Unter dem Motto „Zum Gedenken an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus“ laden die Gedenkstätte Lieberose in Jamlitz, der Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V., das Justus-Delbrück-Haus | Akademie für Mitbestimmung Bahnhof Jamlitz und die Evangelische Kirchengemeinde Lieberose und Land am Sonntag, 10. November 2024, zum Erinnern an den 81. Jahrestag der Errichtung des KZ-Außenlagers Lieberose am 9. November 1943 ein.
Um 13.00 Uhr findet in der Evangelischen Landkirche zu Lieberose ein Jüdisch-christlicher Gedenkgottesdienst statt, der von Rabbiner Andreas Nachama, der Beauftragten für Erinnerungskultur und Antisemitismus der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Pfarrerin Marion Gardei, und dem Lieberoser Pfarrer Wolfgang Krautmacher gestaltet wird.
Um 14.30 Uhr beginnt im Justus-Delbrück-Haus in Jamlitz der zweite Teil der Veranstaltung mit Grußworten von Ran Ronen, Zentralrat der Juden in Deutschland, und von Sven Herzberger, Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald. Anschließend werden Gedenkstättenmitarbeiter Lars Larisch und Anett Quint als Leiterin des Justus-Delbrück-Hauses das gemeinsame Themenjahr „Stigmatisierung gestern und heute. Die Bedeutung gesellschaftlicher Ausgrenzung für die Betroffenen und die Allgemeinheit“ vorstellen. Dabei werden im Rahmen von Veranstaltungen und Bildungsangeboten die nationalsozialistische Verfolgung von sozial ausgegrenzten Menschen, die sich auch unter den Häftlingen des KZ-Außenlagers befanden, sowie die Arbeit mit jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen im Bahnhof Jamlitz thematisiert.
Schließlich wird Frank Nonnenmacher im Gespräch mit Katrin Grüber, Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte Sachsenhausen, sein Buch „Du hattest es besser als ich. Zwei Brüder im 20. Jahrhundert“ vorstellen. Darin schildert der emeritierte Didaktikprofessor die Lebensgeschichten seines Vaters und seines Onkels Ernst. Während der eine im 2. Weltkrieg zum gefeierten Helden der Luftwaffe wurde, rutschte der andere schon in seiner Jugend ins kleinkriminelle Milieu ab. 1941 wurde er von den Nationalsozialisten als „Asozialer“ zunächst ins KZ Flossenburg und später ins KZ Sachenhausen verschleppt. Nach der Befreiung litt Ernst lebenslang darunter, dass er nicht als NS-Opfer anerkannt wurde. Nonnenmacher war Initiator eines Appells an den Deutschen Bundestag, der 2020 zur Anerkennung dieser verleugneten NS-Opfer führte.
Im November 1943 traf in dem im südbrandenburgischen Dorf Jamlitz von der SS errichteten Außenlager Lieberose ein erster Häftlingstransport aus dem KZ Sachsenhausen ein. Insgesamt wurden hier bis Anfang Februar 1945 rund 6.000 bis 8.000 Häftlinge unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen für den Bau des Truppenübungsplatzes „Kurmark“ der Waffen-SS eingesetzt. Bei den Häftlingen handelte es sich überwiegend um Juden aus den besetzten europäischen Ländern, vor allem aus Ungarn und Polen. Unmittelbar vor der Räumung des Lagers ermordete die SS Anfang Februar 1945 auf dem Lagegelände mehr als 1.300 meist jüdische Häftlinge.
Von September 1945 bis April 1947 nutzte die sowjetische Besatzungsmacht das Lager als Speziallager Nr. 6. Von den ca. 10.200 Inhaftieren starben rund 3.400 an Hunger und Krankheiten. Seit 2003 erinnern zwei Freiluft-Ausstellungen am historischen Ort an die Geschichte der beiden Lager. 2018 wurde auf dem historischen Lagergelände ein Gedenkort für die Opfer des KZ-Außenlagers eingerichtet. Ende Juni 2023 wurde die Gedenkstätte Lieberose in Jamlitz Teil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, die den weiteren Ausbau dieses wichtigen Erinnerungsortes plant.
Sonntag, 10. November 2024
Zum Gedenken an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus – Gedenkveranstaltung anlässlich des 81. Jahrestages der Einrichtung des KZ-Außenlagers Lieberose in Jamlitz
13.00 Uhr: Jüdisch-christlicher Gedenkgottesdienst
Ort: Ev. Landkirche zu Lieberose | Markt 19 | 15868 Lieberose
14.30 Uhr: Projektvorstellung und Buchpräsentation
Ort: Justus-Delbrück-Haus | Akademie für Mitbestimmung Bahnhof Jamlitz | Am Bahnhof 1 | 15868 Jamlitz
Fotos: Andreas Nachama
Fotoquellen: TP Presseagentur Berlin