Vordereinstieg bei den BVG-Bussen in Berlin ab 3. Mai bleibt doch dicht.

Eigentlich wollten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ab 3. Mai wieder die vorderen Bus-Türen, die seit über einem Jahr pandemiebedingt zum Schutz von Busfahrerinnen und Busfahrern sowie Fahrgästen verschlossen geblieben sind, wieder öffnen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe hatten gleich zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 zum Schutz von Fahrpersonal und Fahrgästen den Ticketverkauf im Bus eingestellt, die erste Tür geschlossen und den Fahrerbereich zunächst provisorisch mit Folien abgetrennt. Seitdem wurden rund 1.400 Busse mit Trennscheiben für den Fahrerarbeitsplatz ausgerüstet. Die BVG hatte hierfür rund 2,1 Millionen Euro investiert, die Vielzahl der in Berlin eingesetzten Busmodelle machten Beschaffung und Einbau der Trennscheiben sehr aufwändig.

Eine Untersuchung der Technischen Universität Berlin und der Charité im Auftrag der BVG hätte nun aber bestätigt, dass die neu eingebauten Trennscheiben effektiv die Ausbreitung von Aerosolen aus dem Fahrgastraum zum Fahrpersonal verhindern und dieses gut abschirmen könnte. Hinzu käme der positive Effekt der Maskenpflicht: Seit April 2020 müssen Fahrgäste im Berliner Nahverkehr einen Mund-Nasen-Schutz tragen, seit März dieses Jahres sind dabei sogar FFP2-Masken vorgeschrieben. Die Maskendisziplin sei seit Monaten konstant hoch und liege täglich im Bereich von 97 bis 99 Prozent. 

Mit der Wiedereröffnung der vorderen Tür wollten die BVG dem Beispiel der meisten anderen Verkehrsunternehmen in Deutschland folgen, die den Umbau aufgrund kleinerer und einheitlicher Flotten schneller realisieren konnten und den Vordereinstieg zum Teil bereits seit längerem wieder ermöglichen.  

Parallel dazu wollten die BVG in einem Pilotprojekt den kontaktlosen Ticketverkauf im Bus starten, so dass es dann auch wieder Fahrscheine im Fahrzeug gegeben hätte. Bezahlt werden sollte mit Girokarte („EC-Karte“) und Kreditkarte oder mit Smartphone-Technologien wie Apple- oder Google-Pay. So sei ein naher und längerer Kontakt zwischen dem Fahrpersonal und den Kund*innen vermieden worden.

Die Fahrscheine im Bus sollten kontaktlos per NFC-Technologie bezahlt werden. Die Abkürzung steht für Near Field Communication (Nahfeldkommunikation). Diese Technik sei bereits in den allermeisten EC- und Kreditkarten integriert und an dem Symbol mit vier geschwungenen Strichen zu erkennen. Fahrgäste ohne Tickets hätten diese aber auch weiterhin am Automaten oder in den Verkaufsstellen erwerben können.

Ver.di gegen Türöffnung.

Gegen diese Wiedereröffnung der vorderen Tür in den Bussen wehrte sich die Gewerkschaft ver.di. Deren Landesfachbereichsleiter Verkehr in Berlin-Brandenburg, Jeremy Arndt, dazu: „Denn es lässt sich nicht erklären, warum der BVG-Vorstand den Vordereinstieg zu einem Zeitpunkt öffnet, wenn in Berlin gleichzeitig die Kitas wieder in den Notbetrieb gehen, die Schulen auf Distanzunterricht umstellen und die Geschäfte schließen müssen. Ist das Virus in BVG-Bussen etwa ein anderes als sonst wo in Berlin?“

Der BVG-Vorstand stütze sich zwar auf ein Gutachten der TU Berlin, das in erster Linie die Auswirkungen auf die Aerosolverbreitung innerhalb des Fahrgastraumes untersucht hat, aber nicht explizit und vollumfänglich den Fahrerarbeitsplatz. Bis zum heutigen Tag gäbe es aber keine Gefährdungsbeurteilung. Trotz großer Bedenken maßgeblicher Akteure wie Personalräten, Frauen- und Schwerbehindertenvertretungen sowie ver.di sei es der mittlerweile vierte Versuch, mitten in der dritten Welle der Pandemie den Vordereinstieg zu öffnen, so Arndt am vergangenen Mittwoch.

„Rolle rückwärts“.

Nach darauf hin erfolgten erneuten Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretungen und mit Rücksicht auf die Besorgnis vieler Fahrer*innen bleiben die Vordertüren an den Bussen der BVG doch vorerst weiterhin für den Fahrgastzustieg gesperrt. Darauf haben sich am Donnerstag am Rande einer Sitzung des BVG-Aufsichtsrates einvernehmlich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite geeinigt. Eine BVG-Sprecherin nannte das gegenüber der TP Presseagentur Berlin lakonisch „Rolle rückwärts“.

Eva Kreienkamp, Vorstandsvorsitzende der BVG: „Selbstverständlich nehmen wir die Sorgen unserer Fahrer*innen sehr ernst und können die Beunruhigungen in den Zeiten der Pandemie nachvollziehen. Wir haben uns nun gemeinsam darauf verständigt, zu den bisherigen Messungen im Fahrgastraum noch eine weitere Messung zum Verlauf der Aerosole direkt an den inzwischen umgebauten Fahrerarbeitsplätzen durchführen zu lassen. Wir gehen davon aus, dass so auch die letzten Sorgen vor einer eventuellen Ansteckungsgefahr abgebaut werden können. Gemeinsames Ziel ist es, dass alle Maßnahmen, die wir nun seit Beginn der Pandemie zum Schutz unserer Fahrer*innen unternommen haben, jegliche Gefährdung wirksam minimieren.“

Die ursprünglich für den 3. Mai 2021 angekündigte Wiedereröffnung des Vordereinstiegs an den Bussen der BVG wird daher nun bis zur Auswertung der Untersuchungsergebnisse verschoben. Das gelte auch für das angekündigte Pilotprojekt zum kontaktlosen Bezahlen.

Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin

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