Hamburg und ZEIT STIFTUNG BUCERIUS setzen Zeichen für Pressefreiheit und mutigen Journalismus.
Der Platz an der Feldbrunnenstraße / Ecke Binderstraße direkt vor der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS in Hamburg Rotherbaum heißt nun Anna-Politkowskaja-Platz. Bei einer feierlichen Einweihung am Donnerstag, 10. Oktober 2024 – kurz nach dem Jahrestag ihrer Ermordung – wurde im Beisein von Familie und Weggefährtinnen und Weggefährten von Anna Politkowskaja sowie Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda, der stellvertretenden Bezirksamtsleiterin Sonja Böseler und weiterer Vertreterinnen und Vertretern von Politik und Bezirk das neue Straßenschild enthüllt. An einem Gedenkstein in unmittelbarer Nähe an dem Platz legten die Familie und die Gäste Blumen nieder.
Die russische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Anna Politkowskaja, die wie keine Zweite weltweit für den unermüdlichen Kampf um Pressefreiheit und Gerechtigkeit steht, war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen worden. Es war das tragische Ende eines jahrzehntelangen journalistischen Kampfes: In ihrer Arbeit hatte Politkowskaja immer wieder offen das russische Regime kritisiert.
Ilya Politkowski, Sohn von Anna Politkowskaja: „Für unsere Familie ist dies nicht nur ein Platz. Er ist ein Symbol dafür, dass Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit grundlegende Werte bleiben. Dieser Ort wird uns daran erinnern, dass es Menschen wie meine Mutter gibt, die sich nicht scheuen, gegen den Strom zu schwimmen und für die Wahrheit zu kämpfen. Es ist wichtig, dass ihr Name hier auf diesem Platz in Hamburg und in anderen Teilen der Welt gehört wird. Es ist eine Erinnerung daran, dass die Wahrheit gehört werden muss.“ Und weiter: „Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass das Verbrechen immer noch nicht aufgeklärt ist. Die Auftraggeber sind nicht gefunden worden, andere Verbrecher, außer den Tätern, sind nicht verurteilt worden.“
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit dem Anna-Politkowskaja-Platz erinnern wir an eine große Journalistin und unerschrockene Kämpferin für Freiheit und Gerechtigkeit, die für ihre Kritik am autoritären russischen Staat mit dem Leben zahlen musste. Die Benennung ist Ausdruck unserer tiefen Dankbarkeit für ihr Wirken und Ermahnung, die Freiheit der Presse immer wieder neu als Grundpfeiler offener, demokratischer Gesellschaften zu verteidigen.“
Manuel Hartung, Vorstandsvorsitzender der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS: „Die Verteidigung von Pressefreiheit ist Teil der DNA der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS. In einer Zeit, in der Pressefreiheit weltweit, auch in Deutschland auf vielen Ebenen angegriffen wird, ist dies wichtiger denn je. Mit beispiellosem Mut hat Anna Politkowskaja für freie Berichterstattung gekämpft. Vor 22 Jahren konnten wir sie und die Redaktion der Nowaja Gaseta persönlich dafür im Hamburger Rathaus ehren. Ihr Andenken ist ab heute für jeden Bürger sichtbar. Der Anna-Politkowskaja-Platz direkt vor der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS ist uns eine tägliche Mahnung an den Wert von Pressefreiheit für eine wehrhafte Demokratie.“
Hamburg erhält den ersten Anna-Politkowskaja-Platz in Deutschland
Der Anna-Politkowskaja-Platz in Hamburg Rotherbaum ist der erste nach ihr benannte Platz in Deutschland. Damit setzen die Stiftung und die Stadt Hamburg ein starkes Zeichen für Pressefreiheit und mutigen Journalismus und machen das Andenken an die Journalistin nun auch in Hamburg und Deutschland sichtbar. Die Benennung erfolgte auf Initiative der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und auf Antrag der Fraktionen im Bezirk. Die für die Benennung der Verkehrsflächen zuständige Senatskommission hat dies auf Vorschlag des Bezirks Eimsbüttel beschlossen. Zuvor waren unter anderem in Frankreich, Italien, Georgien und Österreich Verkehrsflächen nach Anna Politkowskaja benannt worden.
Unmittelbar unter dem neuen Straßenschild erinnert auch ein Gedenkstein aus grauem Basalt an die Ausnahme-Journalistin und ihren Kampf um Pressefreiheit. Neben einer Tafel aus Bronze mit ihren Daten ziert den kantigen Stein ein Zitat von Anna Politkowskaja auf Deutsch und auf Russisch: „Wenn ich nicht mehr schreibe, haben meine Feinde ihr Ziel erreicht.“ Ein QR-Code verlinkt zudem auf eine Webseite, die weitere Informationen über das Leben und Wirken von Anna Politkowskaja in deutscher, russischer und englischer Sprache bietet. Den Gedenkstein hatte die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS in enger Abstimmung mit der Familie umgesetzt.
Anna Stepanowna Politkowskaja – Wirken und Verbindung zu Hamburg
Als Journalistin gehörte Anna Politkowskaja der Redaktion der bekannten Moskauer Tageszeitung Nowaja Gaseta an, die als eine der letzten unabhängigen landesweiten Zeitungen Russlands galt. In ihren investigativen Veröffentlichungen berichtete sie unter anderem über den Krieg in Tschetschenien oder Korruption in Russland. Politkowskaja publizierte auch bei anderen Medien und veröffentlichte mehrere Bücher, darunter „Russisches Tagebuch“ oder „In Putins Russland“. Ihr Wirken erstreckte sich auch auf Hamburg: 2002 nahm Anna Politkowskaja für die Zeitung Nowaja Gazeta den Gerd Bucerius-Förderpreis Freie Presse Osteuropas (heute Free Media Award), der von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und der norwegischen Stiftung Fritt Ord vergeben wird, im Hamburger Rathaus entgegen. Sie publizierte bei einem Hamburger Verlagshaus und 2001 auch bei DIE ZEIT unter anderem einen Bericht über die Gefangenenlager der russischen Armee in Tschetschenien.
Hamburger Woche der Pressefreiheit
Das von der Platzbenennung ausgehende starke Signal für die Pressefreiheit leitet nahezu unmittelbar über auf die „Hamburger Woche der Pressefreiheit“, die vom 13. bis 18. Oktober 2024 im gesamten Hamburger Stadtgebiet stattfindet. Gemeinsam mit über 30 Partnerinnen und Partnern macht sich die Stiftung hier in über 30 Einzelveranstaltungen stark für unabhängige Berichterstattung und den Wert von freien Medien für unsere Demokratie. Die Hamburger Woche der Pressefreiheit ist eine gemeinsame Initiative der Körber-Stiftung und der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS.
Weitere Informationen und das gesamte Programm finden Sie unter www.pressefreiheit.hamburg
Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin