um Margot Friedländer – Stimmen zu ihrem Tod.

Bundespräsident Steinmeier kondoliert zum Tod von Margot Friedländer.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Tod von Margot Friedländer erklärt:

„Die Nachricht vom Tode Margot Friedländers erfüllt mich mit tiefer Trauer. Sie hat unserem Land Versöhnung geschenkt – trotz allem, was die Deutschen ihr als jungem Menschen angetan hatten. Für dieses Geschenk können wir nicht dankbar genug sein.

Margot Friedländer hat als Kind und als junge Frau die Shoah erlebt und überlebt. ‚Versuche dein Leben zu machen‘: Diese letzte Nachricht hinterließ ihr ihre Mutter, ehe sie 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Für Margot Friedländer, die in Verstecken und schließlich auch ihre Deportation nach Theresienstadt überlebte, wurde dieser Satz zum Vermächtnis und zur Maxime ihres Lebens.

Im hohen Alter kehrte Margot Friedländer aus den USA in ihre Heimatstadt Berlin zurück, in jene Stadt, in der sie selbst gedemütigt, bedroht und verfolgt worden war. Und bis ins hohe Alter hinein berichtete sie hier und in ganz Deutschland von ihrem Schicksal, trat für Demokratie und Menschenrechte ein, wandte sich gegen Hass und jede Form von Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. Sie wusste, was Menschen anderen Menschen antun können. Und deshalb war es ihr so wichtig, dass die Erinnerung an die Zerstörung von Recht, Freiheit und Demokratie weitergetragen wird. Sie teilte ihre Erinnerung mit uns, damit das, was geschehen war, nicht wieder geschieht. Dafür wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt durfte ich ihr das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verleihen.

Ganz besonders am Herzen lagen Margot Friedländer die jungen Menschen in unserem Land. Ihnen erzählte sie, was sie selbst als junge Frau erlebt hatte, sie erzählte von den ungeheuerlichen Verbrechen, die die Nationalsozialisten verübt hatten. Wer das Glück hatte, ihr zuhören zu dürfen, der weiß: Sie erzählte nie mit Bitterkeit oder Wut. Nie klagte sie an. Margot Friedländer hat jeden, der ihr begegnete, mit ihrer Wärme, ihrer Zugewandtheit, ihrer ungeheuren Kraft beeindruckt. Ihre tiefe Menschlichkeit hat mich im Innersten berührt.

Margot Friedländers Vermächtnis ist uns Mahnung und Verpflichtung, gerade in einer Zeit, in der die Demokratie angefochten wird und sich Antisemitismus wieder unverhohlen zeigt, bleibt es unsere Verantwortung, die jüdische Gemeinschaft in unserem Land nie wieder im Stich zu lassen.

Ich hatte das Glück, sie oft treffen zu können, zuletzt bei der Ehrung mit dem Sonderpreis des Westfälischen Friedens im April dieses Jahres. Und begegnet sind wir uns immer wieder bei Veranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischen Rassenwahns, zum jüdischen Leben in Deutschland heute und anlässlich öffentlicher Ehrungen. Ich trauere um eine tief beeindruckende Frau, die mir auch persönlich ihre Freundschaft geschenkt hat. Für diese Freundschaft werde ich immer dankbar sein. Margot Friedländer wird uns allen schmerzlich fehlen. Wir werden sie niemals vergessen.

Wir verneigen uns vor Margot Friedländer, dieser wunderbaren deutschen Jüdin aus Berlin.“

Margot Friedländer wurde 103 Jahre alt.

Ministerpräsident Hendrik Wüst zum Tod von Margot Friedländer

Die NRW-Staatskanzlei teilt zum Tod von Margot Friedländer mit:

Die Holocaust-Überlebende und Trägerin der Mevlüde-Genc-Medaille des Landes Nordrhein-Westfalen, Margot Friedländer, ist am Freitag, 9. Mai 2025, im Alter von 103 Jahren verstorben, wie die Margot-Friedländer-Stiftung mitteilte.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: „In großer Trauer nimmt Nordrhein-Westfalen Abschied von Margot Friedländer. Ihr Tod nimmt unserem Land einen Leuchtturm der Hoffnung und Mitmenschlichkeit. Mit ihrem Mut hat sie uns allen den Weg zur Verständigung und Versöhnung gewiesen. Margot Friedländer war für Deutschland und Europa eine unerschütterliche Wächterin der Erinnerung.

Margot Friedländer hat das größte Menschheitsverbrechen überlebt. Durch ihre Kraft und ihren Mut hat sie uns das Menschsein gelehrt. Ihre Erinnerungen, so schmerzlich sie auch waren, werden überdauern. Das müssen sie, damit das, was sie und Millionen Menschen durchlitten haben, niemals wiederholt. Ihr Lebenswerk ist daher gerade eine Mahnung an uns als Gesellschaft: Wir dürfen ihr Erbe und ihr unermüdliches Streben um Versöhnung durch Erinnerung niemals vergessen. Margot Friedländer war mit ihrem einzigartigen Engagement und ihrer großen Menschlichkeit mehr als ein Vorbild für uns alle. Sie war Deutschlands wohl größte und eindrucksvollste Stimme für gelebte Toleranz und Gedenken. Wer ihr begegnete, spürte ihre große menschliche Wärme und das unerschütterliche Zutrauen in eine Gesellschaft des Miteinanders. Diese Wärme möge uns erhalten bleiben.

Margot Friedländer hat persönlich erlebt, was aus Intoleranz und Hass erwachsen kann: Verfolgung, Terror, millionenfacher Mord. Während sie und ihr Mann Adolf Friedländer das Konzentrationslager Theresienstadt wie durch ein Wunder überlebt haben, haben ihre Eltern und ihr Bruder den Holocaust nicht überlebt. Alle drei wurden in Auschwitz ermordet, wie sie erst viele Jahre nach Ende des Krieges erfuhr.

Nach dem Krieg emigrierte Margot Friedländer gemeinsam mit ihrem Mann in die USA – nach Deutschland zurückzukehren kam lange Jahre für sie nicht in Frage. Erst mit 88 Jahren und nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie wieder nach Berlin zurück, in das Land, in dem sie unermessliches Leid erfahren hatte. Sie ist auch deshalb zurückgekehrt, um vor allem jungen Menschen von dem eigentlich Unbeschreiblichen zu erzählen, das sie selbst als junge Frau erlebt hat.

Sie hat erinnert und gemahnt, ohne Bitterkeit und Wut und nie anklagend. Sie hat auch für diejenigen gesprochen, die es nicht geschafft haben. Und sie hat jungen Menschen Vertrauen, Hoffnung und Liebe geschenkt. Sie hat sich beim Verein Zweitzeugen engagiert, um die Erinnerung von Überlebenden der Shoa zu bewahren und weiterzugeben.

Margot Friedländer hat uns alle inspiriert mit ihrer unermüdlichen Menschenliebe, ihrer Weigerung zu hassen und ihrem Glauben an das Gute im Menschen. Wir können eine Zeitzeugin wie sie nie ersetzen. Aber wir können und müssen ihre Botschaft weitertragen.“

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt erklärt zum Tode von Margot Friedländer:

„Margot Friedländer war eine überragende Persönlichkeit und bis zuletzt eine unermüdliche Mahnerin gegen das Vergessen. Sie hat uns immer wieder an das erinnert, was das Wichtigste ist: Mensch zu sein. Ihre Stimme für die Demokratie und gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung wird uns sehr fehlen.“

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zum Tod von Margot Friedländer

Zum Tod von Margot Friedländer erklärt Kulturstaatsminister Wolfram Weimer:

 „Der Tod von Margot Friedländer macht mich unglaublich betroffen und berührt mich tief. Mit Margot Friedländer ist nicht nur eine wichtige Stimme einer Überlebenden des Holocaust für immer verstummt, sondern auch einer leidenschaftlichen Botschafterin für demokratische Werte. Wir haben ihr so viel zu verdanken: ihr unermüdliches Engagement für die Aufarbeitung und die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und den systematischen Völkermord an Millionen europäischen Jüdinnen und Juden, aber auch ihren Einsatz für Respekt und Demokratie und ein menschliches Miteinander.

Viele, gerade junge Menschen, die ihr begegnet sind, waren berührt von ihrer Warmherzigkeit und Güte und bewegt von ihrer Lebensgeschichte und ihrem Appell, nie wieder geschehen zu lassen, was sie erleben musste. Eine ihrer wichtigsten Botschaften lautete: ‚Seid Menschen, bleibt Menschen‘. Diese Botschaft werden wir – gerade in diesen Zeiten – in unserem Herzen bewahren. Margot Friedländers Engagement verdient höchste Anerkennung. Mein großer Respekt und Dank gilt ihrem Lebenswerk.“

Fotoquellen: TP Presseagentur Berlin

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