„Brückenbauer zwischen Ost und West“ – Kosmonaut Sigmund Jähn verstorben.

Ein Nachruf.

„Mit großer Trauer“ haben der Vorstand und die Mitarbeitenden des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Nachricht zur Kenntnis nehmen müssen, dass Sigmund Jähn, der erste Deutsche im All, am 21. September 2019 verstorben ist.

„Mit Sigmund Jähn verliert die deutsche Raumfahrt einen weltweit anerkannten Kosmonauten, Wissenschaftler und Ingenieur“, sagt Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR, „Der erste Deutsche im All hat sich auch immer als Brückenbauer zwischen Ost und West im Sinne der friedlichen Nutzung des Weltraums verstanden. Seine Botschaft, für die Erde ins All, werden wir in ehrendem Gedenken bewahren und fortführen.“

Sigmund Jähn ist im Alter von 82 Jahren verstorben, ein knappes halbes Jahr nach Waleri F. Bykowski, mit dem er am 26. August 1978 gemeinsam in der sowjetischen Raumkapsel Sojus 31 zur sowjetischen Raumstation Saljut 6 flog.

Sigmund Jähn wurde als Sohn eines Sägewerkarbeiters und einer Hausfrau geboren.Nach der Volksschule absolvierte er von 1951 bis 1954 eine Lehre zum Buchdrucker. Danach war er Pionierleiter an der Zentralschule in Hammerbrücke. Am 26. April 1955 trat Jähn seinen Wehrdienst bei der VP-Luft, dem Vorläufer der Luftstreitkräfte der DDR, in Preschen an. Nach seiner Grundausbildung wurde er ab 1956 als Offiziersschüler an der OHS der LSK/LV in Kamenz und an der Fliegerschule in Bautzen, der Vorläufereinrichtung der späteren OHS für Militärflieger in Bautzen zum Flugzeugführer ausgebildet. 1958 kehrte er in sein Geschwader, das Jagdfliegergeschwader 8, nach Preschen zurück. 1960 wurde er mit seinem Geschwader an den endgültigen Standort Marxwalde (jetzt wieder Neuhardenberg) verlegt. Von 1961 bis 1963 war Jähn stellvertretender Kommandeur für Politarbeit einer Geschwaderstaffel. Danach leitete er bis 1965 im Geschwader den Bereich Lufttaktik/Luftschießen. Parallel legte er 1965 das Abitur ab. Im Anschluss daran wurde er zu einem Studium an die Militärakademie der Luftstreitkräfte „J. A. Gagarin“ in Monino bei Moskau delegiert. Er schloss dieses Studium als Diplom-Militärwissenschaftler ab. Von 1970 bis 1976 bekleidete Jähn die Funktion eines Inspekteurs für Jagdfliegerausbildung und Flugsicherheit beim Stellvertreter des Chefs LSK/LV für Ausbildung der Luftstreitkräfte im Kommando LSK/LV.

Im Rahmen des Interkosmos-Programms kamen Oberstleutnant Jähn und drei weitere Kandidaten (Eberhard Köllner, Rolf Berger und Eberhard Golbs) ab 1976 in die engere Wahl zur Kosmonautenausbildung. Jähn und Köllner erhielten den Zuschlag. Neben Jähns Flugerfahrung und seinen sehr guten Russischkenntnissen trugen auch seine Arbeiterherkunft und sein früher Eintritt in die SED zu seiner Auswahl bei.(Quelle: Wikipedia)

Jähn flog am 26. August 1978 in der sowjetischen Raumkapsel Sojus 31 zusammen mit Waleri Fjodorowitsch Bykowski zur sowjetischen Raumstation Saljut 6. Der Flug dauerte 7 Tage, 20 Stunden, 49 Minuten und 4 Sekunden. Während der 125 Erdumkreisungen führte Jähn zahlreiche Experimente durch. Dazu zählten wissenschaftlich-technische Experimente mit der Multispektralkamera MKF 6 zur Erdfernerkundung, materialwissenschaftliche Experimente, Experimente zur Kristallisation, Formzüchtung und Rekristallisation sowie Züchtung eines Monokristalls, medizinische Experimente, Untersuchung der Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf das Sprechvermögen, arbeitspsychologische Untersuchungen, Überprüfung der Hörempfindlichkeit der Stammbesatzung, biologische Experimente zum Zellwachstum in der Schwerelosigkeit und zur Verbindung von Mikroorganismen mit organischen Polymeren und anorganischen Stoffen.

Bekannt wurde die im Fernsehen gezeigte Puppenhochzeit des von Jähn mitgebrachten DDR-Sandmännchens mit der sowjetischen Fernsehpuppe Mascha, die Waleri Bykowski gestellt hatte.

Sojus 31 blieb als Rückkehrkapsel für die Stammbesatzung an Saljut 6 angedockt, die maßgeschneiderten Sitze wurden in die Rückkehrkapsel Sojus 29 umgeladen.

Eine unerwartet harte Landung der Kapsel führte bei Jähn zu bleibenden Wirbelsäulenschäden. Da der relativ kleine Kapsel-Kommandant den Schalter zur Loslösung des Fallschirms nur unter Schwierigkeiten verspätet erreicht hatte, löste sich der Schirm nicht rechtzeitig von der Landekapsel, wodurch diese sich mehrfach überschlug und durch die Steppe geschleift wurde. (Quelle: Wikipedia)

Wir trafen Sigmund Jähn vor zwei Jahren bei dem wirtschafts- und kulturpolitischen Sprecher der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, Frank Jahnke, und hatten dort auch die Gelegenheit ihn zu interviewen.

Sigmund Jähn wird für immer in unseren Gedanken verbleiben.

Müller zum Tod von Sigmund Jähn.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat mit Betroffenheit vom Tod des ersten deutschen Raumfahrers und Ehrenbürgers von Berlin, Sigmund Jähn, erfahren.

Müller: „Sigmund Jähn war ein mutiger Mann, und er war ein Pionier, der ein großes Risiko auf sich genommen hat und der damit der Menschheit neue Dimensionen mit erschlossen hat. Er hat mit großer Begeisterung seine Erfahrungen an jüngere Menschen weitergegeben, und er war ein liebenswürdiger Gast, so oft, wie er immer wieder bei uns im Roten Rathaus gewesen ist. Die Berlinerinnen und Berliner trauern um einen sympathischen und verdienten Ehrenbürger unserer Stadt. Wir werden Sigmund Jähn ehrendes Andenken bewahren.“

Der Regierende weiter: „Sigmund Jähn hat seinen Kommandanten Waleri Fjodorowitsch Bykowski, mit dem er 1978 im Raumschiff Sojus 31 als erster Deutscher in den Weltraum geflogen ist, nur um wenige Monate überlebt. Beide haben sich auf ihrem Flug eine Woche in der Raumstation Saljut 6 aufgehalten, beide sind Freunde geworden und beiden ist gemeinsam die Ehrenbürgerwürde Berlins verliehen worden. Ich erinnere mich gut an den bewegenden Moment, als Sigmund Jähn sich im Roten Rathaus ins Kondolenzbuch für seinen russischen Kameraden eingetragen hat. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen, Freunden und besonders bei der um ein prominentes Mitglied trauernden internationalen Familie der Raumfahrer.“

Fotoquellen/Video: TP Presseagentur Berlin

Fotoquelle (Bykowski und Jähn): By Bundesarchiv, Bild 183-T0905-107 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5370450

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*